Einfach losgehen
Leerer Tag, falscher Ball und Lethargie. Wie die Entscheidung loszugehen schwierige in schöne Momente verwandeln kann.
In der Juli-Reflexion (Öffnet in neuem Fenster) habe ich ja bereits beschrieben, wie schwer es mir manchmal fällt, klugen Tipps zu folgen, besonders, wenn ich gerade nicht im besten Zustand bin und besonders dann, wenn ich es vermutlich unbedingt tun sollte. Gerade in Momenten, in denen es mir nicht so gut geht, gehe ich meist eher keine Verabredung ein. Das ist einerseits sehr weise, man muss ja auch seine Mitmenschen schützen, hihi, andererseits zieht es mich häufig tiefer ins Gedankenkarussell, wenn ich mich einigle, anstatt rauszugehen.
In den vergangenen Wochen ist mir eine Sache erstaunlich gut gelungen, die ich normalerweise nicht zu meinen größten Stärken zählen würde und weil mir das so überraschend gutgetan hat, möchte ich davon erzählen. Es geht ums Losgehen.
Wo würden wir jetzt gern sein?
In der ersten Geschichte, von der ich erzählen möchte, hatten mein Freund David und ich einen herausfordernden Moment, der dazu führte, dass wir ungeplant vor einem Sonntagnachmittag zu zweit standen. Wir fühlten uns überrumpelt, ich fühlte mich ausgeschlossen, ein Thema, das ich von mir kenne, bei dem ich also weiß, dass das Gefühl dazu nicht allein an diesem Tag entstanden ist. Trotzdem war es nicht so richtig angenehm und wir fragten uns, was uns jetzt gut fühlen lassen würde: Wie nutzen wir den Tag so, wie wir es sonst eventuell nicht könnten? Wo würden wir gern sein?

Mir fiel der Scharmützelsee ein, an dem wir gern spazieren gehen, vor allem auf der Bad-Saarow-Seite. Das ist so eine Art Lieblingsort. Ich mag das Café Le Gateau Rose (Öffnet in neuem Fenster), weil es so schön ist, dass ich immer lächeln muss, wenn ich hineingehe, wir laufen gern am See entlang, also fuhren wir los, obwohl wir normalerweise so einen Ausflug für einen Sonntagnachmittag als zu aufwendig empfunden hätten. Nach einem Spaziergang teils am Wasser, teils im Wald, einer kleinen Abkühlung im See, einem Fischbrötchen und einer viel entspannteren Autofahrt als gedacht, war der Tag, der so schwierig begonnen hatte, noch nichtig schön geworden.
“Ich möchte nicht aufstehen”
Dieses Ja sagen und losgehen habe ich auch im Beachvolleyball praktiziert und für drei Trainings innerhalb von zwei Tagen zugesagt: Montagvormittag, Montagabend und Dienstagvormittag. Absolut verrückt, aber ich hatte so eine Ahnung und nachdem wir am Montag teils im Sonnenschein und teils im leichten Regen gespielt hatten, kam die Nachricht, dass das Training für den Abend aufgrund einer Gewitterwarnung ausfiele.
Manchmal macht es Sinn, nicht so viel im Voraus zu planen und das Leben erstmal kommen zu lassen. Dann schrieb noch meine Freundin Marie, ob ich zum Karaoke am Montagabend mitkommen wolle. Völlig erschlagen lag ich nach einem Nap am Nachmittag im Bett: 17:20 Uhr. Um 18h ging es los. Der erste Gedanke war: Ich möchte nicht aufstehen. Schließlich aber gab ich mir einen Ruck, sagte zu, schlüpfte in meine Jeans, fuhr noch im Trockenen zur zehn Fahrradminuten entfernten Karaokebar und hatte richtig viel Spaß, während Berlin vor der Tür in ein Gewitter getaucht wurde. Gute zwei Stunden später fuhr ich bester Laune und im trockenen wieder zurück. Gut, dass ich losgegangen war.

Wilson, unser neuer Freund
Und dann ist mir noch etwas aufgefallen im Hinblick auf „einfach machen“ und nicht so viel nachdenken: bei unserem letzten Turnier in Dresden bemerkten wir erst am Tag davor, dass bei A-Turnieren des der Sächsischen Volleyball Verbandes mit dem Wilson statt wie in Berlin mit dem Mikasa gespielt wird. Ich lieh mir schnell einen Wilson aus und die einzigen zwei Gedanken, die ich mir darüber noch machte waren die, dass ich statt Flatteraufschlägen nun die kurzen und langen Aufschläge ausprobieren konnte, die wir im Training geübt hatten, denn der Wilson lässt sich anders als der Mikasa nicht so leicht zum Flattern bringen. Und mir fiel ein, dass ich vor einigen Jahren ein ähnliches Erlebnis schonmal mit einer anderen Partnerin in Leipzig hatte, als wir vor Ort feststellten, dass mit dem molten statt dem Mikasa gespielt wurde. Das Turnier haben wir dann gewonnen. Dieses Mal in Dresden wurde wir Zweite.

Diese Erlebnisse haben mir dabei geholfen, mich mal wieder daran zu erinnern, dass es oft besser ist, selbst in Bewegung zu kommen als auf etwas zu warten und dass positive Gedanken zu positiven Erlebnissen führen können. Wie gesagt: Gelingt mir nicht immer, das könnt ihr in der Juli Reflexion nachlesen. Aber vielleicht ist es eine hilfreiche Gedankenstütze für den nächsten Losgeh-Moment.