Zeitlang im August: Zwei Ausflüge für Daheimgebliebene
Vor mir liegt die neue Brand-Eins-Ausgabe auf dem Balkontisch, der Titel „Sehnsucht“. Eine Frauenhand mit rot lackierten Fingernägeln gleitet über das blau-türkisfarbene Wasser. Gutes Cover, mich hat’s auf jeden Fall sofort gekriegt! Und, obwohl ich im Moment alle beneide, die ihren August jenseits des Brenners verbringen, hat meine Sehnsucht gerade kein bestimmtes Ziel, sie gilt eher einem Zustand. Diesem Urlaubszustand: nichts im Kopf, kein Blick auf die Uhr, einfach gucken und lesen und sein. Und manchmal fällt mir wieder ein: Dafür muss ich gar nicht weit fahren. Das finde ich auch zuhause!
Wohin auch immer eure Sehnsucht gerade hin will – ich wünsche euch, dass ihr ihr im August folgen könnt.
Wie am Sonntagabend, als zwei Freundinnen auf meinem Balkon saßen. Kleine Lichter, lautes Lachen, eine warme Nacht – und plötzlich war es spät. Oder letzte Woche, als ich zum ersten Mal zum Kloster Andechs gewandert bin: über weite Wiesen und durch kühle Wälder, bis ich schließlich vor dem goldschimmernden Klosterbier im Biergarten saß. Oder an einem dieser Regentage, als ich mit einer Freundin in die Sauna am Schliersee geflüchtet bin: Wir blieben bis zum letzten Aufguss, saßen im Bademantel auf der Dachterrasse und sahen zu, wie das letzte Abendlicht sanft die Bergspitzen streifte. Am Vormittag hatte ich noch gearbeitet – doch das war weit, weit weg.
Deshalb widme ich diese Ausgabe allen Daheimgebliebenen und schreibe über meine zwei Lieblingsausflüge im Münchner Umland, die sich immer auch ein bisschen nach Urlaub anfühlen. Ich hoffe, ihr habt diesen Sommer ganz viele, schöne Momente, in denen ihr die Zeit vergesst. Und wohin auch immer eure Sehnsucht gerade will – ich wünsche euch, dass ihr ihr im August folgen könnt.

Spazieren und einkehren: Das Ähndl im Murnauer Moos
Jedes Mal, wenn ich im Murnauer Moos bin, verliebe ich mich neu in Bayern. Das liegt zum einen an der wunderschönen Landschaft, zum anderen an dem fantastischen Essen. Ich glaube, wenn ich bis zu meinem Lebensende nur einen Spaziergang machen dürfte, dann wäre es dieser: Zuerst läuft man ewig durchs weite Moorgebiet, das zu jeder Jahreszeit anders aussieht, und kehrt danach im Ähndl ein. Schon in einer älteren Ausgabe habe ich mich darüber beklagt, dass München so wenige gute Wirtshäuser hat. Wer bayerisch essen will, muss oft ins Umland fahren – wie zum Vaas in Forstinning (Si apre in una nuova finestra) oder eben zum Ähndl (Si apre in una nuova finestra). Übrigens habe ich letzte Woche auch im Klostergasthof von Andechs (Si apre in una nuova finestra) wirklich gut gegessen!

Besonders am Ähndl ist nicht nur die Lage mitten im Naturschutzgebiet, sondern auch die Speisekarte: Krustenbraten vom Wammerl, ein Fischeintopf nach Bouillabaisse-Art oder der Ähndl-Burger mit Blaukrautsalat. Natürlich gibt es auch sämtliche Wirtshaus-Klassiker: ein gutes Schnitzel (vom Schwein), ein Wildragout mit Serviettenknödeln und Blaukraut, Käsespätzle mit Zwiebeln, Frühlingslauch und Radieschen-Pickels. Dazu kommen noch ein paar Eigenkreationen vom Ähndl, die ebenso gelingen – wie das gebratene Forellenfilet mit bayrischem Kimchi, Teigtaschen und Sesam oder „Kaspress mal anders“ mit Brioche, Blaukraut-Salat und Rosmarin-Kartoffeln.
Jedes Mal, wenn ich im Murnauer Moos bin, verliebe ich mich neu in Bayern. Das liegt zum einen an der wunderschönen Landschaft, zum anderen an dem fantastischen Essen.
Je nach Saison gibt es auch eine Spargelkarte sowie verschiedene Kuchen des Tages. Beim unserem letzten Besuch bestellten wir zum Nachtisch noch einen Apfelkuchen, der so lecker war, dass man meinen könnte, er sei frisch von der Oma gebacken. Aber auch mit Kaiserschmarrn oder Apfelstrudel macht man im Ähndl nichts falsch! Und zu dem ausgezeichneten Essen kommt noch diese wahnsinns Terrasse: Leicht erhöht auf einem kleinen Hügel sitzt man im Biergarten und hat einen wunderbaren Blick auf das Murnauer Moos und die Berge. Nebenan steht eine kleine Kirche, der Himmel strahlt weißblau, das Bier schmeckt – das ist wohl das Bayern, für das Leute aus der ganzen Welt herkommen.

