Es muss sich immer ein bisschen anfühlen wie Prerow
Beachvolleyball-Nachwuchstalent Anna-Chiara Reformat liebt das Zocken, verlässliche Partnerschaften und familiäre Bande. Zwischen Ostseestrand und Beachvolleyball-EM sucht sie ihren ganz eigenen Weg.
Die Beine in eine Wolldecke gehüllt, eine Tasse Tee zwischen den Händen, blickt sie aus ihrem Korbsessel in den Garten und sagt: „Wenn man älter wird, fängt man an, viel darüber nachzudenken, was man so will“. Kurz ist es still. Dann müssen alle lachen, denn die Worte, die klingen, als stammten sie von einer weisen Großmutter, kamen gerade aus dem Mund der 16 Jahre alten Anna-Chiara Reformat.

Anna, die auf ihren Zweitnamen meist verzichtet, ist aktuell eine der vielversprechendsten Nachwuchsspielerinnen im deutschen Beachvolleyball. Mitte Mai dieses Jahres überraschte sie an der Seite von Chenoa Christ (Abre numa nova janela)mit dem Halbfinaleinzug bei ihrem ersten Auftritt auf der German Beach Tour (Abre numa nova janela)(GBT) in Düsseldorf. Chenoa Christ, selbst erst 24 Jahre alt, hat national wie international schon viel Erfahrung gesammelt und Ende 2024 entschieden, die damals 15 Jahre alte Anna als Partnerin unter ihre Fittiche zu nehmen. Weil in der Spitze knapp 10.000 Menschen über den Streamingdienst twitch (Abre numa nova janela) verfolgten, wie Christ/Reformat sich in einem stark besetzten Feld von der Qualifikation bis auf Platz drei spielten und das Duo auch bei der Europameisterschaft in Düsseldorf (Abre numa nova janela)zusammen antritt, haben jetzt so einige die Schülerin Anna aus Berlin-Blankenburg auf dem Radar und fragen sich, wer sie ist.

Reflektierte Beobachterin mit Witz
Wer auf der Seite des Deutschen Volleyball-Verbandes (Abre numa nova janela) nachschaut, kann schnell herausfinden, dass Anna-Chiara Reformat 2024 ihr erstes Futures-Event auf der Beach Pro Tour in Qidong/China gespielt hat, die U19-Weltmeisterschaft in Shanglou/China sowie die U18-Europameisterschaft in Kachreti/Georgien, bei der sie und Mila Jancar Bronze gewannen. In Borkum und Grömitz durfte Anna sogar an der Seite von Kira Walkenhorst spielen, deren WM-Trikot von 2017 eingerahmt in ihrem Zimmer hängt. „Kira war immer mein Vorbild. Mit ihr zu spielen war eine krasse Erfahrung“, sagt Anna, ergänzt aber direkt, dass die Olympiasiegerin im Rahmen eines Förderprogramms auch mit anderen Nachwuchs-Beachvolleyballerinnen gespielt hat. „Das hat sie jetzt nicht gemacht, weil sie ausgerechnet mich so toll fand“, sagt Anna.

2024 war mit 17 Turnieren und zehn Trainingslagern Annas bislang intensivste Saison. Sie bekam ein Gefühl dafür, was es bedeutet, viel auf Reisen zu sein, weg von den Freunden und der Familie. Es passt zu ihrer Persönlichkeit, dass sie sich nach dieser Erfahrung, den vollen Terminkalender für 2025 vor der Brust, die Zeit nimmt, sich zu fragen, was sie eigentlich will, bevor sie immer tiefer in den nationalen und internationalen Beachvolleyball-Kosmos eintaucht. „Ich bin immer ein bisschen zurückhaltend und schaue mir die die Dinge erst einmal an“, sagt sie. Auf den ersten Blick wirkt Anna Reformat ruhig und fast schüchtern, doch sobald sie sich in ihrer Umgebung wohlfühlt, kommt sie aus der Deckung. Im Gespräch bedeutet das, dass sie viel schmunzelt und ihre scharfe Beobachtungsgabe in treffsichere Kommentare kleidet.
Zocker-Mentalität aus dem Regenbogen-Camp
Der Bereich, der ihr besonders viel Sicherheit vermittelt, sind die von vier blauen Linien eingefassten 64 Quadratmeter eines Beachvolleyball-Feldes. „Auf dem Feld fühle ich mich immer wohl“, sagt sie. Da ist sie laut und frech und pritscht auch gerne mal grinsend einen zweiten Ball in die gegnerische Feldhälfte. „Ich liebe das Zocken. Das habe ich vom Prerow-Strand“, sagt Anna. Gemeint ist die ehemalige Regenbogen-Ferienanlage im Ostseebad Prerow, auf der die Reformats über 25 Jahre Dauergäste waren. Mit gerade mal einem Monat war Anna das erste Mal vor Ort und inzwischen so häufig, dass sie sich selbst als Prerowanerin bezeichnet – bloß nicht als Urlauberin. Das wäre die ultimative Beleidigung für die Camper im hinteren Bereich.

