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DIE RASSELBANDE IM KANU

FILM-KRITIK

Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass Michael Bully Herbigs Western-Komödie und Persiflage vor allem auf Karl May, Winnetou und Co. Der Schuh des Manitu die Kinos, Schulhöfe und Büroräume (und seit 2009 als Musical (Abre numa nova janela) diverse Bühnen) eroberte. Nun kommt nach 24 Jahren mit Das Kanu des Manitu die (lang erwartete?) Fortsetzung ins Kino und zwei große Fragen trieben (wohl nicht nur) uns um: Wird es eine Alte-Weiße-Männer-Calauer-Show und reiten Bully, Christian Tramitz und Rick Kavanian die Nostalgie- beziehungsweise Retro-Welle oder funktioniert der zweite Abahachi-Ranger-Film als eigenständiges Werk?

"Abahachi" (Michael Bully Herbig) und "Ranger" (Christian Tramitz) reiten durch die Steppe
"Abahachi" (Michael Bully Herbig) und "Ranger" (Christian Tramitz) // © herbX film/Constantin Film/Luis Zeno Kuhn

Punkt eins schien möglich, allerdings kann gesagt werden, dass der Witz in Schuh des Manitu (den wir gleich der Nackten Kanone kürzlich nochmals schauten, verfügbar u. a. auf RTL+ - genau wie die neue Staffel Princess Charming (Abre numa nova janela)) ein durchaus mitunter unschuldiger, kindlicher und weniger geifernder war. Dies gilt so auch für Das Kanu des Manitu (und der Alte Weiße Mann wird direkt zu Beginn mit Katharina Thalbachs Stimme abgeräumt). Was nun die Nostalgie angeht, da ist's etwas schwieriger. So gesehen müsste mensch den Film einer Person zeigen, die den ersten Teil nicht kennt. Find die mal in Deutschland!

Ums Suchen geht es jedenfalls in der Wild-West-Comedy. Gefunden werden soll das titelgebende Kanu. Doch wären es nicht Abahachi (Bully) und Ranger (Tramitz), wenn sie nicht zuvor bereits in Schwierigkeiten geraten wären. Nachdem ein „Indianer“ mit langen Haaren und ein Mann in beige-brauner Aufmachung Züge überfallen haben, fällt für den einäugigen Sheriff (Friedrich Mücke) und dessen Deputy (Kavanian) der Verdacht auf die zwei, die eben noch ihre Silberne Blutsbrüderschaft begingen.

Sheriff (Friedrich Mücke) und Deputy (Rick Kavanian) // © herbX film/Constantin Film/Luis Zeno Kuhn

Prompt findet sich das Duo am Galgen wieder, die Indizien sprechen pfeilscharf für sie als Täter-Team. Doch sind gleich zwei Seiten am Fortleben der beiden interessiert. Der enge Freund und Blutsbruder #2 Dimitri (ebenfalls Kavanian) macht sich mit seiner neuen Angestellten mit zwei linken Händen Mary (Jasmin Schwiers, Die Füchsin) auf, um sie zu retten. Ebenso braucht die noch namenlose Bande mitsamt Vollständigkeits-Komparsen (Daniel Zillmann, Tutty Tran, Tobias van Dieken, Pit Bukowski, Akeem van Flodrop und Merlin Sandmeyer) von Boss (Jessica Schwarz) Abahachi lebend. Immerhin soll er sie zur Tropfenden Nase und zum Kanu des Manitu führen...

v.l.n.r.: Merlin Sandmeyer, Pit Bukowski, Tobias van Dieken, Daniel Zillmann, Jessica Schwarz, Akeem van Flodrop, Tutty Tran // © herbX film/Constantin Film/Luis Zeno Kuhn
v.l.n.r.: Merlin Sandmeyer, Pit Bukowski, Tobias van Dieken, Daniel Zillmann, Jessica Schwarz, Akeem van Flodrop, Tutty Tran // © herbX film/Constantin Film/Luis Zeno Kuhn

Neben den uns vertrauten Figuren gibt es offensichtlich reichlich Neuzugänge, die allesamt für sich stehen und ihren eigenen Humor in den von Herbig, Tramitz und Kavanian geschriebenen Film bringen. Vor allem Jasmin Schwiers brilliert als naiv-resolute Mary, deren Können nicht nur aus verschiedensten Sprachen besteht. Dazu hat der Film, wenn wir so wollen, einiges mehr an Handlung als der erste Teil. Oder eher Drama um die Figuren, denn es geht nicht nur um das Auffinden des Kanus, sondern ebenso um die Enthüllung manch einer lange verschwiegenen Wahrheit. Dass er bei der Laufzeit dennoch unter neunzig Minuten bleibt, ist beinahe löblich.