Gaststätte Ähndl, Ramsach 2, 82418 Murnau am Staffelsee (Si apre in una nuova finestra)
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Baden und Iced Coffee trinken: Das Momo in Tutzing
Der Kustermannpark in Tutzing (Si apre in una nuova finestra) ist für mich der schönste Orte zum Baden: gut erreichbar mit S-Bahn oder Zug, angenehm schattig, mit wahrscheinlich dem schönsten Blick auf die Berge – und sogar Hunde dürfen mitkommen. Letzte Woche war ich wieder an dem Ufer, das mich auch nach 15 Jahren noch umhaut. Wenn ich die Wiese zum See hinunterlaufe, mit Blick auf das glasklare Wasser, weiß ich nicht, wo es noch schöner sein könnte. Lange habe ich diese Badestelle am Starnberger See deshalb nur meinen engsten Freund:innen verraten, weil ich nicht wollte, dass sie sich herumspricht. Doch inzwischen hat dort ein Café mit Concept-Store eröffnet, das sogar in der Süddeutschen Zeitung besprochen wurde – und damit ist es wohl vorbei mit der Geheimniskrämerei.

Zuerst wusste ich ehrlich gesagt nicht, wie ich zu der Caféeröffnung stehen sollte. Klar, das war immer der einzige Minuspunkt am Kustermannpark – dass es hier eben keinen Kiosk oder eine andere Gastronomie gab. Aber das hat auch immer dafür gesorgt, dass nicht allzu viele Leute hier waren. Wenn man ein Eis oder auf Toilette wollte, konnte man zur Tankstelle nebenan. Aber nach meiner anfänglichen Skepsis muss ich sagen: Mit dem „Momo (Si apre in una nuova finestra)“ eröffnen sich ganz neue Welten. Plötzlich kann man Iced Coffee auf der Terrasse trinken, eine Badepause mit Kuchen einlegen oder den kleinen Hunger stillen, wenn man die Brotzeit zu Hause vergessen hat.
Ein Ufer, das mich auch noch 15 Jahren noch umhaut: Wenn ich die Wiese zum See hinunterlaufe, mit Blick auf das glasklare Wasser, weiß ich nicht, wo es noch schöner sein könnte.
Am vergangenen Freitag saß ich mit meiner Schwester draußen unter einem der Sonnenschirme. Unsere Bikinis und Haare waren noch nass vom See, vor uns knackten die Eiswürfel im Glas – und das Urlaubsgefühl stellte sich fast automatisch ein. Wir sahen den weißen Segelschiffen zu, die gemächlich über den See schipperten, und waren einfach zufrieden. Und dann ist auch noch das Haus so schön: Die Kustermannvilla ist fast 150 Jahre alt, überall Stuck und Deckenmalereien, Flügeltüren und große Fenster. Der Wintergarten der Villa bietet einen besonders guten Blick auf den See und ist sicherlich auch an kühleren Tagen einen Besuch wert.

Café Momo, Hauptstraße 2, 82327 Tutzing (Si apre in una nuova finestra)
Was ist Zeitlang?
Zeitlang ist ein unabhängiger und persönlicher Newsletter, in dem ich sowohl über Lieblingsorte in meiner Heimatstadt München als auch auf der ganzen Welt erzähle. Im Bayerischen bedeutet „Zeitlang“ Heimweh und Sehnsucht. Einmal im Monat schreibe ich hier also über besondere Restaurants, Cafés, Hotels und Orte, nach denen ich Zeitlang habe. Das kann der kleine Park nebenan sein, genauso wie das Designhotel am anderen Ende der Welt.
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Wer schreibt hier?

Ich bin Anja Schauberger, geboren in München und arbeite seit über zehn Jahren als Journalistin und Autorin mit dem Schwerpunkt auf Regionales und Reise. Von 2016 bis 2019 habe ich als Redaktionsleiterin das Stadtmagazin Mit Vergnügen München aufgebaut. Seitdem schreibe ich frei unter anderem für die Kolumne „Hotel Europa“ im SZ-Magazin (Si apre in una nuova finestra) sowie über (Sterne)-Gastronomie bei München Tourismus (Si apre in una nuova finestra). Außerdem gebe ich Reise-Tipps im Merian (Si apre in una nuova finestra) und schreibe für das Werde Magazin (Si apre in una nuova finestra) sowie The Weekender (Si apre in una nuova finestra). Mehr zu meiner Arbeit gibt es auf Torial (Si apre in una nuova finestra) oder meiner Website (Si apre in una nuova finestra).
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