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Brandenburg macht Windkraft besser

ANALYSE / ERNEUERBARE IN DER LAUSITZ
  1. Juni 2024

Der Bund setzt volle Kraft auf Wind. Die Lausitz hat beste Voraussetzungen. Trotzdem läuft der Ausbau in Brandenburg und Sachsen höchst unterschiedlich. Woran liegt es?

von Gereon Wintz

In der Lausitz war man sauer auf die G7. Ende April beschlossen die Energieminister der Staatengruppe, bis zum Jahr 2035 aus der Kohle aussteigen zu wollen. In Deutschlands größtem Braunkohlerevier stößt ein früherer Kohleausstieg nach wie vor auf große Skepsis. Anders als im Rheinischen Revier, wo ohnehin bereits 2030 das letzte Kraftwerk vom Netz gehen soll.

Dabei wäre ein vorzeitiger Kohleausstieg auch für die Lausitz durchaus möglich. Das legt eine Veröffentlichung (Abre numa nova janela)des Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) dar, die Anfang Mai erschienen ist. Hierfür modellierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das deutsche Stromsystem unter der Annahme, dass die von der Bundesregierung formulierten Ausbauziele für Photovoltaik und Windkraft erreicht werden. Ihr Fazit: Bis 2030 könnten 80 Prozent des Strombedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt werden, womit nach Annahme des Instituts „ein Kohleausstieg 2030 weiterhin erreichbar ist“.

Zu diesem Ziel tragen die Lausitzländer in unterschiedlicher Güte bei. Brandenburg ist Musterschüler bei den Erneuerbaren. Laut Bundesverband Windenergie (Abre numa nova janela) ist Brandenburg mit 8.662 Megawatt installierter Leistung deutschlandweit ein Vorreiter bei der Windenergie. Nur Niedersachsen kommt auf mehr. Sachsen hingegen belegt mit nur 1.360 Megawatt den vorletzten Rang der Flächenstaaten. Einzig das deutlich kleinere Saarland kommt auf eine geringere installierte Leistung. Wie kommt es, dass die beiden Bundesländer, die sich die Energieregion Lausitz teilen, bei den neuen Energien nicht in derselben Liga spielen?

Von zwei Terrawattstunden fehlen noch 1,7

Ein Teil der Antwort ist auf simple Standortfaktoren zurückzuführen: Brandenburg ist eineinhalb mal so groß wie Sachen, aber weniger dicht besiedelt. Passende Standorte für Windkraftanlagen finden sich somit leichter. Die sechseinhalbfach größere Ausbauleistung Brandenburgs lässt sich hierdurch allerdings schwerlich in Gänze erklären. Anscheinend tun sich die Menschen in Brandenburg leichter mit den Kehrseiten der Energieproduktion. So wird die Errichtung von Windenergieanlagen in brandenburgischen Waldgebieten deutlich laxer gehandhabt als in Sachsen, wo Energieprojekte, die Rodungen erfordern, auf teilweise heftigen Widerstand (Abre numa nova janela)stoßen.

Eigentlich wollte die sächsische Regierungskoalition aus CDU, Grünen und der SPD den Rückstand aufholen. Im Koalitionsvertrag (Abre numa nova janela)von 2019 wurde das Ziel vereinbart, bis 2030 zusätzliche zehn Terrawattstunden Strom pro Jahr aus Erneuerbaren zu produzieren. Zum Vergleich: Das Braunkohlekraftwerk Boxberg hat in den letzten fünf Jahren im Schnitt 14,3 Terrwattstunden pro Jahr erzeugt. Als Zwischenziel für 2024 wurde sich auf vier Terrawattstunden Zubau geeinigt, hiervon gut zwei Terrawattstunden aus Wind. Allerdings sieht es nicht gut aus für das Erreichen dieses Ziels.

Im Jahr 2021 kam der Freistaat auf einen negativen Netto-Zubau für Windenergie, weil mehr Altanlagen abgeschaltet (Abre numa nova janela)als neue hinzugebaut wurden. Immerhin: Laut Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur kommt Sachsen für die Jahre 2022 und 2023 auf einen Netto-Zubau von je etwa 50 Megawatt Anlageleistung. Bei 2.500 Volllaststunden pro Jahr ergibt das einen Zubau von 0,125 Terawattstunden jährlich. Aber: Von den geplanten zwei Terrawattstunden zusätzlicher Windenergie bis Ende 2024 fehlen nach wie vor 1,7.

Der Freistaat hat also einiges nachzuholen, um seinen Beitrag zum Kohleausstieg zu leisten. Die Voraussetzungen sind sogar günstig, denn seitens der Wirtschaft besteht ein enormes Interesse am Ausbau von Erneuerbaren. Allein der Energiekonzern Leag will mit seiner Gigawatt-Factory (Abre numa nova janela) bis 2030 ganze 7.000 Megawatt an PV- und Windenergieleistung auf Bergbaufolgeflächen in Brandenburg und Sachsen installieren. Außerdem wird in der Lausitz - wie sonst in kaum einer anderen Region der Republik - an Speicherkapazitäten für Erneuerbare gearbeitet. An sich sind dies hervorragende Bedingungen, um die Rolle Sachsens als Energieland auch jenseits der Kohle zu sichern. Dazu aber müssen erstmal die eigenen Ziele erreicht werden.

Schon einmal bei 99 Prozent

In Brandenburg hingegen deckte der eigene erneuerbare Strom im Pandemiejahr 2020 bereits 99 Prozent des Verbrauchs ab. Das ging zwar seither wieder leicht zurück. Aber lange kann es nicht dauern, bis 100 Prozent erreicht sind.

Der Ausbau neuer Windräder geht in Brandenburg fast um eine Größenordnung schneller als in Sachsen. 2022 und 2023 gingen durchschnittlich pro Jahr Anlagen mit einer Leistung von knapp 400 Megawatt ans Netz - zur Erinnerung: In Sachsen waren es nur 50. Die ebenfalls rot-schwarz-grüne Koalition in Potsdam hat im ihrem Koalitionsvertrag (Abre numa nova janela)10.500 Megawatt Zubau bis 2030 anvisiert. Und sie ist auf einem guten Weg, das zu erreichen. 2022 hat die Regierung von Dietmar Woidke (SPD) nachgelegt. Das neue Ziel liegt bei 11.500 Megawatt.

In Brandenburg hat man früh verstanden, Kommunen durch finanzielle Anreize für den Ausbau der Windkraft zu gewinnen. Der 2019 eingeführte Windeuro (Abre numa nova janela)sieht eine Abgabe von 10.000 Euro pro Windrad an die Anrainerkommunen vor. Laut Landesministerium für Wirtschaft und Energie kamen den kommunalen Haushalten so ganze 1,87 Millionen Euro zugute. Dem Windkraftausbau in Sachsen würde eine vergleichbare Maßnahme sicherlich nicht schaden. Dies hat mittlerweile auch die Staatsregierung erkannt. Energieminister Wolfram Günther (Bündnis 90/die Grünen) konnte im vergangenen Jahr ein erstes Gutachten zur finanziellen Beteiligung an Windenergieanlagen (Abre numa nova janela) ausfertigen lassen.

Tópico Energie und Klima