Schwarze Pumpe macht Kreislaufwirtschaft
HINTERGRUND / FORSCHUNG IN OSTSACHSEN
Juni 2025
Seit fünf Jahren will Sachsen die Forschung zur Kreislaufwirtschaft im Industriepark groß aufziehen. Nun rückt der Baustart näher für das 108 Millionen Euro teure CircEcon.
von Christine Keilholz

Eine Grundstein-Kassette haben die vier Wissenschafts-Manager in der vergangenen Woche im Boden von Spreetal versenkt. Dazu gab es viele Superlative anzukündigen. „Globale Spitzenforschung“ werde hier künftig gemacht. Ein „Hotspot für Kreislaufwirtschaft und Hochtechnologie“ soll entstehen im Industriepark Schwarze Pumpe.
Die Grundsteinlegung für CircEcon war ein Hochamt für den Strukturwandel. Neben den Rektoren, Alexander Kratzsch aus Görlitz, Klaus-Dieter Barbknecht aus Freiberg, Ursula Staudinger aus Dresden und der Prorektorin Anja Strobel aus Chemnitz war auch die zuständige Landesministerin da. Infrastrukturministerin Regina Kraushaar (CDU) gibt 1.8 Millionen Euro Fördermittel für die Forschungseinrichtung, die die Universitäten Dresden, Chemnitz und Freiberg und die Hochschule Zittau/Görlitz gemeinsam aus dem Boden stampfen wollen.
Zum ersten Mal haben sich in Sachsen vier Hochschulen für ein Gemeinschaftsprojekt dieser Größe zusammengefunden. Das erfordert viel Koordination, was wiederum Zeit braucht. Seit den frühesten sächsischen Planungen für den Strukturwandel ist davon die Rede, die Themen Recycling und Ressourceneffizienz in Schwarze Pumpe groß aufzuziehen - fünf Jahre also. Nun soll der Bau schnell starten, damit der Forschungscampus zur treibhausgasneutralen Kreislaufwirtschaft (Öffnet in neuem Fenster)Anfang 2027 in Dienst gehen kann.
Neue Leitindustrie gesucht
Kreislaufwirtschaft steht im Schatten der großen Tech-Bereiche, gehört aber zu den hoch geförderten Technologien in Europa. 2021 hat die Europäische Kommission einen Aktionsplan verabschiedet, der die Circular Economy als Teil des Green Deals festschreibt. Nachdem die Covid-19-Pandemie die Anfälligkeiten globaler Produktionsketten vor aller Augen geführt hat, stehen nun die Zeichen auf Recycling, Reparatur und Rohstoffeinsparung. Bei Kunststoffen, Textilien, Elektronik und Verpackungen winken hohe Förderungen für nachhaltige Konzepte und die entsprechende Forschung.
Das kam gerade zur rechten Zeit, um es mit dem Strukturwandel zu verknüpfen und dem Kraftwerksort Schwarze Pumpe eine neue Leitindustrie zu verschaffen. Der mehr als 1.000 Hektar große Industriepark Schwarze Pumpe (Öffnet in neuem Fenster)ist eins der letzten verbliebenen Gemeinschaftsprojekte von Sachsen und Brandenburg beim Kohleausstieg. Hier liegen die attraktivsten Ansiedlungsflächen der Lausitz. Wenn auch nicht die größten, denn noch ist ein erheblicher Teil der Erweiterungsflächen nicht erschlossen. Auf diesen 350 Hektar steht ein Wald, um dessen Weiterleben noch gestritten wird.
Dennoch ist Schwarze Pumpe bestens angeschlossen und verkehrstechnisch günstig gelegen. Und einige größere Industriebetriebe sind bereits da, wie der Papierhersteller Hamburger Rieger. Das Referenzkraftwerk RefLau hängt noch in der Schwebe. Auf sächsischer Seite, die zur Gemeinde Spreetal gehört, wird der Baustart der Batteriefabrik von Altech erwartet. Ansonsten fehlen dort noch die Zugpferde. Diese Rolle übernimmt nun CircEcon, das auf knapp 43 Hektar Fläche in Spreetal residieren wird.
60 Millionen für Forschungsinfrastruktur
Der Bau des Zentrums wird von der TU Dresden koordiniert. Die Exzellenzuniversität ist Träger von CircEcon, die anderen drei Hochschulen treten als Kooperationspartner auf. Entstehen sollen in den nächsten Jahren gemeinsame Pilotlinien, Versuchsanlagen und Demonstrationssysteme. Das Ganze soll einerseits ein Schaufenster für sächsische Forschungskompetenzen werden und andererseits Innovation in die Unternehmen der Umgebung tragen. Die in Schwarze Pumpe erprobten Konzepte werden, so der Plan, gemeinsam mit Firmen zur Marktreife gebracht.
Der Campus adressiert zentrale Zukunftsthemen von Ressourceneffizienz über klimaneutrale Wertschöpfung bis zur Digitalisierung in der Produktion. Insgesamt umfasst das Forschungsprofil neben Biomedizin und Bioengineering auch Mikroelektronik, IT, Materialwissenschaften, Energie, Mobilität und Umwelt.
Allein die Forschungsinfrastruktur wird mit 60 Millionen Euro veranschlagt - das sind zwei Drittel der Gesamtkosten. Insgesamt erhält CircEcon 97,2 Millionen Euro aus Bundesmitteln des Investitionsgesetzes Kohleregionen. Hinzu kommen 10,8 Millionen Euro vom Freistaat Sachsen.