In Prerow hat Anna Beachvolleyball lieben gelernt, und zwar passend zu ihrem Naturell erst einmal durchs Zuschauen. Wenn sie von Baggerfreunden, Honigprinzen, Prerow-Strand-1 oder den Beach Boys spricht, meint sie die Teams, die bei den großen Turnieren gegeneinander angetreten sind. Da spielten Mario Kappelt, Philipp Collin, Max Betzien, Max Schulz, Felix Glücklederer und später auch Jannik Kühlborn. „Mit mir hat zuerst niemand gerechnet beim Beachvolleyball, ich war recht tollpatschig“, sagt Anna. Heute ist sie 1,84 Meter groß, als Kind ist sie schnell gewachsen und musste erst lernen, ihre Körperteile zu koordinieren. „Deshalb haben wir sie auch zunächst für Leichtathletik angemeldet, damit sie lernt, sich in ihrem Körper zurechtzufinden“, sagt Mama Anja.
Von Lichtenberg bis Los Angeles – am liebsten mit Amelie
Doch schnell war klar: Anna mag Beachvolleyball. Mit sieben stieg sie in das Kindertraining bei Susi Schuldt und Uwe Buscha in der Beachzone Lichtenberg ein. „Die ursprüngliche Motivation von uns Eltern war es, selbst zu spielen und einen Weg zu finden, dass die Kinder währenddessen Ruhe geben“, sagt Vater Thomas Reformat lachend. Was als Beschäftigungstherapie begann, wurde für Anna schnell zu einer wegweisenden Erfahrung, denn als sie gerade den Sprung von der Anfänger- in Gruppe der Fortgeschrittenen geschafft hatte, fiel ihr Amelie Punar auf, und die sonst in neuen Gruppen so zurückhaltende Anna schnappte sich das fremde Mädchen als Partnerin und neue beste Freundin.

„Ich mochte sie sofort“, sagt Anna. „Sie war auch die Beste in der Gruppe“, sagt Mama Anja schmunzelnd. Das war für Anna aber nicht der Hauptgrund, die zweieinhalb Jahre ältere Amelie an ihrer Seite haben zu wollen: „Sie hat mir Sicherheit gegeben“, sagt sie. Gemeinsam wuchsen Anna und Amelie aus der Kindergruppe heraus und durften im Alter von elf und 13 Jahren bei Trainer Matze Münz in einer Gruppe mit erwachsenen Frauen trainieren. „Amelie war ein sehr schlaues Kind. Sie hatte immer die Hosen an und hat gesagt, was gemacht wird. Das war gut für Anna, so konnte sie sich ganz auf ihren Sport konzentrieren“, sagt Matze Münz. Während der Corona-Pandemie trainierte er die zwei Mädchen auf deren Wunsch bei Wind und Wetter im Garten der Reformats. Amelie und Anna spielten U16-, U17- und U18-Meisterschaften zusammen. Auf A-Turnieren in Hamburg, Aschersleben und Königs-Wusterhausen holten die ihre ersten DVV Punkte. Gemeinsam entwickelten sie den Traum von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles, den sie auf einem Plakat festhielten.

