⚽️ FC Bayern: Bock auf Boca

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Wir haben es geahnt und geschrieben: Die Klub-WM in den USA verkommt zu einem PR-Desaster für den Fifa-Präsidenten Gianni Infantino (Abre numa nova janela) - zumindest in Deutschland. Jetzt haben wir’s sogar Schwarz auf Weiß: Die TV-Bilder vom Turnierstart hat die Leute abgeschreckt.
Eine repräsentative Umfrage unter 6.003 deutschen Fußballfans zeigt zumindest ein klares Stimmungsbild. Wie das Bundesliga-Barometer (Abre numa nova janela) ermittelte, gaben nur 2,4 Prozent nach dem ersten Spieltag an, dass sie sich „sehr stark“ für das XXL-Turnier interessieren.
Das Irre daran: Vor dem Turnierstart waren das noch 8,4 Prozent gewesen. Das heißt nichts anderes als: Nachdem das Turnier gestartet und bei DAZN und Sat1 zu sehen war, verflog die Neugier bei drei von vier Fans wieder - eine Klatsche für den Fifa-Boss.
Und die Ablehnung wächst: 35,3 Prozent der Befragten sagen inzwischen, dass sie sich „gar nicht“ für die Klub-WM interessieren – ein Anstieg gegenüber den 21 Prozent vor dem Turnierstart. Auch die Zahl derer, die „weniger stark“ interessiert sind, ist von 25 auf 29,8 Prozent geklettert.
Das alles hängt sehr viel mit der gemischten Qualität der 32 Turnierteams ab. Die „Attraktivität der Spiele“ und das „spielerische Niveau“ bekommen Schulnoten zwischen drei („befriedigend“) und vier („ausreichend“). Und in leeren Stadien kommt halt keine Stimmung auf: Note vier.
Mit den zwei deutschen Teilnehmern sind die deutschen Fans einigermaßen zufrieden. Für das 10:0 gegen die Amateure von Auckland City bekamen die Bayern die Note 2. Die Dortmunder dagegen wurden für das 0:0 gegen Fluminense abgestraft: nur Note vier.
Der Ärger über das Mega-Event ändert nichts an der Zuversicht unter den Fans, wie ihre Mannschaften abschneiden. Jeweils über 90 Prozent trauen Bayern einen Sieg über Boca Juniors und Borussia Dortmund über Mamelodi Sundowns zu. Nur hilft das Fifa-Präsident Infantino auch nicht.
Ein heißes Wochenende wünscht
Euer Pit Gottschalk
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⚽️ FC Bayern: Bock auf Boca
https://youtu.be/uhr7IN-V_OQ?si=Tq8ozXNkZNUmwbxd (Abre numa nova janela)Von Felix Neubauer
Für das Auswärtsspiel in Miami hätte sich Vincent Kompany notfalls auch Tickets gekauft. "Wenn ich jetzt nicht Trainer des FC Bayern wäre", sagte der Belgier vor dem Highlight-Duell mit den Boca Juniors aus Argentinien, "wäre ich zu dem Spiel auch gekommen." Voller Vorfreude fiebern sie beim Rekordmeister dem ersten Härtetest bei der Klub-WM entgegen. "Es wird", ergänzte Kompany, "etwas Besonderes sein."
65.000 Menschen passen ins Hard Rock Stadium, die Heimspielstätte des NFL-Teams Miami Dolphins. In der Nacht auf Samstag werden die meisten davon nicht Rot und Weiß, sondern Blau und Gelb tragen (Abre numa nova janela) - die Farben von Boca. Der seriöse wie lockere Auftakt der Bayern gegen Auckland City? Abgehakt! Gegen den argentinischen Weltklub geht es um den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale - und das Bestehen vor einer aufgeheizten Kulisse.
"Es wird ein Spiel auf einem anderen Niveau werden", sagte Sportvorstand Max Eberl, "gegen die Zuschauer, an einem tollen Ort, in einem tollen Stadion." Und auch Thomas Müller erwartet im zweiten Gruppenspiel eine neue, den Bayern beim Turnier in den USA noch unbekannte Atmosphäre. "In Miami gegen die Boca Juniors zu spielen: Da wird die Stimmung noch aufgeheizter und noch interessanter sein", sagte der Routinier.
