Change always like Vincent
Hallo Ihr Lieben,
bei mir steht eine Veränderung an.
Nach 8 Jahren Berlinprojekt und davon 5 Jahren Galerie Kollaborativ werde ich nun zum Ende des Jahres dort meine Arbeit niederlegen.
Das ist schade, da gerade die Galerie-Arbeit an diesem Ort des Büros des Berlinprojekts im südlichen Prenzlauer Berg von einer feinen Dynamik angewachsen ist.
Leider nur kann meine kleine 30% Stelle nicht mehr finanziert werden.
So bin ich nun auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle ab Januar 2026 neben meiner nebenberuflichen Tätigkeit als Musiker und Hochzeitsredner.
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Change always like Vincent van Gogh
Wusstet ihr, dass Vincent vor seiner Tätigkeit als Maler eine Zeit lang Theologe (Studium aber nicht abgeschlossen) und Pastor war, der der Arbeiterschicht Gottes Liebe näherbringen wollte? Er lebte unter ihnen und war zeitlebens bis zu seinem Tod im Sommer 1890 einer von ihnen.
Ich sehe eine Parallele in meiner Tätigkeit im Frankfurter Bahnhofsviertel (2015-2017), indem ich nicht nur ausgegangen bin, sondern dort gelebt habe – sich ganz solch einem diffizilen Kontext hinzugeben, ist eine sehr intensive und emotional existenzielle Sache, die auch mich an die Grenzen meiner Kräfte und Visionen gebracht hat.
Noch bis 1885 (ungefähr zur Hälfte seiner künstlerischen Laufbahn) malt er die prekäre Arbeiterschicht, was in seinem bedeutenden Werk Die Kartoffelesser zu seinem Höhepunkt kommt:

Zunehmend hatte van Gogh sich von allen derzeitigen Formen christlicher Religion gelöst, und deren Untergang schien ihm - blieb auch, des unbeschadet, die Lehre Christi immer gültig
1 zu 1 meine Reise →
Ich habe in meinem Glauben, gerade in den Jahren 2015–2018, sehr viel Wandel erleben dürfen – und doch bin ich in meiner christlich-jüdischen Wurzel beheimatet geblieben. Und je offener ich dem Leben entgegengehe, desto tiefer verwurzle ich mich darin. Es ist wie eine Paradoxie, die sicherlich für den ein oder anderen religiösen Mensch kaum auszuhalten ist: Ich drehe erst richtig auf, wo Gott scheinbar gar nicht zu sein scheint … Das war immer mein Anziehungspunkt, auch im Frankfurter Bahnhofsviertel.
Das Selbstportrait aus dem Jahr 1887 kannte ich bis dato nicht, aber ja, so fühlte ich mich auch im Jahr 2016/2017 und ja so fühlt sich immer ein stückweit, wenn Veränderungen des Lebens eintreten, die man nicht gänzlich kontrollieren kann.
Gerade diese typisch kurvig-rhythmische Pinselführung, hier noch ein wenig inspiriert vom Pointillismus (kurz gesagt: Impressionismus im Pünktchen-Style), führt mehr und mehr zu seinen späteren Meisterwerken. Sie zieht mich in so eine Sogwirkung sondergleichen hinein – eine Dynamik des Lebens, die man nie ganz in der Hand hat: Gedanken und Gefühlen strömen in mich ein, durchzogen von einer nie endenden Sehnsucht … doch wonach eigentlich?

Und hier bei van Gogh, wie bei mir auch, steht das „Scheitern“ in meiner Vision als Pastor in meiner Lebensgeschichte eingeschrieben:
“Erst unter den bedrückende Umständen seines Misserfolgs, nach längerem Zögern und Leistung. Als Ultima Ratio, fasste van Gogh den Entschluss, sich fordern, mit ganzer Kraft der Kunst zu zukehren, und er begann, jene Menschen zu zeichnen, denen er zuvor das Evangelium, ein Licht in der Finsternis, hatte bringen wollen, … “
Wenn ich nicht befriedigen kann, werde ich den Menschen des Reich Gottes auf andere Art verkünden, d.h. als Zeichner und Maler.
Diesmal gehe ich nicht durch eine Glaubenskrise, sondern bin dem Berlinprojekt von Herzen dankbar, dass ich 2017 dort ein Obdach gefunden habe – einen Ort, an dem ich bis heute Raum zum Atmen habe.
Nun geht es für mich in meiner Arbeit weiter.
Und wenn du mich gerne hier bei Steady in meinen Tätigkeiten monatlich finanziell unterstützen möchest, würde ich mich sehr freuen:
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Zur letzten Ausstellungseröffnung seit ihr alle diesen Freitag ab 18:00 ganz herzlich eingeladen:
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In ihren Arbeiten widmet sich Neccar den oft übersehenen Transiträumen der Berliner U-Bahn – Orte, die wir im Alltag nur durchqueren.
Stationen, Fliesen, Muster, vorbeirauschende Züge – Dinge, die wir meist nur nutzen, um von A nach B zu gelangen, ohne sie wirklich wahrzunehmen – verwandeln sich durch ihre abstrahierende Malerei in emotionale Bildräume. Gerade an diesen Orten, die wir nicht unser Zuhause nennen, „unbubblen“ wir uns: Denn hier, mitten in Berlin, treten wir in Kontakt mit Menschen, denen wir sonst wohl nie begegnet wären...
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