Getrennte Wege und harte Trials
Doch es kam anders. 2022 machte das Freundinnen-Duo Bekanntschaft mit der harten Welt des Leistungssports. Anna wurde am Schul-und Leistungssportzentrum Berlin (SLZB) angenommen und sollte am Bundesstützpunkt gefördert werden. Amelie besuchte bereits ein Gymnasium, wollte dort bleiben und wurde nicht für die Trainingsgruppe unter Stützpunkttrainer Manuel Rieke in Betracht gezogen. Das Projekt der beiden zerbrach. Nach sechs Jahren endete Annas erste intensive Beachvolleyball-Partnerschaft 2022 und die leichtfüßigen Überlegungen, welches Turnier sie wohl als nächstes mit Amelie spielen könnte, wichen schwermütigeren Gedanken: Schaffe ich es, mich für die nächsten Meisterschaften zu qualifizieren? Und falls ja, mit wem werde ich dort spielen?
Bei den Ausscheidungswettbewerben (Trials) für die internationalen Turniere im Nachwuchsbereich spielen alle Mädchen des Kaders untereinander gegeneinander. Das bedeutet, eine Spielerin, die gerade noch an deiner Seite gekämpft hat, steht in der nächsten Partie auf der anderen Feldhälfte. Die mentale Herausforderung ist enorm. Jede kämpft für sich, aber doch auch für die Mitspielerin und keine will sich vorwerfen lassen, den Prozess absichtlich zu beeinflussen. Diese Trials sind brutal, das ist auch im Buch „Gold ist eine Glaubensfrage“ von Laura Ludwig nachzulesen, die 2003 gern mit ihrer besten Freundin zur U18-WM und zur U18-EM gefahren wäre, doch Jana Köhler war stärker. Der Erfolg der beiden Athletinnen mit zwei Goldmedaillen gab dem System Recht.
Eine Wette, ein Piercing und zwei internationale Meisterschaften
Für die Trials 2024 rechnete sich Anna keine großen Chancen aus. „Es war eigentlich ziemlich aussichtslos“, sagt sie. Zu stark schätzte sie ihre Konkurrentinnen ein. Vielleicht konnte sie auch deshalb ihre Mutter überreden, sich auf einen Deal einzulassen: „Wir haben ausgemacht, wenn ich es schaffe, mich für die EM oder WM zu qualifizieren, darf ich mir ein Bauchnabelpiercing stechen lassen“, erzählt Anna. Die fixe Idee war durch ein Tiktok-Video inspiriert, in dem Anna das Lied „Bauchnabelpiercing“ (Abre numa nova janela) von Drunken Masters und Sonos Cliq gehört hatte: „Sie hat ein Bauchnabelpiercing, lange blonde Haare, sie und ihre Mädels crashen heute deine Party“, heißt es darin. „Ich fand das Lied so cool“, sagt sie und fängt an zu lachen, über sich selbst und die Idee mitten in der Beachvolleyball-Saison ein Loch in ihren Bauch stechen zu lassen. Am Ende gewann sie die Trials und spielte mit Bauchnabelpiercing und mit Sophia Neuß die U19-WM sowie die U18-EM mit Mila Jancar.
Eine neue Freundschaft entsteht
Besonders die U18-EM in Georgien ist Anna in Erinnerung geblieben. Jeden Tag liefen sie und Mila die 20 Minuten zum Turniergelände mit ihrem kleinen Bluetooth-Lautsprecher und hörten dabei „Count on me“ (Abre numa nova janela) von Bruno Mars, „eehhhyyy“ (Abre numa nova janela) von Zartmann und „Egoist“ (Abre numa nova janela) von Jeremias in Dauerschleife. „In Georgien hatten wir keine mobilen Daten und konnten daher nur sie Songs hören, die wir schon heruntergeladen hatten“, erzählt Anna. Die Liedtexte brannten sich genauso in ihr Gedächtnis ein wie das Spiel um Platz drei. Nach dem verlorenen Halbfinale, in dem sie bereits 12:9 im Tie-Break geführt hatten und dann noch 13:15 verloren, „waren wir jede für sich eine halbe Stunde traurig“, erzählt Anna, „dann bin ich zu Mila gegangen, und wir haben uns fünf Minuten lang umarmt.“

