WTF St.Pauli

Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, eigene Zeichnungen auf einem fast 90-Meter-Banner in einer der meistbesuchten Straßen der Welt zu sehen … (hab gerade Gänsehaut beim Schreiben).
1. what the fear

Das Projekt wtf - what the fear macht auf Gewalt- und Diskriminierungsformen auf der Reeperbahn aufmerksam. Es wird vom Clubkombinat Hamburg e.V. realisiert und von der Kulturbehörde gefördert.
Das heißt, ich wurde beauftragt und bezahlt, um meine Bilder auf fast einem Zehntel der gesammten Reeperbahn auszustellen … na ja, es geht dabei natürlich nicht um mich als Künstlerin, aber es fühlt sich so viel besser an, als eine Ausstellung!

Auf den Bildern sieht man Szenen aus dem Partyleben mit Zitaten, die zum Teil aufmerksam machen und zum Teil inspirieren und ermutigen sollen, Gewalt und Diskriminierung sichtbar und hörbar zu machen. Um sich zur Wehr zu setzen oder anderen zu helfen.


Vom 19.6. bis 3.8. soll der Banner dort hängen. Der wichtigste Teil des Projekts ist die anonyme Meldestelle. Dort kann man Erfahungen teilen, Fälle melden, Wünsche äußern und Feedback geben.
Dazu wurde für die gesamte Laufzeit ein gläserner Container auf dem Spielbudenplatz, direkt vor dem Banner aufgestellt. Letztes Wochenende hat das Containerteam seine Feuerprobe beim Schlagemove bestanden.

Wenn Du gern auf der Reeperbahn unterwegs bist, schau vorbei, rede mit den Leuten, die dort von Donnerstag bis Sonntag von 17 bis 23 Uhr dafür bereit stehen und melde Deine Erfahrungen bei der anonymen Meldestelle (Si apre in una nuova finestra).
Denn nur was sichtbar ist, kann verändert werden.
2. Face to Place. Nele
Nele und ich treffen uns gelegentlich entweder vor ihrer Garage, bei mir auf dem Balkon oder im Atelier zum Zeichnen und Reden.
Wir reden über Kunst, Leute und Ideen. Nele stellt gern Fragen und hat im Selbstverlag ein Buch veröffentlicht – “Was dann?”.
Diese zwei Bilder sind von Nele. Großartig!
Letztens haben wir uns gegenseitig gezeichnet. Momentan beschäftigt sich Nele mit Füßen.
Kreide findet sie toll, weil sie nicht bleibt. Man kann sie beliebig oft und kurzfristig im öffentlichen Raum einsetzen.
Beim wtf-Projekt möchten Nele und ich eine Aktion mit Kreide machen. Damit wollen wir Menschen motivieren, sich mit Räumen auseinander zu setzen: Freiräumen, Spielräumen, Schutzräumen … und was uns sonst noch alles einfällt.
3. Skizzensafari
… fiel fast ins Wasser.
Um 11 Uhr am Sonntag trafen sich 13 Nerds am Fischmarkt, um im Regen zu Zeichnen. “Die Marktzeit war um 9 Uhr 30 beendet …” tönte es schon eine Stunde zuvor aus den Lautsprechern.
Zwischen Tourist:innen und Stadtreinigungswagen haben wir Hintergründe und Strukturen erforscht. Geplant habe ich eigentlich im Kapitän-Schröder Park hinter dem Fischmarkt zu zeichnen, aber dafür gab es dort zu wenig Schutz vor dem Regen.
Jedes Jahr im Sommer helfe ich der Skizzensafari (Si apre in una nuova finestra) mit meiner Expertise aus. Ich fühle mich dabei wie der Kung-Fu-Panda im dritten Teil: “Wenn Du weiterkommen willst, musst Du unterrichten!” oder “Ich will euch gar nicht zu mir machen – ich will euch zu euch machen!”
Die nächste Skizzensafari führe ich an die Alster am 20. Juli. Da werden wir voraussichtlich Spiegelungen im Alsterwasser zeichnen. Also im hamburger Fluss, nicht im Getränk ;) Falls Du mitmachen möchtest, melde Dich auf der Seite zum Newsletter (Si apre in una nuova finestra) an. Der Newsletter informiert über die anstehenden Termine, ist gut gestaltet, knapp und nervt nicht.
4. Vorsicht Glass

… stand auf dem Geschenkumschlag zu meinem Geburtstag.
Philipp Glass ist ein berühmter zeitgenössischer Komponist. Ich wette, Du hast schon etwas von ihm gehört.
Ich kenne seine Musik vom Soundtrack, den er zu dem Film “The Hours” komponiert hat. Die Musik hat mich damals nachhaltig beeindruckt und ist für immer im Gedächtnis geblieben. Sie erinnert mich an meine geliebte Chaostheorie: Muster, die sich selbst kopieren und dadurch eine intensive Stimmung erzeugen. Kleinste Abweichungen werden immer wieder aufgenommen und in die Melodie verflochten. Das hat etwas archaisches. Wie Berggipfel. Diese Kunstrichtung wird auch Minimal Music genannt.

Das Konzert in der Elbphi habe ich mir zum Geburtstag gewünscht. Zehn bekannte Komponist:innen haben nacheinander jeweils zwei Stücke aus den Etüden-für-Klavier-Serie gespielt. Auf der Bühne stand ein Flügel und neun Stühle im Halbkreis (einer war immer am Instrument). Jedes Mal, wenn eine neue Komponistin dran war, wurde ein Stuhl ausgetauscht.

Ich wusste nicht, dass man Glass-Stücke wie Jazz spielen und hören kann. Kann man!
5. Uuga again

Apropos Jazz. Wenn Du schon länger dabei bist, weißt Du, dass ich mit der Band Uuga bereits hier (Si apre in una nuova finestra) ein Interview veröffentlicht habe. Wenn nicht, lies es gern, das ist eins meiner Lieblingsinterviews.
Die letzten zwei Jahre hat das Trio aus einer klassischen Kontrabassistin, einem Schlagzeuger und einem E-Gitaristen Babypause gemacht und sich im Juni zum ersten Mal wieder auf der Bühne zusammengefunden.

Dafür musste man fast bis nach Flensburg fahren, aber es hat sich gelohnt. Die Psychedelic-Jazz-Band macht irre Töne und kuriose Bilder im Kopf.
Mein 11-jähriges Kind fand das interessant. Er meinte, er konnte sich richtig Geschichten dabei vorstellen.
Die Bandmitglieder haben auch mittlerweile Kinder. Wir haben dann darüber spekuliert, wie die nächsten Alben heißen könnten: “Pubertät” zum Beispiel, oder “Trotzphase”.

Höre gern in ihr letztes Album rein, wenn Du experimentelle Musik magst. Den Link findest Du unten.
Das war´s von mir und vom Juni.
Wenn Du kannst und es noch nicht tust, unterstütze mich mit einer Mitgliedschaft!
Tschüss
Julia Zeichenkind
LINKS
wtf - what the fear:
https://wtf-stpauli.org/ (Si apre in una nuova finestra)Termine Skizzensafari:
https://www.skizzensafari.de/termine/ (Si apre in una nuova finestra)Uuga auf Bandcamp:
https://uuga.bandcamp.com/album/triage (Si apre in una nuova finestra)