Idstein
Mein erstes Ziel war Idstein, leider weiß ich gar nicht mehr so richtig, wie es auf meinen Plan kam, irgendwie war es Fügung… Vorab informierte ich mich schon etwas über die Stadt und ihren besonderen Umgang mit den Hexenprozessen. Sie haben nämlich nicht nur alle Opfer namentlich benannt und ebenfalls namentlich an sie erinnert, sondern auch bei ihrer vollständigen Rehabilitation wurden sie namentlich benannt. Das gibt es, meines Wissens nach, sonst nur in einer weiteren Stadt in Deutschland. Andere Städte haben sich entweder für das eine oder das andere entschieden. Also entweder wurden die Opfer beispielsweise auf Gedenktafeln namentlich benannt, oder sie wurden vollständig rehabilitiert. Bei der Rehabilitation wurde dann allgemein von den Opfern der Hexenprozesse gesprochen und keine Namen genannt. Die Kombination aus Namensnennung und Rehabilitation, wie in Idstein, finde ich, ehrlich gesagt das Mindeste, was im Gedenken an die Opfer gemacht werden sollte. Warum andere Städte dem nicht nachkommen, kann ich nicht verstehen.
Das war also mein Ausgangspunkt, dieses Wissen. Beim Besuch in Idstein, fiel mir energetisch nicht viel auf. Weder im positiven noch im negativen Sinn. Ich habe mich dort Recht wohl gefühlt, für meine Verhältnisse, ich bin nämlich absolut kein Stadtmensch. Ein paar interessante Erkenntnisse möchte ich im Folgenden mit dir teilen. In Idstein wurden fast alle Opfer vor ihrer Verbrennung begnadigt und durften einen weniger qualvollen Tod sterben; sie wurden enthauptet und dann erst verbrannt. Klingt grausam, war aber zu dieser Zeit sicherlich ein Akt der Gnade und ersparte viel Leid. Was für mich vieles greifbarer machte, waren nicht nur die Namen, sondern, dass auch viele Schicksale mal mehr oder weniger gut niedergeschrieben wurden. Ich glaube mittlerweile, dass wenn wir unsere Wunden die in dieser Zeit entstanden sind (Hexenwunde, Schwesternwunde etc.) heilen wollen, müssen wir einen Weg finden, den Schmerz wieder zu fühlen. Den Schmerz fühlen um ihn dann gehen lassen zu können. Den Schmerz ein letztes Mal aus der Tiefe holen, um sich dann von ihm verabschieden zu können. Und wenn wir diesen Schmerz spüren wollen, kann es sehr hilfreich sein, wenn wir möglichst viel von den Opfern erfahren und uns auch die Mühe machen, uns gedanklich in ihre Lage zu versetzen. Im Folgenden werde ich ein paar der Schicksale niederschreiben. Du kannst diese Geschichten einfach nur als interessante und vielleicht schockierende Geschichten verstehen. Oder du lässt zu, dass dich diese Geschichten tief berühren. Du tauchst durch diese Geschichten in die Zeit der Hexenverfolgung ab, stellst dir vor, wie ihr Leben ausgesehen hat, wie die Städte ausgesehen haben, welche Ängste, Probleme und Sorgen die Menschen hatten. An was sie glaubten, wovon sie überzeugt waren und welche Ansichten sie hatten. Wenn wir tief in diese Welt eintauchen, spüren wir ihren Schmerz, unseren Schmerz. Wenn du dich dazu bereit fühlst, lese gerne weiter.
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