Hi, ich bin Sarah und wahrscheinlich sind wir uns noch nie persönlich begegnet. Vielleicht kennst du meinen unregelmäßig bespielten Instagram-Account, den ich vor ein paar Jahren mit Texten über pflegende Elternschaft begonnen habe. Erst als Mutter eines Kindes mit Behinderung, dann als Mutter eines palliativ versorgten Kindes und seit über zwei Jahren als "verwaiste" Mutter. Da sind Anführungsstriche, weil da ist noch unser anderes lebendes Kind und ich muss noch darüber nachdenken, was ich von diesem Begriff wirklich halte.
Ja, ich schweife gerne ab und zwischendurch rutschen mir Themen dazwischen, die so gar nichts mit Trauer oder Verlust zu tun haben. Ich glaube, die meisten Zusendungen meiner Follower*innen hatte ich auf Storys, in denen ich ohne Vorwarnung erzählte, dass ich definitiv nicht noch einmal ohne Inkontinenz-Einlagen Joggen gehen sollte oder dass mich die Symptome einer entzündlichen Hauterkrankung im Intimbereich in den Wahnsinn treiben werden.
An meinen Zusendungen bemerke ich vor allem, dass Menschen nicht gern allein mit ihren Problemen sind. Dass sie sich sichtbar machen, wenn da nur eine andere Person ist, die darüber spricht.
Und ich denke, das ist schön.
Auf diesem Blog wirst du Texte darüber finden, was es mit mir gemacht hat, eine Geburt zu erleben, die meine Tochter und mich schwerst verletzt zurückgelassen hat. Was es mit mir gemacht hat, dass wir beide unter dieser Geburt fehlerhaft behandelt wurden. Was es mit mir gemacht hat, dass der Behandlungsfehler bewiesen werden konnte. Was es mit mir gemacht hat, meine Tochter beim Sterben zu begleiten. Und was es bis heute mit mir macht, alles das mit meinem Leben zu tragen.
Also Hi, ich bin Sarah und wir kennen uns nun ein bisschen. Ich bin 39 Jahre alt. Auf dem rechten Auge schiele ich und trage deswegen oft eine Prismen-Brille. Seit zwei Jahren ernähre ich mich vegan. Mit Mann und Kind und zwei Katern lebe ich im Süden von Nordrhein-Westfalen. Wir sind gerne auf Sylt. Weil da, vor dieser Insel, seit ihrer Seebestattung auch ein bisschen unsere verstorbene Tochter ist. Eigentlich bin ich Gesundheits- und Krankenpflegerin und Pflegeberaterin. Im vorletzten Jahr bin ich nach fünf Jahren Elternzeit und nach dem Sterben von Romy in die Krankenpflege zurückgekehrt und im letzten Jahr habe ich gemerkt, dass ich diesen Job nicht mehr schaffe. Deshalb habe ich gekündigt und meist glaube ich daran, dass dieser Weg gut so war.
Ja, und warum "Trauer und Spiele", fragst du vielleicht noch.
Weil Trauer ein zwingender Bestandteil von Lebenswirklichkeit ist und es ist nie nur die Trauer allein, sondern immer "Trauer und xy".
Dazu musste ich in vor einiger Zeit bei der medialen Begleitung des politischen Wahlkampfes oft an den Ausdruck "Brot und Spiele" denken: an das Konsumieren konstruierter Probleme und für das Abgelenktsein und schließlich das Ignorieren und Aufrechterhalten von wirklichen sozialen Ungerechtigkeiten.
Und deshalb der Name.
Vielleicht lesen wir uns <3
Sarah