Mit schweren Herzen und Beinen ging es ins kleine Finale. „Wir haben schon beim Einschlagen gemerkt, dass unsere Beine so krass im Arsch sind“, sagt Anna, die weniger großmütterlich klingt, wenn sie sich in Rage redet. Als der letzte Punkt gespielt war und beide realisierten, dass sie nun EM-Bronze gewonnen hatten, durchlebte Anna viele Emotionen gleichzeitig: „Das war so erleichternd“, sagt sie. „Man hat zum ersten Mal in der Saison gemerkt, was man für Opfer bringen muss. Die Freunde fehlen. Man fragt sich: Was machen wir hier? Das war dann so eine richtige Bestätigung. Ich bin auch Mila näher gekommen, mein Papa war da, Milas Eltern und Trainer, die wir mögen.“ Dazu gehören für sie Paul Becker, Manuel Rieke, der ihr seit fünf Jahren in Berlin fast täglich zur Seite steht und Christian Schuman („Schumi“), der eigentlich die Jungs trainiert, für Anna aber jemand ist, dem sie sich gern anvertraut und der ihr Leichtigkeit gibt. „Es hat sich wieder mehr nach Familie angefühlt“, sagt sie.
Den eigenen Weg finden
Familiäre Bande sind für Anna wichtig, sie erinnert damit an Tennisprofi Carlos Alcaraz, der in der Netflix-Doku „My Way“ (Abre numa nova janela) betont, wie sehr er es braucht, zwischen den vielen Reisen in sein Kinderzimmer zurückzukehren, das Essen seiner Mutter zu genießen und Zeit mit seinem Bruder zu verbringen. Anna ist auch gern zu Hause, aber sie definiert den Begriff noch etwas weiter: „Zuhause ist nicht nur ein Ort, es sind die Menschen, die mit dir kommen“, sagt sie. Wenn Menschen bei einem Turnier sind, die sie schon länger kennt, fühlt sie sich besser. Dabei geht es ihr gar nicht so sehr um das Spiel. „Auf dem Feld fühle ich mich total wohl. Das gibt mir Sicherheit. Da fühle ich, dass ich das bin“, sagt sie.

Das Drumherum während eines Turniers macht ihr eher zu schaffen. Beachvolleyball-Turniere sind immer auch Schauplätze, in denen die Spielerinnen und Spieler ihre Rollen suchen und mit denen jede Person anders umgeht. „Ich merke, dass ich anfange zu überlegen, wie ich mich zeigen müsste oder sollte“, sagt Anna. Dass Mila Jancar beim Deutschen Tourstopp in Düsseldorf im Publikum saß und sie gemeinsam Zeit verbringen konnten, dass Jannik Kühlborn, den sie aus Prerow kennt, sie nach ihrem Spiel gegen Nationalspielerin Karla Borger fest in den Arm nahm, das sind Momente, in denen Anna sich wohlfühlt, weil sie von Menschen umgeben ist, die ihren Weg kennen, die ihre Persönlichkeit auch schon einmal außerhalb des Feldes erlebt haben und bei denen sie einfach sie selbst sein kann.

„Beachvolleyball ist für mich Familie und Spaß haben. Wenn ich das nicht habe, ist es für mich nicht das. Es muss sich für mich immer ein bisschen anfühlen wie Prerow“, sagt sie. Das ist nicht ungewöhnlich. Viele internationale Topteams haben sich ihr persönliches „Prerow“ zusammengestellt. Dazu zählten Simon Nausch und Marketa Slukova die jahrelang als Paar und gleichzeitig Trainer und Spielerin durch die Welt reisten, ähnlich wie Laura Ludwig und Morph Bowes. Das lettische Top-Duo der Männer, Alexandrs Samoilovs und Janis Smedins wurde viele Jahre von ihren Vätern trainiert, und nicht zu vergessen die Vikings aus Norwegen um Anders Mol/Christian Sørum und die Familien Mol und Berntsen, die sich inzwischen auch ihren guten Freund Adrian Carambula ins Trainerteam geholt haben, aber vor allem mit Vater Kåre als Trainer und Mutter Merita als Mentaltrainerin arbeiten.
An erster Stelle Eltern
Derlei Ambitionen haben die Reformats nicht. Anna kam zwar durch ihren Vater schon früh in Berührung mit mentalen Techniken. Thomas Reformat vermittelt mit dem digitalen Gesundheitscoach „froach“ (Abre numa nova janela) spielerisch Regeneration im Schul- und Sportalltag. Anna arbeitet aber inzwischen mit einer Sportpsychologin am Olympiastützpunkt zusammen. „Wir wollen an erster Stelle Eltern sein“, sagt Thomas . Nicht immer lässt sich das komplett trennen. Im Jugendbereich sind die Eltern angehalten, die Kids in bestimmten Wettbewerben zu coachen, was Papa Reformat gerade bei Annas jüngerer Schwester Ella auch übernimmt. Mama Anja hält sich lieber zurück.

