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Wie die Täter-Heroisierung in den vergangenen Tagen aussah & was die Redaktionen zu ihrer Berichterstattung sagen

Liebe Community,

die Berichterstattung über die Amoktat in Graz hat viele medienethische Fragen aufgeworfen. Auch Kobuk hat das Medienversagen in einer Recherche festgehalten (siehe Links).

Eine der Problematiken ist das Phänomen der „Täter-Heroisierung“. Darunter versteht man, die Lebensgeschichte des Täters in den Mittelpunkt zu stellen, ihn als „außergewöhnlich“ darzustellen, seine Fotos und Postings zu teilen.

Genau das ist in den vergangenen Tagen passiert:

Die Täter-Heroisierung ist deswegen so problematisch, weil sie die Basis für Nachahmungstäter:innen bildet. Davor warnen Kriminolog:innen, die School Shootings in anderen Ländern untersucht haben, schon lange (siehe Links).

Hier geht’s zum Posting: Instagram (Öffnet in neuem Fenster), Facebook (Öffnet in neuem Fenster), Bluesky (Öffnet in neuem Fenster), X (Öffnet in neuem Fenster) und LinkedIn (Öffnet in neuem Fenster).

Inzwischen haben sich auch einige Redaktionen zu den Vorwürfen an ihrer Berichterstattung geäußert:

  • Für Krone-Chefredakteur Klaus Herrmann besteht (Öffnet in neuem Fenster) „ein Interesse der Betroffenen, ein Interesse der Öffentlichkeit“ daran, das Foto des Täters herzuzeigen. Die Krone ist online zuvor mit Headlines wie „Erste Fotos: Das ist der Amok-Täter von Graz!“ aufgefallen oder gestaltete eine Fotomontage mit dem Täter in „Hero-Pose“ [ein Bein kniend, das andere aufgestellt und der Oberarm darauf abgestützt; soll an das Landen fliegender Comic-Superhelden erinnern] vor dem Kerzenmeer am Eingang des BORG Dreierschützengasse. Alle Fotos waren sowohl online als auch in den Print-Ausgaben tagelang unverpixelt. Obwohl sich Herrmann auf das „Interesse der Betroffenen“ beruft, wurden alle Fotos am Wochenende nachträglich nun doch verpixelt.

  • Auch die rechte Plattform „Exxpress“ geht auf die „Kritik von selbsternannten ‘Qualitätsmedien’“ ein. Diese bezieht sich zum Beispiel auf Handyvideos, die von Überlebenden aufgenommen und unmittelbar nach der Tat vom Exxpress geteilt wurden. Auch eine Fotostrecke der letzten Social-Media-Postings des Täters macht der Exxpress zum Bericht. Herausgeberin Eva Schütz begründet (Öffnet in neuem Fenster) das mit „Schonungslosigkeit“.

  • Der stellvertretende Profil-Chefredakteur Robert Treichler reflektiert (Öffnet in neuem Fenster) die Rolle der Medien und kommt zu dem Schluss, dass man sich den Vorgaben, die nach den vielen US-School Shootings entwickelt wurden, in der Realität „bestenfalls annähern“ kann. Das Nachrichtenmagazin stand zuvor aufgrund einer Recherche in der Kritik, für die am Tag des Attentats bei Nachbar:innen und der Mutter des Täters geklingelt wurde.

Links:

https://kobuk.at/2025/06/medienversagen-nach-der-tragoedie-von-graz/ (Öffnet in neuem Fenster)https://journalistik.online/rezension/frank-j-robertz-robert-kahr-hrsg-die-mediale-inszenierung-von-amok-und-terrorismus/ (Öffnet in neuem Fenster)https://journalistsresource.org/politics-and-government/mass-shooters-suicide-bombers-journalism/ (Öffnet in neuem Fenster)

Falls ihr unsere Arbeit gut findet, uns dabei aber noch nicht unterstützt, könnt ihr das jetzt nachholen: www.kobuk.at/support (Öffnet in neuem Fenster)
Großes Dankeschön an alle, die das tun!

Liebe Grüße
Team Kobuk


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