Einen Vorgeschmack hatten die Bayern, die sich mit einem Sieg bereits vor dem letzten Gruppenspiel gegen Benfica Lissabon für die K.o.-Phase qualifizieren würden, bereits am Montag bekommen. "Wir haben mitbekommen, wie das Spiel gegen Benfica gelaufen ist", sagte Kapitän Manuel Neuer den Vereinsmedien der Münchner. Aufgeheizt durch zehntausende argentinische Fans war es zwischen Boca und Lissabon beim 2:2 hoch hergegangen.
Drei Rote Karten gab es, zwei davon für die Argentinier. Entsprechend dürften auch am Freitag (Ortszeit) die Erwartungen von Jonathan Tah bestätigt werden. "Es wird", so der Nationalspieler, "ein intensives Spiel." Es sei wichtig, ergänzte Neuer, "dass wir bei uns bleiben, dass wir cool bleiben und uns auf unsere Stärken konzentrieren". Doch bei aller Seriosität: Die Bayern haben Lust.
"Da hamma richtig Boc(k)a!", scherzte etwa Müller: "Ich freue mich drauf." Und Eberl schwelgte angesichts der Vorfreude auf die "bestimmt sehr, sehr hitzige, schöne Atmosphäre" in Erinnerungen: "Wer noch nicht in La Bombonera war, muss es machen", sagte der 51-Jährige: "Das ist auf jeden Fall eine Reise wert."
In das legendäre Stadion in Buenos Aires wird es die Bayern, die mit Ausnahme von Verteidiger Min-Jae Kim den gesamten Kader zur Verfügung haben, in naher Zukunft wohl nicht verschlagen. Doch ob La Boca oder Miami Gardens, eine neue Erfahrung erwartet die Münchner Profis allemal. Erst einmal haben die Bayern schließlich bislang gegen Boca gespielt. 2001, im Finale des Weltpokals in Yokohama/Japan. Endstand: 1:0 nach Verlängerung.
⚽️ Klub-WM am Samstag im Fernsehen
3 Uhr, Sat.1: Bayern München - Boca Juniors (Argentinien)
18 Uhr, Sat.1: Borussia Dortmund - Mamelodi Sundowns (Südafrika)

⚽️ Klick gemacht

Vorsicht vor Boca Juniors, Bayern! Ich habe die besten Fans der Klub-WM erlebt
Die Liebe zu Boca Juniors treibt eine ganz andere Fankultur in die WM-Stadien, als wir das bisher beobachtet haben. Es ist keine Übertreibung, wenn man sagt: Die Klub-WM, zu oft zu orchestriert in den Stadien und klinisch steril wie eine Zahnarztpraxis, erlebte endlich ihre Erweckung. Es spielt dabei gar keine Rolle, dass die Klub-WM in den USA noch nicht die Relevanz wie zum Beispiel die Champions League in Europa hat. Südamerikaner ticken da anders. Wenn’s was zu gewinnen und zu feiern gibt, sind sie mit Haut und Haaren dabei. Immer. Hier mein Erlebnis-Report von den Boca Juniors: Bitte klicken! (Abre numa nova janela)
⚽️ Mitleid mit Alonso bei Real Madrid
https://youtu.be/KXjIx43J82k?si=s0t1WnsNtYaFRMvS (Abre numa nova janela)Von Pit Gottschalk
Als die halbe Mannschaft nach einer halben Stunde Gonzalo Garcias Führungstor gegen Al-Halil zelebrierte, blieb Xabi Alonso die Situation nicht geheuer. Was die TV-Kameras nicht fokussierten: Der neue Trainer von Real Madrid zitierte mitten in der pompösen Jubelorgie aufgeregt Abwehrchef Raul Ascencio zu sich an den Spielfeldrand und redete unaufhörlich auf ihn ein.
Gesichtsausdruck und Körpersprache verrieten Alonso: Er war nicht mit dem zufrieden, was seine Verteidigung gegen die Nobodys aus Saudi-Arabien aufführte. Nach einer Viertelstunde hatte Al-Halil, große Überraschung, in Miami sechs Torchancen herausgespielt und Real Madrid nur eine. Das war nicht das Debüt, das Alonso bei dieser Klub-WM wollte. Ascencio nickte.
