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Aufwind für das RefLau

HINTERGRUND / ENERGIEWIRTSCHAFT IN SPREE-NEISSE

  1. April 2023

Das Referenzkraftwerk Lausitz (RefLau) wurde schon oft totgesagt. Nun soll in Schwarze Pumpe endlich gebaut werden. Wenn es gutgeht, kommt ein zweites Milliardenprojekt gleich in die Nachbarschaft. 

von Christine Keilholz

Wo genau das RefLau stehen soll, ist noch nicht sicher. Zwei Areale im Industriepark Schwarze Pumpe kommen infrage. Foto: LMBV
Wo genau das RefLau stehen soll, ist noch nicht sicher. Zwei Areale im Industriepark Schwarze Pumpe kommen infrage. Foto: LMBV

Im Industriepark Schwarze Pumpe soll ein lange ungewisses Kraftwerksprojekt nun endlich starten. Wo genau, ist noch offen. Ben Schüppel (Abre numa nova janela) hat eine Fläche von 1,3 Hektar neben dem Gründungszentrum Dock3 (Abre numa nova janela) in Aussicht. Daneben liegen weitere 1,3 Hektar, die als Erweiterungsfläche dazu kommen. Diese Flächen liegen in Sachsen. Möglich wäre aber auch eine Fläche im Norden des Industriegebiets, dort wäre man in Brandenburg. Die Entscheidung ist praktisch schon gefallen, sagt Schüppel, der Geschäftsführer der Referenzkraftwerk Lausitz GmbH: „Wir bauen so schnell wie möglich in Sachsen und sammeln damit Erfahrung.“ 

Das Referenzkraftwerk ist eines der seltenen Kooperationsprojekte beider Lausitz-Länder. Die Demonstrationsanlage soll nach Plänen der Betreiber 1.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr produzieren. Wenn das funktioniert und es wird skaliert zum sogenannten "BigLau", dann könnten daraus 5.000 bis 10.000 Tonnen pro Jahr werden. Auf welcher Gemarkung dieses Projekt umgesetzt wird, ist auch eine Frage von Länderstolz. „Ich höre oft: Da werden Strukturstärkungsmittel des Bundes, die an Brandenburg geflossen sind, in Sachsen verbaut“, sagt Ben Schüppel. Das wäre, als würde man den Pool des Nachbarn finanzieren. Er selbst sieht es locker: „Da finden zwei Nachbarn zusammen, der eine hat Grund und Boden und der andere hat das Geld.“ 

Dem Bundeswirtschaftsminister war der exakte Standort unwichtig, als er Ende Februar nach Schwarze Pumpe kam. 28,5 Millionen Euro hatte Robert Habeck (Grüne) für das RefLau dabei. Ihm ging es darum, in der Kohleregion Lausitz den Startschuss für ein Wasserstoff-Kraftwerk abzugeben. Das RefLau soll nicht nur eine Elektrolyse mit Rückverstromung errichten. Es soll auch zeigen, dass erneuerbare Energien Wirtschaftskraft schaffen. Habecks Besuch (Abre numa nova janela) hat einem Projekt neuen Schwung beschert, das in sechs Jahren Vorbereitung immer wieder vor dem Aus stand. 

Positives Zeichen für die Kommunen 

Ein neues Kraftwerk ist in der Energieregion gleichbedeutend mit neuer Wirtschaftskraft. Dementsprechend war das Referenzkraftwerk ein Glücksgriff. 2019 setzte sich das Projekt in einem Ideenwettbewerb „Reallabore der Energiewende (Abre numa nova janela)“ des Bundeswirtschaftsministeriums durch und bekam gemeinsam mit fünf anderen Projekten die Förderung für Sektorkopplung und Wasserstofftechnologien. Der damalige CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier wollte Leuchtturmprojekte für die Energiewende schaffen. Es ging darum, dem Wasserstoff zum Durchbruch zu verhelfen. Gerade in der Lausitz waren die Zweifel seinerzeit groß, dass Strom ohne Kohle zu haben sein könnte. Gegen die Zweifel sollte eine vergleichsweise kleine Testanlage wie das RefLau den Beweis antreten, dass Speicherung und Rückverstromung mit dem neuen Energieträger möglich sind. 

Die lokale Skepsis gegenüber dem Referenzkraftwerk riss nie ganz ab. Gleichwohl ist das politische Interesse groß. Bund, Länder und Kommunen wollen unbedingt, dass das Projekt klappt. „Dass Habeck in Schwarze Pumpe war und das RefLau gewürdigt hat, zeigt uns, dass es weitergehen kann, dass wir nach wie vor Energiebezirk sind“, sagt Spreetals Bürgermeister Manfred Heine. „Das ist ein Symbol hier in der Region, dass es uns gelungen ist, an dieser Stelle ein neues Kraftwerksprojekt auf den Weg zu bringen. Das ist ein wahnsinnig positives Zeichen, dass wir als Kommunen nicht vergessen werden, und dass sie an die Zukunft des Wasserstoffs glauben.“ Mit dem RefLau ist auch die Hoffnung verbunden, dass es eine Zukunft für die alten Kraftwerks-Standorte gibt, ohne dass sich viel ändern muss. Da ist eine Demonstrationsanlage für Wasserstoff ein sanfter Übergang ins neue Energiezeitalter. 

