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Trumps Big Beautiful Bill - Analyse

Jetzt, da Trump seinen “big beautiful Bill” verabschieden konnte, sollten wir verstehen worum es dort eigentlich geht und welche Auswirkungen es auf uns hat! Die gute Nachricht vorweg: Denn die ursprünglich geplante „Revenge Tax“ (Section 899), der ausländische Investoren in den USA belastet hätte — etwa wegen digitaler Steuern – wurde gestrichen. Heißt wir können weiterhin US-Aktien kaufen bis zum abwinken!

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Auswirkungen auf Deutschland und Europa

  • Finanzielle Stabilität & Anlegervertrauen: Das gigantische US-Gesetz belastet die US-Staatsfinanzen erheblich und schürt international Sorgen vor wachsender Verschuldung. Die US-Staatsverschuldung wird laut unabhängigen Schätzungen in zehn Jahren um zusätzliche 3,3 Billionen Dollar steigen, was bereits zu einer Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit geführt hat (Moody’s senkte das Rating im Mai). Viele ausländische Investoren reagieren, indem sie ihr Kapital aus US-Staatsanleihen abziehen und vermehrt in als sicher geltende europäische Papiere umschichten. Deutsche Bundesanleihen gelten dabei verstärkt als sicherer Hafen angesichts der US-Defizitsorgen – nicht zuletzt, da Deutschland als einzige G7-Volkswirtschaft noch unter einer Staatsschuldenquote von 100 % liegt und fiskalpolitische Stabilität verkörpert.

  • Währungs- und Zinsfolgen: Die Aussicht auf ausufernde US-Defizite und mögliche inflationsfördernde Maßnahmen (z. B. neue Schutzzölle) schwächt das Vertrauen in den US-Dollar. Auslandsinvestoren reduzieren ihre Dollar-Engagements und diversifizieren vermehrt in Euro-Anlagen, was tendenziell Abwärtsdruck auf den USD und Aufwertungsdruck auf Euro-Anleihen ausübt. Gleichzeitig führen gestiegene US-Schulden und die Furcht vor weiter wachsender Anleiheflut zu steigenden Renditen am US-Anleihemarkt. Dieses Zinsgefälle könnte die Geldpolitik belasten: Während die Fed womöglich länger hohe Zinsen halten muss, um Defizit-induzierte Inflationsrisiken zu dämpfen, bleibt die EZB vorerst bei einer vergleichsweise stabileren Schuldenlage. Europäische Anleger profitieren kurzzeitig von höheren US-Renditen, wägen aber das höhere Risiko in USD-Anlagen sorgfältig ab.

  • Handels- und Klimapolitik: Transatlantische Spannungen: Europäische Regierungen und Unternehmen beobachten mit Sorge die „America-First“-Elemente des Gesetzes. So werden umfangreiche Klimaschutz-Initiativen der Vorgängerregierung gestrichen – Förderungen für Elektroautos und erneuerbare Energien entfallen zugunsten von Subventionen für fossile Brennstoffe. Diese Kehrtwende kollidiert mit den europäischen Klimazielen und könnte die transatlantische Zusammenarbeit im Kampf gegen den Klimawandel belasten. Zudem signalisiert die US-Regierung eine härtere protektionistische Handelspolitik: Neue Abgaben wie die Steuer auf Auslandsüberweisungen von Migranten und aggressive Zollforderungen (Trump setzte etwa Vietnam ein 20 %-Zoll-Ultimatum und erzwingt bilaterale Deals) wecken in Europa Befürchtungen vor erneuten Handelskonflikten mit den USA. Die EU könnte im Worst Case selbst ins Visier von Strafzöllen geraten, falls die US-Politik weiter unilateral auf Handelsungleichgewichte reagiert.

