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Meine Kinder helfen nicht im Haushalt!

Deine Frage

Meine Kinder (10 und 14) helfen mir viel zu wenig im Haushalt. Ich muss sie regelrecht dazu zwingen und zumindest immer an alles erinnern. Etwa so: Wir essen gemeinsam Abend, sie stehen auf und räumen nicht ihre Teller weg. Ich bitte sie darum, es wird gestöhnt und gemault. Dabei ist das eigentlich wirklich selbstverständlich. Bei Dingen wie den Müll runterbringen oder einmal durchsaugen, kommt es immer darauf an, wie sie gerade drauf sind. Entweder sie machen es anstandslos oder die Bitte eskaliert in einem Streit. Dann werden sogar wütend Türen geknallt. Eine Zeit lang haben wir es mit Belohnungen versucht - sie haben dann fürs Geschirrspüler ausräumen und einräumen oder fürs Wäsche abnehmen und staubsaugen Geld bekommen. Nicht viel, ein paar Euro. Aber Geld fürs eigene Zimmer aufräumen und Kleinigkeiten wie den Müll, das sehe ich nicht ein. Ich bin langsam wirklich ratlos. Mir ist klar, dass kleine Kinder nicht viel im Haushalt schaffen, aber sie gehen nun beide ins Gymnasium und da sollte das drinnen sein. Wie krieg ich sie denn dazu, dass sie freiwillig mithelfen? Ohne Zwang?

Meine Antwort

Es ist mir ein großes Anliegen, dich daran zu erinnern, dass du großartige Kinder hast und es hervorzuheben, was in deiner Familie gut läuft und was ihr alle zusammen auf dieser 14-jährigen Reise schon geschafft habt. Dieser Blick geht uns vor allem dann verloren, wenn uns selbst schon das Wasser gefühlt bis zum Hals steht. Für eine Kurskorrektur brauchen wir wieder das Gefühl von festem Boden unter den Füßen. Ich hoffe, du bekommst dieses Gefühl zurück – auch mit Hilfe meiner Zeilen.

Dein ältestes Kind befindet sich gerade in der zweiten großen Autonomiephase. Sein „Nein!“ ist ein gesunder und kräftiger Ausdruck seiner Autonomie und eine erneute Bekundung: „Ich bin nicht du!“ (Untertitel: „Ich weiß gerade selbst nicht so genau, wer ich bin oder wer ich sein sollte – aber wenn ich dagegen bin, dann bin ich zumindest das! Ich brauche doch keine Eltern mehr – die nerven nur! Mama, kannst du bitte mein Zimmer aufräumen?“).

Gib diesem Selbstausdruck deines Kindes Raum, sag dir vielleicht diesen Satz „Du bist nicht ich!“ wie ein Mantra vor, wenn er/sie mault. Du hast bestimmt schon die Erfahrung gemacht, dass dein Kind kooperieren wird – das beschreibst du auch in deiner Frage: Beide machen mit und maulen. Die Teller sind abgeräumt. Mit Maulen – aber abgeräumt.

Ich stelle mir gerade vor, wie du vor dem Zimmer deiner Kinder stehst und ins Chaos blickst. Der Tag war lang, du stemmst die Hände in die Hüften und schnaubst vor Wut und Empörung über die zusätzliche Arbeit. Deine Stirn liegt in Falten, deine Augen blitzen: „Räumt jetzt endlich das Zimmer auf!“ Würdest du mit dieser Frau zusammenarbeiten wollen?

So wie du hier nicht mehr in deinem „grünen Bereich“ bist, sind es deine Kinder manchmal auch nicht. Du schreibst, dass deine Kinder deinen Bitten nachkommen – das ist dann, wenn du einmal durchgeatmet hast und bittest statt zu befehlen. Dann können deine Kinder Ja sagen – und nicht Jawoll! Und manchmal auch Nein, weil es heute einfach nicht mehr geht.

Du hast ein Klima geschaffen, in dem ein Nein Platz haben darf. In dem alle ihre Grenzen ausdrücken dürfen – auch du. Vielleicht gelingt das manchmal etwas unglücklich, vor allem dann, wenn die Anspannung schon hoch ist.

Du musst deine Kinder nicht belohnen, damit sie mitarbeiten. Kinder sind gerne Teil einer Gemeinschaft und tragen gerne etwas bei. Sie wollen sich wertvoll fühlen und gleichwürdig behandelt werden.

Vielleicht ist es an der Zeit, sich zu viert zusammenzusetzen und über Verantwortungen zu philosophieren. Möglicherweise müssen diese jetzt, wo die Kinder größer sind, neu verteilt werden: Wer kann wofür die Verantwortung übernehmen? Das bedeutet: In wessen Kopf ist zum Beispiel der Müll? Wer ist dafür zuständig? Wer kann welche Aufgabe übernehmen – die gehört dann ihm oder ihr und du musst sie nicht mehr auf dem Schirm haben, weil du die Aufgabe jemand anderem anvertraut hast. (Unter uns Frauen: Etwas wirklich abzugeben ist manchmal gar nicht so leicht!)

Schreibt das Ergebnis auf und trefft euch zwei Wochen später wieder zu einer Nachbesprechung. Bleib als Erwachsene einladend und kooperativ. Ich bin überzeugt, dass ihr Vier euch in der nächsten Zeit nochmal besser kennenlernen werdet. Vielleicht entsteht jetzt auch der eine oder andere neue Konflikt. Diese werden so notwendig wie konstruktiv sein. Den destruktiven, zermürbenden Konflikten jedoch habt ihr damit ein Ende gesetzt.

Beziehung kannst du lernen. Von Herzen, Sandra

Topic Elternsein

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