Sieben Minuten später verbockte derselbe Ascencio das komplette Spiel: Er versemmelte den Ball im eigenen Strafraum und riss in seiner Not Gegenspieler Leonardo zu Boden - Strafstoß für Al-Halil, der Ausgleich zum 1:1. Real Madrid, der größte Klub unter den größten, steuerte der ersten Sensation des Turniers entgegen. Zur Strafe musste Ascencio in der Halbzeit raus.
Es konnte letztlich nicht geklärt werden, ob Ascencio Alonsos Anweisungen nicht kapiert oder einfach nur einen schlechten Tag hatte. Aber sein Trainer bekommt die ganze Wucht ab: Die spanische Presse fällt über ihn her (Abre numa nova janela). Sein Vorgänger Carlos Ancelotti sagte mal den berühmte Satz: „Ein Unentschieden bei Real Madrid ist der Auftakt zu einer Krise.“ Auch zu Dienstbeginn.
„Alonsos Plan ist wie schon bei Ancelotti gescheitert“, urteilte El Mundo. „Es war zwar nur die erste Partie, aber einige Leistungen ließen Besorgnis aufkommen“, legte Sport nach. „Das erste neue Real Madrid war praktisch dasselbe wie zuvor“, weinte La Razon. Am besten trifft’s wohl Marca: „Der Weg zum Erfolg ist lang und steinig.“ Die Königlichen lieben Drama.
Ich saß oben auf der Pressetribüne und spürte Mitleid mit Alonso. Zwei Jahre lang hat er uns in der Bundesliga spektakuläre Fußballspiele geschenkt, Florian Wirtz zum Weltklasse-Spieler ausgebildet und die Herzen für einen Werksklub erobert. Jetzt steht er bei Real Madrid am Rasen und muss ein Rudel von Egomanen sortieren. Nehmen wir zum Beispiel Vinicius Junior.
Der angeblich beste Brasilianer der Welt scheiterte mit seinen Tempoläufen an Al-Halil, wollte deshalb mit einer Schwalbe punkten und sah Gelb. Alonso draußen an der Trainerbank sind solche Mätzchen zuwider, er winkte ab. Man kennt ihn als Sportsmann, der fair bleibt, wenn’s hakt. Wie will er jetzt Vini Jr. Manieren beibringen? Real Madrid ist ja keine Erziehungsanstalt.
Immerhin, die spanische Presse sieht das. „Es war zwar nur die erste Partie, aber einige Leistungen ließen Besorgnis aufkommen“, so Sport. „Vinicius fehlte die Frische. Schon im letzten Jahr hatte er nach dem Verlust des Ballon d'Or an Glanz verloren. Gegen Al-Hilal war er kaum in der Lage, seine Gegner zu überlaufen oder entscheidende Akzente zu setzen.“
Alonso wird Knochenarbeit leisten müssen. Das Team ist 1,33 Milliarden Euro wert (Abre numa nova janela), hat die Champions League gewonnen wie kein zweites und wartet nicht auf einen Trainer, der nicht viel mehr als einen Double-Sieg in Deutschland vorzuweisen hat. Anders als bei Bayer Leverkusen reicht es bei Real Madrid nicht, ein netter Kerl zu sein.
So brutal ist Real Madrid: Da sind schon ganz andere Trainer Legenden gescheitert. Lopetegui, Benítez und Solari: Sie bekamen das Star-Ensemble nicht in den Griff. In Madrid muss Alonso seinen Torjäger Kylian Mbappé von sich überzeugen. Der war Weltmeister, Rekordschütze, Superstar: Wo liegt sein Grund, die taktischen Ideen von Alonso zu seinen eigenen zu erklären?
Der Ex-Dortmunder Jude Bellingham ist ohne Toni Kroos im Mittelfeld auch nur die Hälfte wert. Er konnte das Aufbauspiel nicht zielführend orchestrieren. Als die Not am größten war, warf Alonso seinen Altmeister Luka Modric in die Schlacht. Der half zwar, einen Elfmeter in den allerletzten Spielminuten auszuspielen. Aber Valverdes Fehlschuss war dann typisch: Es blieb beim 1:1.
Die Marca bot auf die Schnelle eine Lösung an: „Das Team benötigt mehr Trainingseinheiten und möglicherweise neue Spieler, um die Vision des Trainers Wirklichkeit werden zu lassen. Das Team muss erst vergessen, was es unter Carlo Ancelotti gelernt hat.“ Vielleicht würde Real Madrid ja schon ein bisschen Leverkusen-Feeling helfen.