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Erinnerungskoffer

Erinnerungskoffer (oder Erinnerungskisten) sind speziell zusammengestellte Koffer oder Boxen mit Gegenständen aus früheren Lebensabschnitten älterer Menschen. Ziel ist es, durch taktile, visuelle oder auditive Reize Erinnerungen anzuregen und Gespräche zu fördern. Gerade in der Alten- und Demenzbetreuung dienen Erinnerungskoffer als „Erinnerungsschlüssel“: Durch das Anfassen oder Betrachten vertrauter Alltagsgegenstände werden in Senioren Erinnerungen und Emotionen wachgerufen. Dies öffnet quasi ein Tor zwischen Vergangenheit und Gegenwart und schafft Zugang zur Identität der betreuten Personen.
Solche Koffer können thematisch oder biografisch bestückt sein – beispielsweise mit Fotos, Büchern, Haushaltsgegenständen, alten Spielzeugen, Musik aus früheren Jahrzehnten oder typisch geduftenden Produkten wie Parfüm oder Gewürzen. Die Vorgehensweise im Umgang mit dem Erinnerungskoffer ist vielfältig: Gegenstände können einzeln vorgestellt und besprochen werden, der Raum kann mit den Exponaten dekoriert werden, oder der Koffer steht offen im Zimmer zur freien Nutzung durch Bewohner und Personal.
Insgesamt zielt der Erinnerungskoffer darauf ab, die biografischen Fähigkeiten älterer Menschen zu fördern, Kommunikation und Interaktion zu erleichtern und dadurch die Lebensqualität zu steigern.

Zielsetzung

Der Einsatz von Erinnerungskoffern verfolgt mehrere Ziele. Im Vordergrund steht das Wecken von Erinnerungen und das Aktivieren verblassender biografischer Inhalte. Dadurch sollen Senioren, besonders solche mit kognitiven Einschränkungen, dazu angeregt werden, über eigene Erfahrungen zu sprechen und zu erzählen Ein weiteres zentrales Ziel ist die Förderung der Kommunikation – zwischen der betreuten Person und der Betreuungskraft, aber auch innerhalb einer Gruppe. Indem vertraute Objekte als Gesprächsanlass dienen, entsteht ein vertrauensvoller Austausch, der oft tiefer und einfühlsamer gelingt als andere Gesprächsansätzea.

Zudem trägt der Erinnerungskoffer dazu bei, Identität und Selbstbild zu wahren. Für Menschen mit Demenz gilt: Viele Erinnerungen sind zwar noch vorhanden, aber schwer zugänglich. Durch die gezielte Nutzung von Erinnerungsreizen können sie ein Stück Identität zurückgewinnen und erleben, wer sie einst waren. Die Erfahrung, dass eigene Erlebnisse und Geschichte wertgeschätzt werden, stärkt das Selbstwertgefühl. Auch für die Mitarbeitenden der Seniorenbetreuung ist der Erinnerungskoffer ein wertvolles Werkzeug: Er ermöglicht es, die betreuten Personen besser kennenzulernen (ihre Lebensgeschichte, Vorlieben und Gewohnheiten). So lassen sich Betreuungsangebote stärker an den individuellen Bedürfnissen ausrichten und eine persönlichere Pflege gestalten.

Vor- und Nachteile des Einsatzes von Erinnerungskoffern

Vorteile: Erinnerungskoffer bieten viele positive Effekte in der Seniorenbetreuung. Indem sie bekannte Gegenstände, Fotos oder Klänge enthalten, regen sie die Gedächtnisleistung an und aktivieren das Langzeitgedächtnis. Studien und Erfahrungsberichte zeigen, dass durch Erinnerungskoffer Kommunikation, Stimmung und allgemeines Wohlbefinden verbessert werden können. So berichten Betreuungskräfte, dass sich beim Umgang mit den Koffern oft ein Lächeln zeigt und die Betroffenen „aufblühen“ – weil sie positive Gefühle erleben und über bedeutsame Erlebnisse sprechen können.

Gleichzeitig fördert die Arbeit mit Erinnerungen die soziale Interaktion. In Gruppensettings können mehrere Senioren gemeinsam an einem Erinnerungsthema arbeiten, was das Gemeinschaftsgefühl stärkt und den Austausch untereinander anregt. Auch pflegende Angehörige oder Ehrenamtliche können einbezogen werden, sodass Wissen über familiäre Hintergründe bewahrt und gegebenenfalls weitergegeben wird. Darüber hinaus wirkt die Erinnerungspflege identitätsstiftend: Sie ermöglicht es den betreuten Personen, sich in ihrer eigenen Lebensgeschichte wiederzuerkennen und vermittelt ihnen das Gefühl, ihr Leben sei sinnvoll gewesen.

Weitere Vorteile sind die Vielseitigkeit und die Multisensorik: Koffer können mit haptischen (Tast-), visuellen, auditiven und olfaktorischen Reizen gefüllt werden, sodass auch Menschen mit eingeschränkter Sprache oder anderen Beeinträchtigungen angesprochen werden. Beispielsweise fördern Duftstoffe oder Schmusebilder eine nonverbale Beschäftigung. Nicht zuletzt ist der Erinnerungskoffer eine niederschwellige Methode der Biografiearbeit: Er benötigt keine spezielle Technologie und kann sowohl in Einzel- als auch Gruppensituationen flexibel eingesetzt werden.

