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BIAM 13/25

Liebe Lesenden!

„Tanzen Sie mit dem Schattenkind und alles wird gut.“ - „Da müssen Sie halt an die Glaubenssätze ran.“ - „Auf jeden Fall sollten Sie mal nachschauen, ob nicht ein Traumata an Sie vererbt wurde.“

Wenn wir dann den ganzen psychischen Ballast abgeworfen haben, brav die kognitive Verhaltenstherapie einübten, dann werden wir … nicht automatisch dünner. Das versprechen zwar unzählige Ratgeber*innen, aber wahrer wird das auch sicherlich nicht. Doch da wir einfache - nun ja, was ist bei der Psyche schon einfach - Lösungen bevorzugen und Abkürzungen lieben, ist der Ratschlag der Ernährungspsycholog*innen halt der, dass wir uns mit unseren inneren Kindern versöhnen müssen, dass wir nur unserer Glaubenssätze in Angriff nehmen müssen, dass wir Verletzungen heilen sollten, die aus der Kindheit stammten und dann wären die Barrieren gefallen und alles wäre kinderleicht. Auch das Lernen von neuem Verhalten.

Durchaus halte ich die Ernährungspsychologie für ein spannendes Feld. Sie eröffnet neue Möglichkeiten, bietet Erklärungen für Dinge und kann natürlich dabei helfen bestimmte Barrieren abzubauen. Schließlich, so statuieren die Expert*innen, wüssten wir ja alle was sogenannte Gesunde Ernährung sein soll, es ist halt die Umsetzung, an der es mangelt. Da könnten auch Traumata-Erfahrungen aus der Kindheit eine Rolle spielen. Also schön mit dem Inneren Team reden oder dem inneren Schatten-Kind die Hand anbieten, Traumreisen veranstalten und sich in Therapiestunden helfen lassen. Wie schön!

Nur … so einfach ist das natürlich auch wieder nicht. Eins kann das natürlich geahnt haben. Immer, wenn es um das Thema Abnehme geht ist alles komplexer als Eins dachte. Denn es gibt drei kritische Probleme bei dem Ganzen.

1. Das Dropout-Problem

Wer bricht ab? Genau diejenigen, bei denen es nicht funktioniert:

  • Menschen mit mehr Stress und Angst

  • Teilnehmer mit unrealistischen Erwartungen

  • Personen mit geringer Eigenmotivation

Folge: Die Studien messen nur die "Überlebenden", damit scheinen die Ergebnisse besser zu wirken als sie sind.

2. Das Selection-Problem

Wer nimmt teil? Nicht der Durchschnitt der Bevölkerung:

  • Motivierte, gebildete Menschen mit Zeit und Geld

  • Personen ohne schwere psychische Erkrankungen

  • Menschen, die bereits mehrfach Diäten probiert haben

Folge: Ergebnisse gelten nur für eine Minderheit.

3. Das Langzeit-Problem

Was passiert nach der Studie?

  • 53% nehmen das verlorene Gewicht wieder zu

  • Nur 2,8% aller Gewichtsverluste sind auf Behandlungen zurückführbar

  • "Erfolg" wird meist nach 6-12 Monaten gemessen, nicht nach Jahren

Was jetzt nicht heißt, dass Ernährungspsychologie nicht per se funktioniert, sie funktioniert aber nicht für Alle. Was jetzt nicht erstaunlich sein sollte, wenn man bedenkt wie individuell unsere Ernährungsgewohnheiten sind. Und wir als Menschen natürlich auch. Helfen können psychologische Ansätze bei folgenden Problemen:

  • Emotional Eater: Menschen, die aus Stress/Langeweile essen

  • Binge Eater: Personen mit Essattacken

  • Perfektionisten: Die an starren Diätregeln scheitern

Die traditionelle Ernährungsberatung geht davon aus, dass man total super im Gleichgewicht bleiben kann, wenn folgende Dinge gegeben sind …

  1. Realistische Erwartungen: 5-10% Gewichtsverlust, nicht 50%

  2. Lebenslange Betreuung: Nicht nur 12-Wochen-Programme

  3. Behandlung von Grundproblemen: Depression, Angst, Trauma

  4. Soziale Unterstützung: Familie und Freunde müssen mitmachen

Falls jemand schon mal von der Krankenkasse die Übernahme der Kosten für eine Therapie bei Adipositas als Einzelleistung bekommen hat, der möge sich doch mal melden. Würde mich interessieren, ob das überhaupt funktioniert - denn Grundprobleme können auch wohl von der Verhaltenstherapie angesprochen werden, aber Psychotherapie ist dann doch die andere Geschichte. Die Diagnose „Adipositas“ erklärt den Menschen zwar zum Krankheitsfall, bietet aber in der Regel nichts, was alle obigen Felder abdecken wollen würde. Lebenslange Betreuung … pah, Humbug!

"Löse deine psychischen Probleme und werde automatisch schlank" - das funktioniert nicht.

Was aber tatsächlich auch im Rahmen von HAES und IE funktioniert ist, dass man sich bewußt macht, welche Körpersignale vorhanden sind. Dass man auch nochmal untersucht, warum bestimmte Essmuster eigentlich entstanden sind und man Dinge hinterfragt. Vielleicht ist es auch wirklich so, dass ein Trauma von den Großeltern an uns weitergegeben wurde und wir das gar nicht wissen. Dass Grundprobleme natürlich erstmal aufgearbeitet werden müssen bevor man mit IE anfängt, das ist auch klar. Dann kann Ernährungspsychologie und die Bearbeitung der Ernährungsbiographie - wie haben eigentlich die Eltern uns beigebracht, dass man essen sollte? Wurde langsam genossen? Waren die Eltern immer schnell fertig? - auch wirklich gute Effekte haben. Wobei allerdings dieser Ansatz ja auch meistens komplett bei traditionellen Apps, Programmen oder Kursen fehlt …

Kann man sowas wie eine Essens-Sucht entwickeln? Sind vor allem Kinder in Gefahr? Da gabs zwar eine Studie zu, aber an der wird heftige Kritik geäußert. Merke: Nicht alles, was wissenschaftlich veröffentlicht wird, ist auch immer kritikfrei zu konsumieren.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/40155230/ (Abre numa nova janela)

Es fehlen übrigens Standards für die digitalen Helferlein …

https://www.meegle.com/en_us/topics/digital-therapeutics/digital-therapeutics-for-eating-disorders (Abre numa nova janela)

Was erfreulich ist: Eine Studie bescheinigt IE durchaus gute Erfolge.

https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC7392799/ (Abre numa nova janela)

Wenn Ihr nur einen Blog-Artikel in dieser Woche lesen wollt, lest diesen hier.

https://pop-zeitschrift.de/2025/08/19/schlank-geschnitten-eng-gedachtautorvon-violetta-kane-autordatum19-8-2025-datum/ (Abre numa nova janela)

Last but not least: Es kann ja auch nicht sein, dass eine willkürliche getroffene Entscheidung - Adipositas als Krankheit zu erklären ist eine willkürlich getroffene Entscheidung der WHO, die unüberprüft übernommen wurde - NICHT behandelt werden sollte … weil … also …

https://upstream-newsletter.de/artikel/claudia-luck-sikorski-wir-behandeln-menschen-nicht-gegen-ihren-willen-warum-dann-bei-adipositas (Abre numa nova janela)

Schöne Woche,

Christian Spließ

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