  • Sicherheits- und Verteidigungspolitische Folgen: Die US-Verteidigungsausgaben steigen sprunghaft an (zusätzliche 150 Mrd. $), was eine verstärkte militärische Fokussierung der USA auf globale Konfliktherde erwarten lässt. Ein Großteil der Mittel fließt in Rüstungsprojekte mit Schwerpunkt Indopazifik und Heimatschutz – darunter der Ausbau der Marineflotte, ein nationales Raketenabwehrsystem („Golden Dome“) und Investitionen in neue Militärtechnologien wie Drohnen und KI. Europäische NATO-Partner begrüßen zwar grundsätzlich ein stärker gerüstetes Amerika, befürchten aber eine Verschiebung des strategischen Fokus der USA: Die Priorisierung des Indo-Pazifik (gegenüber z. B. dem Schutz Osteuropas) könnte langfristig verlangen, dass Europa mehr Eigenverantwortung für die Sicherheit in seiner Nachbarschaft übernimmt. Positiv aus EU-Sicht ist, dass die USA mit dem Gesetz ihre Zahlungsfähigkeit sichern (Anhebung der Schuldenobergrenze verhindert einen akuten Zahlungsausfall) – das stabilisiert zunächst die globalen Finanzmärkte und die transatlantische Sicherheitspartnerschaft.

  • Europäische Wirtschaft & Anleger – gemischte Implikationen: Für europäische Branchen ergeben sich differenzierte Auswirkungen. Energie: Die Förderung der US-Öl- und Gasproduktion (Abbau von Regulierungen wie der Methansteuer, Freigabe neuer Fördergebiete) dürfte global zu erhöhtem fossilem Energieangebot und tendenziell gedämpften Preisen führen – kurzfristig entlastend für europäische Energieimporteure, langfristig jedoch eine Herausforderung für die Wettbewerbsfähigkeit grüner Technologien „Made in Europe“. Automobilindustrie: Die Streichung von US-E-Auto-Subventionen und Einführung von Sonderabgaben auf E-Fahrzeuge erschweren den Markthochlauf von Elektroautos in den USA. Deutsche Automobilhersteller, die stark in Elektromobilität investiert haben, könnten Absatznachteile auf dem wichtigen US-Markt erleiden, da amerikanische Verbraucher weniger Kaufanreize für E-Fahrzeuge erhalten – ein Rückschlag auch für transatlantische Klima-Initiativen. Kapitalmarkt: Europäische Investoren sehen einerseits Chancen in US-Aktienmärkten, da die massiven Steuersenkungen voraussichtlich Unternehmensgewinne und Börsenkurse steigern. Andererseits steigen mit der US-Verschuldung die Risiken für Anleihen und Währungen – große Investoren (z. B. BlackRock) warnen bereits vor der Erosion des „Safe Asset“ Status von US-Staatsanleihen und fordern eine glaubwürdige Defizitreduzierung. Insgesamt gilt: Europäische Anleger werden bei US-Investments vorsichtiger und diversifizieren vermehrt im Euroraum, während die EU wirtschaftspolitisch darauf achten muss, nicht zwischen chinesisch-amerikanischen Handelsstreitigkeiten oder divergierenden Klimapfaden zerrieben zu werden.

Auswirkungen auf die USA

  • Haushalt, Defizit und Schuldenlast: Der „One Big Beautiful Bill“ bedeutet einen historischen fiskalischen Kraftakt. Kurzfristig wird zwar durch die Anhebung der Bundesschuldengrenze um rund 4–5 Billionen $ eine akute Staatspleite abgewendet, jedoch verschärft das Gesetz die langfristigen Schuldentrends dramatisch. Unabhängige Analysen beziffern den zusätzlichen Schuldenaufbau auf etwa 3,3–3,4 Billionen $ in den nächsten zehn Jahren, sodass die US-Gesamtschulden Richtung 40 Billionen $ wachsen könnten. Bereits im Vorfeld hatte die Aussicht auf dauerhaft höhere Defizite die Finanzmärkte beunruhigt: Die Renditen von US-Staatsanleihen zogen an, was auf erste „Bond Vigilantes“ hindeutet, die für „unsolide“ Haushaltspolitik höhere Zinsen verlangen. Auch innerhalb der Republikanischen Partei gab es Vorbehalte – einige Konservative warnten vor den „drohenden Rekordschulden“ und der Gefährdung der langfristigen Tragfähigkeit des Staatshaushalts. Die Ratingagentur Moody’s reagierte bereits mit einer Abstufung im Mai, und der Internationale Währungsfonds kritisiert, das Paket laufe allen Empfehlungen zur Defizitreduktion zuwider. Damit steht Amerikas finanzielle Glaubwürdigkeit auf dem Spiel, was auch geopolitisch die Sonderrolle des Dollar als Weltleitwährung tangiert.

