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Retten wir die deutsche Sprachkultur!

Schluss mit der Überflutung durch Fremdwörter in der deutschen Sprache! Ich möchte weiter deutsch sprechen, bitte!

Aber ist das heute überhaupt noch möglich?

Wie würde es sich anhören, wenn wir das Deutsch bewahren wollen? Hier ein paar eingedeutschte Wörter mit italienischer Herkunft und wie sie sich anhören könnten, wenn wir versuchen würden, die deutsche Sprache frei von Spracheinflüssen anderer Länder zu bewahren.

  • Antipasti: Vorgerichte, Vorspeisen. Wer isst denn heute eigentlich noch ‘ne Vorspeise? Okay, vielleicht da, wo die Portionen nicht groß genug sind. Vorspeise würde ich mir nicht bestellen, aber Antipasti schon. Klingt doch viel mehr nach mediterranem Urlaub als nach nudeligen Dickmachern.

  • Bankrott: Zahlungsunfähigkeit, Pleite. (Das ist tatsächlich kein deutsches Wort, ich habe es nachschlagen müssen, weil ich es nicht glauben wollte. Es kommt vom italienischen „banca rotta“, die „zerbrochene Bank“ und wird in der deutschen Sprache eher für die Zahlungsunfähigkeit durch eigenes Verschulden benutzt.)

  • Brokkoli: Baumkohl, Sprossenkohl oder auch die „Blütenkrone eines Kohlkopfes“ laut Internet. (Da bin ich wirklich froh, dass sich Brokkoli eingedeutscht hat, die anderen Namen könnte ich mir nicht merken.)

  • Bruschetta: „Geröstetes Knoblauchbrot“ würde man vielleicht auf Deutsch sagen. Dabei läuft mir aber nicht das Wasser im Mund zusammen. ... Der Name ist abgeleitet vom Wort „rösten“ oder auch vom "über dem Feuer rösten". Das frühere „Arme-Leute-Essen“ ist heute aber salonfähig geworden und mit gewürzten Tomaten drauf wirklich lecker!  

  • Espresso: Schneller Kaffee, kleiner Starkkaffee. Hört sich doch sehr reizvoll an, oder? ... Ich bin ja nicht so der Espresso-Fan, aber was, bitte, würde ich ohne meine geliebte „befleckte Milch“ machen? Die ist besser bekannt als „Latte Macchiato“ – und der bringt mich gleich zurück an die Adria.

  • Gnocchi: Klößchen, Kartoffelklöße. Ein komisches Ding, die Gnocchi, bei denen ich immer noch nicht weiß, wie die richtig ausgesprochen werden. Ist mir auch egal, ich weiß ja, was ich möchte: leckere Gnocchi mit Tomatensoße. Würden die immer noch Kartoffelklöße heißen, wie zu meiner Jugendzeit, würde ich sie wahrscheinlich immer noch stehen lassen, denn die großen Klöße schmecken mir gar nicht, werden sie aber gefünftelt, sind sie echt ein Leckerschmecker. Woran das wohl liegt?

  • Graffiti: Schmierereien, Wandbilder. Tja, bei Schmierereien fällt mir ein, dass diese unkontrolliert sind und einfach nur beschmutzen wollen. Und Wandbilder? Das sind doch eher dieser Dinger da, die in den Wohnzimmern hängen, nicht wahr? Für mich ist ein Graffiti ein Graffiti – manchmal ein wirklich tolles, gespraytes Kunstwerk, das unsere Welt ein bisschen bunter und fröhlicher macht. Kunst am Gebäude. Und am Menschen. Weit mehr als eine Schmiererei.

  • Mafia: Geheimbund, Verbrecherbande. Tja, das eine klingt nach Sekte, das andere nach Krimi. Mafia bleibt eben doch die Mafia und hat einen ganz eigenen Stellenwert in unserem Land erobert, oder?

  • Mortadella: Grobe Fleischwurst. Ich hör da jemanden rufen: „Hey Schatz, bring mal eine grobe Fleischwurst mit, unser Wurstvorrat ist alle.“ Frau antwortet: „Die in Deutschland hergestellte oder Mortadella?“ Ach, das Leben könnte so entspannt sein. ...

