Zum Hauptinhalt springen

Ausrufezeichen

Seit Margaret Rutherford Miss Marple spielte, schätze ich kriminelle Geschichten mit skurrilem Personal und schrägen Plots, und sei es nur zum Einschlafen. Es hat immer funktioniert. Bis jetzt. Das Leben hat die Geschichten eingeholt. Die Gegenwart ist zu gemein, um sich auch noch in der Freizeit kriminelle Energien anzutun. Aber ich schreibe selbst einen Cosy Crime. Du kannst dir also vorstellen, dass ich öfter auf die Tastatur starre und mich frage, was das soll. Lass es. Setz dich bei Lidl an die Kasse und hör auf, von deinem Stoff zu träumen.

Da lese ich meinen Namen und den Arbeitstitel meines Romans "Scholle 14" in einer Mail des Autorinnen-Netzwerks "HERland", das sich feministischem Realismus in der Kriminalliteratur widmet: "Hätten wir die Mittel, wir würden jedes der folgenden 13 Romanprojekte mit dem Anne-Goldmann-Stipendium fördern. Jedes von ihnen ist relevant und packend, handelt von Wirklichkeit, geht Wagnisse ein, reißt mit und begeistert. Jedes von ihnen sollte unseren Wünschen nach ein Buch werden, das wir ganz lesen können. Ja, solche Erzählungen braucht es jetzt", heißt es in der Pressemitteilung zur Shortlist des Anne-Goldmann-Stipendiums 2025 (Öffnet in neuem Fenster).

Hör mich schreien! Ich stehe auf der Shortlist! Eine Jury aus erfolgreichen Autorinnen ermutigt mich, das Buch zu vollenden! Mir gehen die Ausrufezeichen aus. Ich tanze durch die Wohnung. Bin unendlich dankbar für diese Anerkennung.

Nice-to-have, sagt KI

Mitte November wird verkündet, wer das Arbeitsstipendium (3.000 Euro) bekommt. Aber darauf kommt es nicht an. Die Ermutigung ist unbezahlbar. Wie du sicher weißt, entstehen fast alle Bücher unbezahlt. Bis zur letzten Zeile arbeiten Autor:innen für Luft und Liebe. Agenturen schauen sich nur fertige Bücher an, Verlage sowieso. Ich kenne Verlagsautorinnen, die drei Bücher im Schrank liegen haben, deren Zeit vielleicht kommt, vielleicht auch nicht. Es geht dabei nicht um Qualität, siehe Spiegel-Bestseller-Liste. Es geht ums Geld, um Wirtschaftszahlen, um den Appetit und die Reichweite der Unterhaltungsindustrie. Künstler:innen sind da eigentlich nur das Nice-to-have, sagt KI. Der Verdienst für die schreibende Zunft kommt erst mit dem Verkauf eines Werks, wobei Verlage den Schreibenden immerhin noch über einen "Vorschuss" Summe X zusichern, die Autor:in bekommt, selbst wenn das Buch floppt. Das nur zum Hintergrund, warum solche Arbeitsstipendien wichtig, wenn auch leider rar sind.

Wart's nur ab, Henry Higgins, wart's nur ab!

https://www.youtube.com/watch?v=pwNKyTktDIE (Öffnet in neuem Fenster)


Mit der guten Nachricht im Rücken komme ich gut voran. Auf dem Monitor links von mir sehe ich über ihre Tastaturen gebeugte Autorinnen. In einer Dreiviertelstunde treffen wir uns nochmal zum kurzen Schnack, dann endet meine digitale Schreibzeit für heute. Nachmittags geht es an den normalen Wahnsinn, der Zettel ist voll.

Traditionell tu ich mich absurd schwer damit, Rechnungen zu schreiben. Ich habe zu Brei analysiert, wie ich das ändern kann. Inzwischen glaube ich, ich muss das nicht mal ergründen. Muss es jedermaus' Sache sein "Mehrwerte zu generieren"? Bei der Floskel wird mir kodderig, um es westfälisch auszudrücken. Ich arbeite gut und gern. Ob es im einzelnen um Textcoaching oder einen Hörspiel-Workshop geht, ist mir fast egal. I'm a Helper. Diese Qualität in Geld zu messen, treibt mir den Schweiß ins Hemd, als säße ich wieder im Matheunterricht an Gleichungen mit X Unbekannten. Deshalb war ich sehr glücklich, als eine Freundin sagte: "Ich gehe jetzt in Rente und ich liebe Rechnungen. Ab Januar schreibe ich deine." So einfach kann das sein. Tut Gutes und redet miteinander :)

Herzlich,

Aiga

Lieblingsgeräusch

... aus der Sounddatenbank, Ordner "U-Bahn"

Werkstatt

Digitale Schreibzeit

Manchmal braucht es einen Stups von anderen, um sich Schreibzeit freizuschaufeln und sich nicht ablenken zu lassen. Dafür gibt es meine Gruppe "Kollega!". Der digitale Raum ist wochentags von 9 bis 13h geöffnet. Wir arbeiten in Stille und treffen uns zweimal zwischendurch kurz zum Austausch. Ein- und Ausstieg ist jederzeit möglich. Im Verteiler sind jetzt 13 Autorinnen.

