Die lüsterne Leguandramora - Schlüpfriger Schrecken

Kapitel 3 - Der Duft von Manchinel
Der Geruch von altem Holz, feuchter Erde und getrockneten Pflanzen lag schwer in der Luft des urigen Kräuterladens. In den letzten paar Tagen hatte Sal Alexis unzählige solcher kleinen, zunächst unscheinbaren Handlungen aufgesucht, aber war bisher keinen Schritt weitergekommen. Niemand hatte ihr auch nur einen Hinweis auf die Identität des Schlüpfrigen Schreckens geben können. Dabei hatte sie eine Theorie, die sie unbedingt beweisen wollte. Frustriert blickte sie nach draußen auf die gepflasterten Straßen von Excelsior, über denen sich morgendlicher Nebel ausbreitete. Das fahle Licht der aufgehenden Sonne drang kaum durch die moosbewachsenen Fensterscheiben hindurch. Sie seufzte.

Sie ließ den Blick wieder durch das schmale Geschäft gleiten, während sie auf den Besitzer wartete, der sich hinten extra viel Zeit zu lassen schien. Die Regale zu ihren Seiten bogen sich gefährlich unter schweren Töpfen und vollgestopften Gläsern, während getrocknete Kräuterbündel darunter seicht hin- und her wippten. Unter ihnen kleine, handgeschriebene Schilder: „Nachtwurz - nicht berühren“, „Blutblätter“, „Aschepilze - Können Halluzinationen bewirken“. Es war der neunzehnte Laden in vier Tagen. Die Sohlen von Sal Alexis Stiefeln hatten mittlerweile das Muster jeder Straße dieser Stadt auswendig gelernt. Sie seufzte erneut.

Endlich kam der Besitzer, ein schmächtiger Mann, mit einer flachen Schnauze und abgestumpften Zähnen hinter seinem Vorhang hinter der Theke hervor. Seine milchigen, roten Augen, die wie verstaubte Glasperlen wirkten, funkelten ihr kurz entgegen, aber er ignorierte sie konsequent. Er war in das Sortieren kleiner violetter Blüten vertieft, die er mit einer Pinzette in winzige Porzellanschälchen bugsierte. Sal Alexis lehnte sich, mit den Ellenbogen auf die Theke gestützt, zu ihm herüber, ein verführerisches Lächeln auf den Lippen.