Was sich Altech vom Net Zero Valley verspricht
HINTERGRUND / UNTERNEHMEN IM KREIS BAUTZEN
Juli 2025
Das australische Unternehmen ist mit seinem Batteriewerk in Schwarze Pumpe aus dem Zeitplan geraten. Dabei zählt jeder Tag im Rennen um Investitionen und Aufträge.
von Christine Keilholz

Carsten Baumeister steht inmitten summender Maschinen. Ein ermutigendes Geräusch, da die Dinge nun angelaufen sind. Seit dreieinhalb Jahren residiert Altech in Schwarze Pumpe. Im Gründungszentrum Dock3 besetzt das australische Unternehmen mehrere Büros. Nebenan in den Werkstatträumen ist die Forschungsfabrik eingerichtet, dort arbeiten 14 Leute für Altech. Seit Anfang Mai wird hier endlich produziert, wenn auch noch nicht für den Markt. In einem Jahr soll es soweit sein.
Soeben hat die Altech Batteries die Umwelt- und Baugenehmigung für eine 120-MWh-Produktionsanlage bekommen. In den nächsten Wochen soll der Bau beginnen. Derzeit laufen die Verhandlungen mit Banken, Fördermittelgebern und Investoren, damit eins der bedeutendsten Batterieprojekte der Lausitz Realität werden kann. Mehr als 150 Millionen Euro will Altech investieren. „Nichts ist wichtiger als schnelle Abläufe im Batteriegeschäft“, sagt Baumeister. „Jeder Tag, den wir warten, wirft uns zurück.“
Elektromobilität ist ein reger Markt mit vielen Forschungsaktivitäten. Was sie hier in Schwarze Pumpe machen, hat Alleinstellungswert, betont Baumeister. Altech arbeitet an einem Speicherverfahren mit Salz und hochreinem Aluminium. Eine Technologie, die ohne die kritische Ressource Lithium auskommt. Hierfür hat das Unternehmen seine ursprünglichen Planungen für Schwarze Pumpe abgewandelt. Aber, das betont Baumeister, es bleibe dabei: Altech hat im Schatten des Kraftwerks Schwarze Pumpe Großes vor.
Schnelle Verfahren entscheidend im Batteriegeschäft
Ursprünglich wollte die Altech Advanced Materials hier ein Anoden-Geschäft auf großer Fläche aufziehen. Dafür sicherten sich die Australier 2020 ein entsprechendes Areal auf sächsischer Seite. Es war ein Ansiedlungscoup für den Industriepark rund um das Kraftwerk, der ein neues Portfolio für die Zeit nach der Braunkohle sucht. Die Herstellung hätte schon Ende 2024 beginnen sollen.
Doch das Anoden-Projekt ließ sich nur langsam umsetzen. Inzwischen hat Altech sein Engagement auf mehrere Standbeine gestellt, darunter das sogenannte Cerenergy-Projekt. Die Holding Altech Advanced Materials mit Sitz in Frankfurt/Main will mit Cerenergy am Markt für Festkörperbatterien für stationäre Batterieanwendungen teilnehmen. Die Prozesse dauern trotzdem lange. Die Baugenehmigung inklusive Immissionsschutz-Prüfung hat 14 Monate und 375.000 Euro gekostet. Ein Unding, meint Baumeister, da man hier doch in einem Industriegebiet sei.
Baumeister war einer der ersten Vorkämpfer für das Net Zero Valley aus der Wirtschaft. Die Ansiedlung, der er sich verschrieben hat, würde in einer solchen Sonderwirtschaftszone leichter und schneller zum Erfolg werden. Wenn die Lausitz automatisch als Industriecluster gilt, meint er, dann gehe all das, was ihn jetzt noch intensiv beschäftigt, hoffentlich schneller: „Wenn man im Batteriesektor ist und alle Formulare ausgefüllt hat, dann kann die Genehmigung in zwei Wochen da sein.“ Tempo ist entscheidend, wenn man sich einen guten Platz sichern will in der neu entstehenden Landschaft der Batteriehersteller.
