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Vom großen Gemetzel und dem späten Triumph

Wer mich kennt, weiß wie sehr ich jenen Zynismus von Madame La Histoire liebe.
Wenn unerwartete Wendungen Helden in die Tiefe reißen und im Gegenzug die ehemaligen Verlierer nach oben gespült werden.

Über solch einen Fall bin ich bei meiner Beschäftigung mit Wien gestolpert:

Das Königinkloster

Das so genannte Königinkloster ist steingewordenes Monument eines solchen Twist of Fate ....

Begonnen hat alles mit der ersten ins Ausland verheirateten Habsburgerprinzessin: Elisabeth von Österreich.

Quelle: wikipedia

Sie war mit dem französischen König Charles IX verheiratet und ihre Schwiegermutter war die berühmte Katharina von Medici.

Quelle: die Welt

Elisabeth wurde nun in der Nacht vom 23. zum 24. August 1572 Zeugin einer der grausamste Abschlachtaktionen der französischen Geschichte:
Initiiert von ihrem eigenen Mann Charles und dessen Freunden wurden tausende von Hugenotten in Paris und im Umland niedergemetzelt.

Sie alle hatten sich in Paris versammelt um der Friedenshochzeit zwischen der katholischen Prinzessin Margarete von Valois ("Margot") und dem protestantischen Henri von Navarra beizuwohnen.

Quelle: Wikipedia

Diese Hochzeit hatte keine andere als Katharina von Medici gegen alle Widerstände durchgesetzt, um die Spaltung des Landes zu beenden.

Quelle: wikipedia

Voller Entsetzen begriff Elisabeth bald, dass ihr eigener Mann der Initiator des Massakers war.
Als er wenige Jahre später starb, kehrte die junge Witwe in ihre Heimat zurück.

Noch immer gequält von der Schuld, die ihr verstorbener Mann auf sich geladen hatte, stiftete sie 1582 das Nonnenkloster St. Maria Königin der Engel, in dem für die Errettung von Charles' Seele gebetet werden sollte. (Ihr seht die Parallele zum Kloster von Mayerling?)

1592 starb Elisabeth nach einem kurzen und von Mildtätigkeit geprägten Leben und wurde dort beigesetzt. (Sie hatte unter anderem Mädchenschulen und andere wohltätige Einrichtungen gegründet)

1618 fand hier Kaiserin Anna ihre letzte Ruhestätte, ebenso wie ihr Mann, Kaiser Matthias. Da man zu dieser Zeit noch die Aufteilung von Leichen vornahm, ruhen die Herzen des Kaiserpaares ebenfalls hier. Genauso wie das Herz von Kaiser Ferdinand II.

Quelle: Habsburger Net

Und nun kommt der Twist!

1781 wurde das Kloster im Zuge der Josephinischen Kirchenreformen aufgelöst. Die so profanierte Kirche wurde von der Wiener reformierten und lutherischen Gemeinde gekauft und zu einem Gotteshaus gemacht.
Haken: Gotteshäuser, die nicht katholisch waren, durften von der Straße her nicht als solche zu erkennen sein, weswegen die drei Kirchtürme St. Martens abgetragen werden mussten.

So erhielten die Protestanten in dieser bemerkenswerten Wendung der Geschichte am Ende das Gotteshaus, das gestiftet worden war, um Vergebung zu erbitten für das Massaker an den Protestanten ...

Das Kloster im Jahre 1740 (Quelle: Wikipedia)

Das Kloster heute (Quelle: Wikipedia)

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