Da sie einen anderen Nachnamen trägt, wird gern übersehen, dass Anna Reformat die Tochter der ehemaligen Volleyball-Nationalspielerin Anja Pietrek ist, die bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney mit den deutschen Damen Platz sechs belegte. Dass Mutter und Tochter nicht sofort als diese erkannt werden, liegt vielleicht aber auch daran, dass Anja Pietrek ihrer Tochter nie den eigenen Karriereweg aufgedrängt hat. Zeitweise spielte Anna zwar auch in der Halle, um Wettkampferfahrung zu sammeln. Das klappte aber vor allem deshalb, weil Trainerinnen wie Kitty Brauns und Stefanie Hackbarth vom Marzahner VC ihr und Amelie die Freiheit ließen, auch in der Halle Beachvolleyball-Techniken wie den Poke zu benutzen. Annas Liebe galt von jeher dem Beachvolleyball. „Ich glaube, sie war bislang die Einzige am SLZB, die gleich in der siebten Klasse gesagt hat: Ich spiele nur Beachvolleyball“ sagt Matze Münz. Der Wunsch ihrer Tochter brachte Annas Eltern immer wieder in Erklärungsnot, denn wer dem eingetretenen Pfad – erst Halle, dann Sand – nicht folgen möchte, wird immer wieder mit gut gemeinten Ratschlägen versorgt. Doch davon ließen die Reformats sich nicht beirren. „Annas Weg zeigt ja, dass es auch anders geht“, sagt Thomas Reformat.

Plötzlich Vorbild
Als Paar sprechen sie viel über Volleyball, darüber, was Anna oder Ella gerade brauchen könnten, wann sie als Eltern motivieren, wann eher Grenzen setzen sollten. In der Regel fragen sie ihre Mädels einfach. „Ich finde, sie haben sich immer gut zurückgehalten und sind jetzt auch nicht zu übermotiviert“, lobt Anna. Für Mutter Anja ist schon das Zusehen schwierig. „Wenn ich spiele, suche ich Mama immer irgendwo an den Seitenlinien, weil ich weiß, dass sie nicht stillsitzen kann“, sagt Anna. „Bei meinen Spielen versteckt sie sich immer am Buffet“, ergänzt Ella, die anders als Anna auch gern in der Halle spielt. Angefangen hat sie mit dem Volleyball wegen ihrer großen Schwester. Manchmal sitzt sie im Training auf der Bank daneben und saugt alles auf oder feuert ihre Schwester bei Turnieren an. „Als Anna mit Chenoa die German Beach Tour gespielt hat, fand ich es total krass, dass da meine Schwester auf dem Feld steht“, sagt Ella.