4.000 Container auf 60 Hektar
Diese Landschaft sieht anders aus, als noch vor wenigen Jahren erwartet. Dem Boom, den Tesla mit seiner Gigafabrik in Grünheide ausgelöst hat, folgten einige Aktivitäten. Die Nachfrage nach Speichertechnologie und ihren Produkten war enorm. Chinesische Hersteller meldeten Interesse an, Fabriken zu bauen, einige in der Lausitz. Brandenburg verpasste sich ein Label als Autoland (Opens in a new window), wollte den Schwung erhalten. Doch der scheint nun verpufft zu sein. SVolt hat seine Ansiedlung in Lauchhammer abgesagt (Opens in a new window). Porsche wird allem Anschein nach nicht in Schipkau bauen. Der US-Gigant Tesla verliert an Ansehen.
Geblieben ist Altech - und wartet auf den Startschuss für die Investition. Im ersten Schritt sollen in der Fabrik 100 Großbatterien pro Jahr im Format von Seecontainern entstehen. Danach peilt das Unternehmen die zweite Ausbaustufe an mit 4.000 Container pro Jahr an. Die sollen auf 60 Hektar Fläche stehen. „Das ist eine Größenordnung, in der man wirtschaftlich mit chinesischen Herstellern mithalten kann“, sagt Baumeister. „Wir müssen unmittelbar nach der ersten Ausbaustufe die zweite Stufe anfangen, damit das wirtschaftlich ist.“ sagt Baumeister. Die starke Präsenz von Altech in der Lausitz hat auch mit ihm zu tun. Der Maschinenbau-Ingenieur aus Rostock ist seit 35 Jahren Lausitzer und lebt in Hoyerswerda. Seinen Job beim Batteriehersteller Skeleton Technologies gab er auf, als Altech bei ihm anklopfte.
Altech ist ein Bergbau-Unternehmen und fand auf der Spur der natürlichen Ressourcen in die Lausitz. Es lockten Kaolin-Vorkommen in der Oberlausitz, dazu Arbeitskräfte, Infrastruktur und eine verlässliche Förderstruktur. Doch einige dieser Standortfaktoren sind ins Wackeln gekommen. Die große Förderung, die Altech aus einem Programm des Bundeswirtschaftsministeriums erwartet hatte, blieb aus. Das hat die Fabrik-Planungen um ein Dreivierteljahr zurückgeworfen.
Rückenwind aus Dresden
Mit den abgesagten Ansiedlungen aus der Branche ist für Altech das Feld möglicher Investoren und Großkunden kleiner geworden. Unsicher ist auch, ob die Batteriefabrik den erneuerbaren Strom, den sie braucht, aus der Nähe bekommen kann. Seit den Kommunalwahlen vor einem Jahr ist die Zustimmung für Energieprojekte nicht mehr leicht zu haben. In Spremberg hat sich das Stadtparlament lediglich darauf verständigt, elf Windräder im Stadtwald zu erlauben. Altech braucht allerdings mehr grünen Strom, wenn sie Mitte 2026 mit der Produktion beginnen und im Herbst 2027 auf Vollast gehen wollen. Die Planung für einen Windpark müssten also jetzt beginnen.
Ungebrochen ist der Rückenwind vom Land. „Altech ist für uns ein wichtiges Projekt, mit dem wir uns schon lange intensiv beschäftigen“, sagt Thomas Horn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen, auf Anfrage von Neue Lausitz. „Die Ansiedlung passt sehr gut in die künftige Ausrichtung der Lausitz als Standort für Zukunftstechnologien und strahlt auch überregional von hier aus.“
Um zu zeigen, dass es ihnen ernst ist, hat Altech 2024 einen Vertrag mit den Nachbarn geschlossen. Die Energiefirmen Enertrag und Energiequelle haben sich bereit erklärt, die Altech-Fabrik mit 100 Prozent erneuerbarem Strom zu versorgen. Beide Unternehmen sind seit einigen Jahren im Industriepark vertreten. Alles in allem, sagt Baumeister, sind die Standortbedingungen in Schwarze Pumpe noch immer gut.