  • Konjunktur und Märkte: Wirtschaftlich wirkt das Paket kurzfristig wie ein Konjunkturprogramm auf Steroiden. Umfassende Steuersenkungen für Unternehmen und Bürger sollen Konsum und Investitionen ankurbeln. Experten erwarten einen spürbaren BIP-Schub (etwa +0,5 % Wachstum im kommenden Jahr), und an der Börse werden bereits steigende Unternehmensgewinne und Rekordkurse eingepreist. Tatsächlich markierte der S&P 500 Index in Erwartung der Verabschiedung ein Allzeithoch. Vor allem große US-Konzerne profitieren von der Verstetigung der Trump’schen Steuertarife von 2017 und neuen Abschreibungsmöglichkeiten (100 % Sofortabschreibung für Investitionen) – was Investitionen erleichtert und die Wettbewerbsfähigkeit stärken soll. Allerdings drohen mittelfristig negative Rückkopplungen: Die gigantische Nachfragestimulierung könnte inflationäre Tendenzen verstärken, insbesondere da parallel Importzölle (z. B. auf industrielle Vorprodukte) die Preise treiben könnten. Die US-Notenbank Fed wird in diesem Szenario kaum Spielraum für Zinssenkungen haben und eher an einem „höher für länger“-Kurs festhalten. Zudem könnten steigende Zinskosten die Wachstumsimpulse teilweise kompensieren – hohe Defizite treiben die Kreditkosten des Staates (und privater Sektoren) nach oben, was auf Dauer Investitionen erschwert. Einige Investoren warnen daher, der Schuldenüberhang könne den kurzfristigen Stimulus rasch überlagern und die Wirtschaft perspektivisch belasten.

  • Soziale und gesellschaftliche Folgen: Das Gesetz spiegelt eine massive Umverteilung zugunsten Wohlhabender wider. Kernstück ist die dauerhafte Verlängerung der Steuererleichterungen aus Trumps erster Amtszeit – ein „Steuergeschenk für Milliardäre“, wie die Demokraten kritisieren. Großverdiener und Unternehmen zahlen künftig deutlich weniger Steuern, während für Geringverdiener und Bedürftige erhebliche Einschnitte vorgesehen sind. Millionen Amerikaner werden den sozialen Schutz verlieren: Durch strengere Auflagen bei Medicaid (staatliche Gesundheitsversorgung für Arme) dürften etwa 10–11 Millionen Menschen ihre Krankenversicherung einbüßen – ein einschneidender Anstieg der unversicherten Bevölkerung. Ebenso werden die Zugangskriterien für Lebensmittelhilfen (SNAP/Food Stamps) verschärft, indem nun kinderlose, gesunde Erwachsene bis 64 Jahre Arbeitsauflagen erfüllen müssen (bislang 54 Jahre). Diese sozialen Kürzungen stoßen auf heftigen Protest der Demokraten und vieler Sozialverbände, zumal sie jene am härtesten treffen, die am wenigsten von den Steuersenkungen profitieren. Die Gegenfinanzierung der Steuerentlastungen „auf dem Rücken der Schwächsten“ hat eine hitzige Gerechtigkeitsdebatte entfacht und trägt zur weiteren Polarisierung der US-Gesellschaft bei.