Die CoWorking-Gruppe hat sich zum kurzen Tages-Briefing weiterentwickelt, sie läuft wochentags von 8:30 bis 9 Uhr. Derzeit nimmt die Gruppe keine neuen Mitglieder auf.

Beide Gruppen sind nicht-kommerziell. Die technische Infrastruktur finanziert sich durch die Unterstützung meiner Abonnent:innen. Dank dafür!

Termine

Workshops: Faszination Hörspiel

Bitte trommelt für diese Workshops. Besser noch: Macht mit!

Samstag/Sonntag 15. + 16.11.2025 in der VHS Bielefeld

https://www.vhs-bielefeld.de/programm/kultur-kunst-kreatives-gestalten/kurs/Faszination-Hoerspiel/2522190W8#inhalt (Öffnet in neuem Fenster)

... auch als Schnupperworkshop am Samstag 24.1.2026 in Oelde

https://vhs-oelde-ennigerloh.de/programm/kultur/kw/bereich/kursdetails/kurs/126-240/kursname/Hoerspiel%20live%20Workshop/kategorie-id/8/ (Öffnet in neuem Fenster)
Hörtipps

Wo sind unsere dritten Orte!?

Schweigen ist Zustimmung! – Ein Podcast mit Jens Brodersen & Patrick Breitenbach

Jenseits vom Zuhause und dem Arbeitsplatz bemisst sich die Lebensqualität in Städten nach ihren "dritten Orten" im öffentlichen Raum, wo Menschen Zeit miteinander verbringen. Typische dritte Orte sind Stadtbibliotheken, Parks, die Bank unterm Baum an der Straßenecke, Jugendzentren und Bäder. Auch Kneipen, Buchläden und Friseursalons beschrieb der US-amerikanische Soziologe und Stadtplaner Ray Oldenburg in den 1980-er Jahren als entscheidende dritte Orte für eine funktionierende Demokratie, sozialen Zusammenhalt und individuelle Lebensqualität. Wie steht es heute im diese Orte?

https://schweigenistzustimmung.de/2025/10/05/wo-sind-unsere-dritten-orte/ (Öffnet in neuem Fenster)

MYKE – Hacking the Manosphere

Ein Doku-Hörspiel über die Radikalisierung von Jungen und jungen Männern auf TikTok

Die "Menosphere" (deutsch: "Mannosphäre") ist ein international lose verbundener digitaler Raum aus verschiedenen Online-Communitys und Aktivisten, die vor allem Frauenfeindlichkeit verbindet. Ihre Influencer erreichen über youtube und TikTok Millionen junger Männer in der westlichen Welt. Das Social-Media-Projekt „MYKE“ hat erforscht, wie maskulinistische Radikalisierung online funktioniert und wie man sie mit künstlerischen Mitteln unterbrechen kann. Im Sommer 2024 hat die Gruppe antifeministische Content-Bubbles auf TikTok mit einer eigens dafür entwickelten Videokampagne unterwandert.

https://www.hoerspielundfeature.de/hacking-the-manosphere-100.html (Öffnet in neuem Fenster)

Oscar Wilde im Kreuzverhör

Hörspiel, NDR/SWR 2004, von Merlin Holland, nach der ersten vollständigen Niederschrift des Queensbury-Prozesses, mit Marcus Kiepe, Ulrich Noethen, Christian Redl, Wolfgang Kaven u.a.

Am 18. Februar 1856 hinterließ der Marquis von Queensberry im Albemarle Club eine Karte, die an „Oscar Wilde, den posierenden Homosexuellen“ gerichtet war. Hintergrund dieser Beleidigung war die Affäre des fast 40-jährigen Dichters mit Lord Alfred Douglas, dem dritten Sohn des Marquis. Anstatt die Karte zu ignorieren, strengte Wilde ein Verleumdungsverfahren gegen Queensberry an. Zwei folgende Kriminalprozesse brachten Wilde zwei Jahre Zuchthaus und Zwangsarbeit ein sowie den Verlust von Gesundheit und Ruf.

https://www.ardaudiothek.de/episode/urn:ard:episode:7e5eb709e99e27e0/ (Öffnet in neuem Fenster)
Special

Für eine besondere Mäzenin.

https://www.youtube.com/watch?v=r-rHc8tm5_c (Öffnet in neuem Fenster)
Mindscapes

Beim Schreiben geskribbelt …

Musik

Für einen regnerischen Sonntag <3

Celeste auf youtube (Öffnet in neuem Fenster)

Kategorie Newsletter

0 Kommentare

Möchtest du den ersten Kommentar schreiben?
Werde Mitglied von [aigiko] text+stimme und starte die Unterhaltung.
Mitglied werden