  • Oper: Singspiel, Musikdrama. Ich habe zwar keine Ahnung von klassischer Musik, oder nicht viel, aber die drei Dinge sind doch grundverschieden, oder? Geht da jemand mit?

  • Paparazzi: Sensationsfotografen oder auch Klatschfotografen. Paparazzi geht mir irgendwie viel schneller über die Lippen. Stell‘ dir mal vor, der deutsche Paparazzo bekommt noch ein mehrsilbiges Adjektiv dazu, bspw. der sensationslüsterne Klatschfotograf. Demnächst wäre ich dann Zungenbrecherkönigin und stünde im Guinness Buch der Rekorde. Ach so, das hieße ja dann wohl nicht mehr Guinness, sondern „das irische Bier mit der dunklen Farbe, dem cremigen Schaum und diesem malzig-bitteren, sehr charakteristischen Geschmack“. Ich mag kein Bier, aber in diesem Fall würde ich Guinness bevorzugen!

  • Pizza: Fladenbrot mit Belag, belegter Fladen. Mal ehrlich, was täten wir denn ohne Pizza? Stell dir vor überall würde „belegter Fladen“ verkauft werden. Undenkbar! Und bei Pizza läuft vielen, die ich kenne, gleich das Wasser im Mund zusammen. Ist bald Zeit fürs Abendbrot?

  • Porto: Beförderungsgebühr oder auch allgemein bekannt als Versandkosten. Beförderungsgebühr ... – ich glaube, da denke nicht nur ich an den schönen deutschen Amtsschimmel mit der sehr eindeutigen Sprache, oder?

  • Risotto: Reisgericht oder vielleicht Breireis. Sehr merkwürdiges Wort. Breireis – erinnert mich an Krankenhauskost oder so manche Pampe in unseriösen Altenheimen, die es ja noch immer geben soll. Dann doch viel lieber Risotto.

  • Rucola: manchmal auch als Rauke bezeichnet oder als Senfkohl. Rauke kennt bestimmt kein Mensch und Senfkohl bleibt bestimmt in den Regalen liegen. Dabei ist Rucola doch so in und schmeckt echt lecker.

  • Salat: Mischgemüse, Blattspeise. Ja, da haben wir den Salat. Früher bedeutete es „eingesalzen“, heute wird’s lecker zubereitet mit Hähnchenfleischstücken und Dressing nach Wunsch. Hmmm – Mahlzeit! Tja, hätten wir den italienischen Salat nicht, gäbs auch keinen Salat!

  • Spaghetti: Fadennudeln, Langnudeln. "Spago" bedeutet so viel wie "Schnur" oder auch "Faden". Spaghetti ist also eine Bezeichnung für "kleine Schnüre“. Also, gibt’s heute Mittag mal ein paar dünne Fäden? Al dente? Oder wie hättest du sie gern?

  • Zucchini: Gartenkürbis oder Gemüsekürbis würde man vielleicht sagen, vielleicht mit dem Zusatz „grün“. Täusche ich mich oder sind Kürbisse als deutsches Gemüse nicht ganz so attraktiv? Zucchini sind doch in aller Munde, auch wenn das Wort ziemlich oft falsch geschrieben wird. Wir wissen ja schließlich, welches deutsche Gemüse gemeint ist. Ach ja, Hokkaido sind auch sehr lecker. ...

Dies sind natürlich nur ein paar Vorschläge, wie man Fremdwörter mit deutschen Worten ersetzen könnte, um unsere deutsche Sprache zu bewahren. Manche der vorgeschlagenen Wörter sind vielleicht noch gebräuchlich, andere würden sich wohl nicht durchsetzen, vermute ich, da die originalen Fremdwörter meistens prägnanter sind und auch „internationaler“ klingen.

So sehr ich auch möchte, das Deutsch bitte Deutsch bleibt ... – ich stehe schon auf Amore bei Salat, Spaghetti mit Antipasti und zum Nachtisch Tiramisu und wir sollten ja schließlich auch ein wenig flexibel bleiben, oder?

Was denkst du?

© Gudrun Anders, www.gudrun-anders.de (Öffnet in neuem Fenster)

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Kategorie Texte & Leseproben

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