Nachteile und Gefahren: Trotz seiner vielen Vorteile birgt der Einsatz von Erinnerungskoffern auch Risiken und erfordert Vorsicht. Insbesondere das Hervorrufen von Erinnerungen kann auch schmerzliche Inhalte ans Licht bringen. So sollte man darauf achten, dass keine traumatischen Erlebnisse (z. B. Kriegserfahrungen, Unfälle, Todesfälle von Angehörigen) unbedacht aufgegriffen werden. Solche Inhalte können Schuldgefühle, Angst oder Trauer auslösen. Daher gilt es, vorab die persönliche Biografie der Senioren zu kennen und gegebenenfalls schmerzhafte Themen bewusst auszuschließen. Eine behutsame Begleitung durch geschulte Betreuungskräfte ist wichtig, damit auftauchende Emotionen eingeordnet werden können und die Aktivität nicht zu einer Belastung wird.

Ein weiterer Nachteil besteht in der Vorbereitung und Individualisierung: Es kostet Zeit und Mühe, für jede Person oder Gruppe einen geeigneten Koffer zusammenzustellen. Dabei müssen die Gegenstände originalgetreu sein und zur Biografie passen, damit sie tatsächlich Erinnerungen wecken. Bei kulturell heterogenen Gruppen oder Menschen mit Migrationshintergrund muss man darauf achten, dass die Inhalte wirklich bekannt sind (z. B. typische Alltagsgegenstände aus der Heimat). Wenn dies nicht gelingt, wirkt der Koffer möglicherweise belanglos. Es besteht also ein gewisser organisatorischer Aufwand und die Gefahr, dass bei unzureichender Vorbereitung die Aktivität flach bleibt.

Schließlich können einige Senioren mit fortgeschrittener Demenz oder starker Kommunikationsbeeinträchtigung nur noch eingeschränkt profitieren. Bei extrem kognitiven Einschränkungen sind reine Gesprächsrunden vielleicht zu komplex, und man muss sich auf einfache Sinneserfahrungen beschränken (z. B. Fühlen oder Riechen). In seltenen Fällen kann es auch passieren, dass eine Person auf ein bestimmtes Objekt passiv oder unruhig reagiert, was die Aktivierung behindern kann. Insgesamt überwiegen aber in der Regel die positiven Effekte, solange die Betreuungskräfte die Methode fachgerecht einsetzen und individuell anpassen.

Anleitung und Umsetzung in der Praxis

Vorbereitung und Organisation

Eine erfolgreiche Umsetzung mit Erinnerungskoffern erfordert sorgfältige Vorbereitung. Zunächst sollte man Biografieinformationen einholen: Wichtige Lebensphasen, Berufe, Hobbies, kulturelle Hintergründe und frühe Wohnorte der Seniorinnen und Senioren sollten bekannt sein. Daraus lassen sich Themen für den Koffer ableiten. Es ist ratsam, für verschiedene Lebensbereiche (z. B. Kindheit, Beruf, Freizeit, Feste) eigene Koffer oder Boxen zu packen. Jede Box enthält dann eine Kombination aus originalen oder authentisch wirkenden Gegenständen (Fotos, Alltagsgegenstände, Musikinstrumente, Kleidung, Lebensmittelproben etc.) sowie ggf. passende Dokumente oder Tonträger. Dabei sollten Gegenstände für alle Sinne dabei sein: Fotos und Ansichtskarten (Sehsinn), Spielzeug oder Werkzeuge (Tastsinn), Musik-CDs oder alte Radiosendungen (Hörsinn) und typische Düfte (Geruchssinn).

Nützlich ist auch ein Input-Plan oder Leitzettel für die Betreuungskraft, auf dem kurzstehend Begrüßungsformeln und Fragestellungen in passender Sprache vermerkt sind. So kann man beispielsweise für jedes Objekt Notizen bereithalten, die anregen, was man fragen oder erzählen könnte. Insgesamt sollte die Arbeitsumgebung ruhig und angenehm sein. Oft stellt man den geöffneten Koffer an einen einladenden Ort – im Gruppenraum oder im privaten Zimmer – sodass die Senioren ihn selbst entdecken können.

Einsatz in Einzel- und Gruppensettings

Einzelsituationen: In der Eins-zu-eins-Betreuung ermöglicht der Erinnerungskoffer eine intensive persönliche Gesprächsatmosphäre. Eine Betreuungskraft setzt sich mit einer Person zusammen, packt den Koffer gemeinsam aus und zieht nach und nach einzelne Gegenstände hervor. Dabei kann offen auf die Reaktion eingegangen werden: Wenn die Person zögert, berührt oder betastet das Objekt und wird ermutigt, dazu zu sprechen oder es zu benennen. Die Betreuungskraft fragt gezielt nach Erlebnissen oder Gefühlen zu diesem Gegenstand (z. B. „Kennst du dieses Spielzeug noch?“). Es ist empfehlenswert, den Ablauf flexibel zu gestalten und genug Zeit für Pausen zu lassen. Gerade bei Menschen mit Demenz kann es beruhigend sein, wenn man lange Bedenk- oder Erzählpausen zulässt. Wichtig ist außerdem, dass die Betreuungskraft empathisch auf nonverbale Signale achtet und Gespräche sanft leitet.

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Tópico Gedächtnis & Erzählen

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