Eine dieser groohohohoßen Enthüllungen steht nicht zuletzt im Zusammenhang mit Lieblings-Bösewicht Santa Maria, den der 78-jährige Sky du Mont erneut mit reichlich Freude am cool-verschmitzten Graus gibt. Insbesondere in den Momenten mit ihm wird an den ersten Teil erinnert (Stichwort: Blauer Diamant) und selbstredend darf eine Reminiszenz an den „Superperforator“ nicht fehlen. Highlight und heimlicher Held des Films ist erneut Winnetouch (den wir übrigens damals wie heute auf charmante Art überzeichnet und lustig finden, nichts anderes taten Will & Grace oder aktuell beispielsweise die sehenswerte Serie Mid-Century Modern), der nun eine „Fencing and Dancing“-Schule eröffnet hat. An sich dürfte Das Kanu des Manitu als eigenständiger Film funktionieren, auch wenn die Macher und Produzent*innen sich natürlich in erster Linie an Fans des ersten Films wenden. Die meisten sehr viel Jüngeren sind wohl doch mit einer anderen Humor-Generation als Bully, Tramitz oder Stefan Raab (der für die meisten Songs verantwortlich zeichnet; Score von Ralf Wengenmayr) aufgewachsen.

Bitte lächeln: Winnetouch (Michael Bully Herbig) und Co. // © herbX film/Constantin Film/Luis Zeno Kuhn

Zwar fehlen in diesem Film nun die wirklich großen, ja zeitlosen Gags, humorvoll ist er nichtsdestotrotz. Ebenso kann die in München, Almería, Valencia und Santa Fe (New Mexico) gedrehte Produktion sich optisch gut sehen lassen. Die Schauwerte (Kamera: Armin Golisano, Schnitt: Alexander Dittner) übertreffen den ersten Teil um einiges. Nun ist dieses Kanu auch ein ganzes Stück teurer und, tja, fünfundzwanzig Jahre sind eine lange Zeit, in der sich Technik und Möglichkeiten weiterentwickelt haben. James Cameron und Roland Emmerich lassen grüßen.

Abahachi (Bully), Mary (Jasmin Schwiers) und Ranger (Christian Tramitz) auf einem Deluxe-Tretboot in einer Höhle // © herbX film/Constantin Film/Luis Zeno Kuhn
Abahachi (Bully), Mary (Jasmin Schwiers) und Ranger (Christian Tramitz) auf einem Deluxe-Tretboot auf den Weg ins musische Abenteuer // © herbX film/Constantin Film/Luis Zeno Kuhn

Ein wenig irritierte die Ankündigung des Films allerdings, gab Michael Bully Herbig in der Talkshow 3 nach 9 vor wenigen Jahren doch zu Protokoll, dass er eine Parodie der Karl-May-Filme heute nicht mehr machen würde. Damals begründete er dies damit, dass die „Comedy-Polizei“ so streng geworden sei und mensch nur allzu leicht Leuten auf die Füße treten könnte. Hach ja, da ist er wieder der Gottschalk-Moment im Sinne eines Jetzt-Muss-Ich-Nachdenken-Bevor-Ich-Spreche. Jedenfalls kann es so gelesen werden. Doch hat Bully durchaus einen Punkt. So merken wir selber, dass vieles an Witz verunmöglicht wird. Es ist ein schmaler Grat zwischen Aufmerksamkeit im Sinne von Sensibilität und einem humorbefreiten Grau, das keine Zwischentöne erlaubt.

Sei's drum: Bully und Team entschieden sich derlei Fallstricke als Herausforderung anzunehmen und um manch Unsagbares herumzuarbeiten. Das, so meinen wir, ist gut gelungen. Viele der zahlreichen möglichen Fettnäpfchen umschifft der Film gekonnt und überhaupt sieht er sich eben als Persiflage auf diverse Genres und die diesen eigenen Widersinnigkeiten. Das ist an mancher Stelle natürlich reichlich infantil, bringt aber schon Freude.

https://www.youtube.com/watch?v=2ZFu6HiZKWY (Abre numa nova janela)

Und um ehrlich zu sein, ist es fein, mal eine Komödie zu sehen, die nicht arg hintergründig ist (Abre numa nova janela). Die uns nicht von hinten durch die Brust ins Auge (Abre numa nova janela) eine dringliche Message zur Welterklärung oder -verbesserung (Abre numa nova janela) aufnötigt. Wenn es zum Abschluss auch eine sehr versöhnliche bis persönliche und gar ein wenig anrührende Botschaft gibt. Kurzum: Kann mensch sich ansehen (und bis zum Ende des Abspanns sitzen bleiben (Abre numa nova janela)).

AS/HMS

PS: Das Kanu des Manitu ist der erste deutsche Film, der für IMAX gedreht wurde. Das sieht schon geil aus.

PPS: „Solange wir aneinander gefesselt sind, kann uns niemand trennen.“

Dimitri (Rick Kavanian) steht in Kanu des Manitu vor einer Postkutsche und liest Zeitung
Dimitri (Rick Kavanian) verpasst beinahe die wichtigste Meldung // © herbX film/Constantin Film/Luis Zeno Kuhn

PPPS: Persönliches Highlight ist natürlich der Specht!

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Das Kanu des Manitu startet am 14. August 2025 im Kino.

Tópico Film & Serie

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