Jetzt die Begeisterung halten 

Der politische Aufwind samt hoher Förderung motivierte auch den Braunkohle-Konzern Leag, in das Projekt einzusteigen. Von 100 Millionen Euro Investitionen war zeitweise die Rede. Dann aber stieg die Leag aus und vom RefLau war gar keine Rede mehr. Nun soll alles ganz schnell gehen. Ende 2025 soll das RefLau in Schwarze Pumpe den Betrieb aufnehmen. Ben Schüppel ist der Mann, der das realisieren soll. Anfang des Jahres heuerte der promovierte Chemiker als Geschäftsführer der Betreibergesellschaft an, seine Auftraggeber sind die beiden Energieunternehmen Enertrag (Abre numa nova janela) und Energiequelle (Abre numa nova janela) sowie der Zweckverband Industriepark Schwarze Pumpe. Der Zweckverband ist mit zwei Prozent am RefLau beteiligt, die beiden Unternehmen mit je 49. 

Niels Mocker (Abre numa nova janela) ist Abteilungsleiter bei Energiequelle und für das RefLau eigens nach Spremberg gezogen. „Es wird immer deutlicher, dass die Lausitz großes Potenzial hat“, sagt er. „Aber man muss Augenmaß wahren, die Projekte erstmal anfangen und Unterstützung gewinnen.“ Energiequelle ist Ende der 1990er Jahre als Startup mit vier Windrädern in Kallinchen bei Berlin gestartet und beschäftigt inzwischen 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 

Die größte Herausforderung für die Macher des RefLau ist, die Begeisterung zu halten, die Habeck in Schwarze Pumpe ausgelöst hat. „Jetzt ist eine gewisse Euphorie da, dass man das Projekt umsetzen will“, sagt Ben Schüppel. „Das zu halten über die nächsten zwei, drei, vier Jahre, wird anspruchsvoll.“ Irgendwas kann immer schief gehen, das weiß er. Vertragspartner können pleite gehen oder der gefürchtete Antrag gemäß Bundesimmissionsschutzgesetz (Kosename: Bimsch-Antrag) dauert länger als gehofft. Andererseits gibt es laut Schüppel keine Elektrolyseanlage in Deutschland, die größer ist als das RefLau. Zwar hat in Leuna (Abre numa nova janela) in Sachsen-Anhalt der Chemiekonzern Linde eine Anlage geplant mit 24 Megawatt Elektrolyseleistung - doch die ist noch nicht in Betrieb. 

PtL-Anlage als möglicher Abnehmer 

In Schwarze Pumpe sieht man sich im Vorteil, hier wären gleich mehrere industrielle Abnehmer für Wasserstoff in der Nachbarschaft. „Wir sind mit dem Standort Schwarze Pumpe so weit vorangekommen, dass man nicht mehr dieselbe Situation hat wie vor zehn Jahren“, sagt Bürgermeister Heine. „Es gibt dort Papierwerke, die gut funktionieren, dazu neue Ansiedlungen mit hoher Wirtschaftskraft.“ Natürlich sei der Energiekonzern Leag noch der Hauptplayer am Ort - aber nicht mehr der einzige von Bedeutung. 

Hunderte von Arbeitsplätzen wird das RefLau vorerst nicht bieten. Die hoch automatisierte Anlage wird mit einem 40-köpfigen Projektteam auf die Beine gestellt. Projektpartner des Forschungsteils sind die Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (Abre numa nova janela) (IEG), die BTU Cottbus-Senftenberg und die TU Dresden. Damit sind praktisch alle bedeutenden Wissenschafts-Einrichtungen der weiteren Umgebung am RefLau beteiligt. 

Überdies besteht die Aussicht, einen starken Nachbarn zu bekommen mit einer weiteren vom Bund initiierten Pilotfabrik. Die vom Cottbuser PtX Lab geplante Demonstrationsanlage für Power to Liquid (Abre numa nova janela) (PtL) soll in der Lausitz CO2-neutrales synthetisches Kerosin produzieren. Als Standort kommt neben Guben und Jänschwalde auch Schwarze Pumpe in Betracht. Ben Schüppel ist zuversichtlich, dass es so kommt. „Sollte die PtL-Anlage des PtX-Labs nach Schwarze Pumpe kommen, könnten wir umfangreiche Synergien zwischen dem RefLau, dem BigLau und der PtL-Anlage realisieren.“ Das wäre eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

Tópico Energie und Klima