Während in der Konstellation Christ/Reformat die acht Jahre ältere Chenoa mit Begeisterung die Rolle der Mentorin übernimmt, bemerkt Anna, dass sie auch langsam zu einem Vorbild wird. Kürzlich bat ein Bekannter aus Prerow um ein Selfie für seine Tochter, die gerade mit dem Beachvolleyball anfängt. Anna klingt noch immer etwas ungläubig, als sie davon erzählt. Nicht nur für ihre kleine Schwester ist sie ein Orientierungspunkt, sondern auch für andere Mädchen, die einen ähnlichen Weg gehen. Und gleichzeitig ist sie eine 16 Jahre alte Nachwuchssportlerin, die selbst noch ihren Weg finden muss.
Unterstützung durch “froach” und die Rackow-Schulen
Zu diesem Weg gehört auch die Planung einer Beachvolleyball-Saison, die mit 15-20 Wettkämpfen im Jahr sowie zehn Trainingslagern und sieben Auslandsreisen in 2024 einen ordentlichen Umfang angenommen hat. „Die finanzielle Belastung ist insbesondere wegen der hohen Reise-, Trainings- und Wettkampfkosten bereits im Jugendbereich hoch“, sagt Thomas Reformat. Finanziell bekommt Anna Unterstützung vom digitalen Gesundheitscoach “froach” (Abre numa nova janela) und den Rackow-Schulen (Abre numa nova janela), für die auch das „R“ steht, das sie auf ihrer Spielkleidung trägt.
Die berufsbildende Oberschule in freier Trägerschaft ist Teil der Stiftung Kolping-Bildungswerk Württemberg (Abre numa nova janela) (KBW) und bietet Schülerinnen und Schülern ab der zehnten Klasse sowie Erwachsenen intensive Bildungsberatung an sowie die Möglichkeit, Schulabschlüsse wie den MSA, das Fachabitur, die allgemeine Hochschulreife oder Ausbildungen im sozialen und wirtschaftlichen Bereich zu absolvieren.
„Gerade für Sportlerinnen und Sportler, die bereits am Anfang ihrer Karriere wissen, dass sie noch mindestens einen zweiten Berufszweig einschlagen müssen, ist es wichtig, ihre Möglichkeiten zu kennen und begleitet zu werden“, sagt Geschäftsführer Tim Balzer, selbst leidenschaftlicher Beachvolleyballspieler. Jährlich nehmen die Rackow-Schulen-Berlin bis zu 300 Schülerinnen und Schüler auf, dabei wird besonderer Wert auf eine sehr persönliche Begleitung und individuelle Bildungsberatung gelegt.

“Ich brauche das Gefühl, als Sportlerin mitzubestimmen”
Anna wird voraussichtlich bis zu ihrem Abitur am SLZB bleiben. Im Juni hat sie ihren MSA absolviert und konzentriert sich nun voll auf die Beachvolleyball-Saison und darauf, ihren individuellen Weg darin zu finden. Dabei helfen ihr ihre Eltern, aber auch Trainer wie Manuel Rieke, Paul Becker und Christoph Dieckmann. „Ich bin sehr dankbar, dass die Trainer Strukturen schaffen, in denen auch die Individualität der Spielerinnen berücksichtigt wird“, sagt Thomas Reformat.
Eine gewisse Eigenständigkeit ist Anna-Chiara Reformat wichtig. „Ich brauche das Gefühl, als Sportlerin mitzubestimmen und nicht, dass komplett über mich bestimmt wird. Das fühlt sich für mich frei an, ein bisschen wie Prerow halt“, sagt sie und lehnt sich mit einem Lächeln zurück in den Hängesessel.

Mehr Infos
Wer ihren Weg vom Prerow Strand bis in die internationale Beachvolleyball-Welt weiterverfolgen möchte, kann Anna auf ihrem Instagram Kanal (Abre numa nova janela) folgen.
Die nächsten Stationen sind:
German Beach Tour München 2
(10. - 13.07.2025)
Europameisterschaft in Düsseldorf
(31.07. - 03.08.2025)
German Beach Tour Berlin 1
(14. - 17.08.2025)
Deutsche Meisterschaft Timmendorf
(04. - 07.09.2025)
Nachwuchsbereich bei Qualifikation:
U18-EM mit Rika Dieckmann in Italien (08. - 15.09.2025)
U18-WM mit Rika Dieckmann in Doha (08. - 11.10.2025)
*Transparenzhinweis: Dieser Text ist eine bezahlte Auftragsarbeit für die Rackow Schulen Berlin. Wenn ihr auch ein Porträt über euch oder eine andere Person, haben möchtet, die ihr kennt, könnt ihr das bei mir bestellen über ninjapriesterjahn.de (Abre numa nova janela).