  • Politische Dimension und innenpolitische Dynamik: Die Verabschiedung der „Big Beautiful Bill“ markiert einen bedeutenden politischen Sieg für Präsident Trump – aber einen, der die ohnehin tiefen parteipolitischen Gräben weiter vertieft. Im Kongress wurde das Paket nur mit denkbar knapper Mehrheit durchgedrückt (218 Ja- zu 214 Nein-Stimmen im Repräsentantenhaus), was die geschlossene Ablehnung der Opposition und Zweifel selbst in Trumps Lager verdeutlicht. Ein dramatischer nächtlicher Schlagabtausch – inklusive einer Rekord-Marathonrede des demokratischen Fraktionschefs Hakeem Jeffries über 8 Stunden – konnte die Abstimmung zwar nicht verhindern, machte aber den Ausnahmecharakter dieses Gesetzes deutlich. Alle Demokraten stimmten geschlossen dagegen, während Republikaner mit knapper Disziplin interne Abweichler einfingen. Einige GOP-Abgeordnete hatten bis zuletzt gezögert, vor allem fiskalische Hardliner wegen der hohen Neuverschuldung und zentristische Republikaner aus „blauen“ Bundesstaaten wegen bestimmter Steuerfragen – letztlich brachte enormer Druck aus dem Trump-Lager den Erfolg. Der erhitzte politische Diskurs setzt sich außerhalb des Parlaments fort: Tesla-Chef Elon Musk etwa – einst Trump-Unterstützer – geißelte die BBB öffentlich als „irre und destruktiv“, insbesondere wegen der Rückschritte bei zukunftsweisenden Technologien. Trump konterte mit persönlichen Angriffen gegen Musk. Insgesamt demonstriert der Gesetzgebungsprozess, wie tief gespalten die USA 2025 innenpolitisch sind: Trump erfüllt mit diesem Großgesetz nahezu alle seine Wahlversprechen in einem Schlag, was seine Basis jubeln lässt, aber progressive Kräfte alarmiert. Die kommenden Präsidentschaftswahlen 2028 dürften dadurch erneut zu einer Grundsatzentscheidung über den wirtschafts- und sozialpolitischen Kurs Amerikas werden.

  • Migration, innere Sicherheit und Verteidigung: Der Big Beautiful Bill setzt innenpolitisch auf Law-and-Order und militärische Stärke. Für die Grenzsicherung werden enorme Mittel bereitgestellt: $46,5 Mrd. fließen in den Weiterbau der Grenzmauer zu Mexiko, zusätzlich Milliarden für die Einstellung von neuen Grenzschützern sowie Prämien zur Personalbindung. Asylverfahren werden erschwert – u. a. mit einer neuen Gebühr von $1.000 pro Asylantrag –, und es wird erstmals eine Sondersteuer von 3,5 % auf Geldüberweisungen von Migranten ins Ausland erhoben (um Migranten ohne Papiere indirekt zur Kasse zu bitten). Diese Maßnahmen zielen darauf ab, illegale Migration zu bremsen und Trumps 2016er Wahlversprechen nachzukommen, eine „große, schöne Mauer“ zu bauen und „law and order“ durchzusetzen. Kritiker monieren menschenrechtliche Aspekte und befürchten negative Folgen für Nachbarländer, doch Trumps Anhänger begrüßen den harten Kurs. Gleichzeitig erlebt das US-Militär eine Budgetaufstockung in historischem Ausmaß: Rund 150 Mrd. $ zusätzlich fließen in die Streitkräfte, um die amerikanische Schlagkraft langfristig zu sichern. Diese Mittel kommen breitgefächert zum Einsatz – u. a. für den Ausbau der Marine und Werften ($29 Mrd.), den Start des großangelegten Raketenabwehrschilds „Golden Dome“ ($25 Mrd.) sowie massive Munitionsvorräte und Investitionen in Zukunftstechnologien (z. B. unbemannte Drohnen, KI-Waffensysteme). Auch die Modernisierung des Nukleararsenals und die Stärkung der US-Präsenz im Indo-Pazifik werden finanziert, um gegen Rivalen wie China zu wirken. Für die US-Rüstungsindustrie und militärnahe Wirtschaftszweige bedeutet dies einen enormen Wachstumsschub – neue Aufträge, Arbeitsplätze und Forschungsvorhaben. Allerdings kritisieren Friedensaktivisten die Prioritäten: Die Kombination aus Sozialkürzungen und Rüstungsplus in diesem Gesetz signalisiere eine Verschiebung zugunsten von Militär und Grenzapparat, während die soziale Sicherheit vernachlässigt werde. Unterm Strich unterstreicht das Gesetz innenpolitisch Trumps Agenda: „America First“ in Sicherheit und Wirtschaft, harte Linie in der Einwanderung – finanziert um den Preis höherer Schulden.

Fazit:

Für Deutsche Anleger dürfte der “Big beautiful Bill” in Summe positiv wirken. Insbesondere die Steuersenkungen und Entlastungen für Unternehmen werden die Gewinne der großen US-Konzerne sprudeln lassen. Gleichzeitig wurde der Supergau verhindert (Revenge-Tax). Mein Fazit: Feuer Frei auf US-Aktien.

Sanfte Grüße,

Kolja Barghoorn

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