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Verschiebungen.

Über die eine Sache, die ich immer wieder auf den nächsten Tag verschiebe und die Frage nach der Außenwirkung. Oder: Hauptsache in Bewegung.

Eine Sache, die ich nicht mehr aufschiebe, ist das freitägliche Schreiben dieses Newsletters, der dich am Sonntagmorgen erreicht. Das Rekapitulieren der eigenen Gedanken aus der vergangenen Woche kommt einer Meditation gleich – oder einem gemeinsamen Check-out mit dir, bevor es ins Wochenende geht. Ja, ich denke trotz Freiheit in Montag bis Freitag und Wochenende. Wobei ich die Grenzen hier nicht unbedingt einhalte und auch an einem Samstagnachmittag grundsätzlich den Laptop aufklappe, um zu schreiben. Oder Sonntagmorgen. Und freitagabends. Ich gebe es zu: Die absolute Freiheit überfordert mich auch in dieser Woche noch. Aber ich finde diese Tatsache nicht mehr ganz so schlimm. Schließlich steckte ich ja eine ganze Weile im System des geordneten Broterwerbs. Ist es nicht selbst an wohlverdienten Urlaubstagen so, dass wir zunächst liegengebliebene Dinge erledigen und uns dann erst erlauben zu entspannen? Außerdem gilt es in meinem Fall neue Routinen zu schaffen beziehungsweise nur die mitzunehmen, die mir guttun und mich weiterbringen. Da muss man erst mal alles begutachten, ausprobieren und dann konsequent ausmisten. Klingt ein bisschen wie das Entrümpeln meines Kleiderschranks, wobei mir das deutlich leichter fällt.

Nun, im Moment halte ich an meiner Wochenplanung mit dem Trello-Board fest und ich denke, dass ich die Grundmauern dieser Vorgehensweise auch behalten werde. Schlichtweg, weil sonst gerne mal das kreative Chaos ausbricht. Kommst du gänzlich ohne Notizen aus? Derzeit schreibe ich sogar auf, an welchem Tag ich welche Art von Sport mache: Montags 18-Uhr-Kurs bei McFit, Dienstag Yoga, Mittwoch Lauftraining und so weiter. Immerhin hake ich diesen Teil immer ganz zuverlässig ab. Der Rest meiner Planung lässt sich allerdings eher mit dem nächsten Level Tetris vergleichen. Und hier kommen wir zu meinem absoluten Luxusproblem: Auf diesen digitalen Karten stehen ausschließlich Dinge, die ich mir selbst ausgesucht habe, weil ich sie tun möchte – sie machen mir Spaß. Und jetzt erwische ich mich dabei, wie ich mir selbst hier die Rosinen rauspicke – falsch: in meiner Komfortzone verharre. Denn auf meiner Liste stehen viele Dinge, die ich schon lange und gerne mache, mit denen ich mich rundum wohlfühle. Hauptsächlich sind das alle Dinge, die mit dem Schreiben zu tun haben.

Selbst mein Journaling-Workshop stand innerhalb weniger Tage in den Startlöchern und wird nun lediglich noch feingeschliffen (eventuell aus Nervosität auch noch zehnmal verändert). Aber beim Blick auf meine vergangenen Wochen bin ich wegen einer Sache enttäuscht von mir: Seit einer Ewigkeit möchte ich geführte Meditationen aufnehmen, für verschiedene Gelegenheiten – unter anderem für Workshop-Formate. Vor ein paar Wochen fing ich damit an, machte bereits ein paar Probeaufnahmen und war absolut happy währenddessen. Das Aufnehmen und Schneiden hat mir sehr gefehlt. Früher habe ich das ganz routiniert gemacht, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wann ich denn etwas aufnehmen könnte. Mein Mikro stand immer bereit. Und jetzt? Jetzt schiebe ich genau das seit Wochen vor mir her, immer auf einen anderen Tag, in die nächste Woche, bald in den nächsten Monat. „Ich muss dafür ja auch in Stimmung sein“ oder „Dafür brauche ich ja auch Ruhe“ sind nur zwei von vielen Ausreden, die ich mir selbst zurechtlege. Dabei WILL ich das doch machen. Die Texte sind alle bereits geschrieben und wollen nur noch vertont werden. Ich kann dir gar nicht sagen, ob ich Angst davor habe, weil ich schon eine Weile nicht mehr richtig offiziell mit meiner Stimme gearbeitet habe oder aktuell einfach das Schreiben weiter oben auf der Prioritätenliste steht. Hier gibt es zum Teil immerhin eine offizielle Deadline. Um dieses Tetris-Game zu beenden, versuche ich hiermit ein bisschen Druck aufzubauen und verspreche dir für den nächsten Newsletter eine Probe-Meditation.

Was denkst du: Werden wir eine Ausrede von mir lesen oder tatsächlich ein Ergebnis hören können? Man darf gespannt sein… Vielleicht präsentiere ich dir stattdessen auch eine neue Kurzgeschichte.

Jedenfalls erweist sich mein schiebendes Vorgehen trotz allem Chaos – abgesehen von dieser einen Sache – doch als produktiv. Ich schaffe mehr als ich selbst täglich anerkenne und bin vermutlich auch ein wenig streng mit mir. Eine liebe Freundin und Kollegin erklärte mir am Mittwoch, dass es zumindest so aussieht, als hätte ich eine gute Struktur gefunden. Vielleicht ist es ja auch so und ich muss einfach wieder lernen, dass Herangehensweisen nicht immer gleich aussehen müssen. Was für eine Kreative wäre ich denn, wenn ich alles nach Plan abarbeiten und mich nie in meinen Projekten verlieren würde? Reinhard Mey sprach in einem Interview mal darüber, dass er seine Alben immer in bestimmten Monaten und innerhalb einer regulären Arbeitszeit schreibt. Weil er schlichtweg diese Ordnung braucht, um überhaupt etwas zu tun. Sein Erfolg spricht für dieses Vorgehen, doch das heißt nicht, dass es falsch ist, die ein oder andere Nacht durchzuschreiben und am nächsten Morgen ein wenig später als geplant in den Tag zu starten, oder? Denn für mich zählt aktuell vor allem das Tun und an meinen Träumen zu arbeiten. Ich bin immer in Bewegung und bringe meine Arbeit ins Schwingen, ganz leise und Stück für Stück. Und darum geht es. Auf nichts warten. Einfach laufen.

Wenn du auch wieder ins Tun kommen möchtest, aber noch Inspiration brauchst, schnapp dir doch einfach hier (Öffnet in neuem Fenster) einen Schreibimpuls – die können manchmal den nötigen Schubs geben, der uns noch gefehlt hat.

Und: Du kannst ab jetzt ganz offiziell meinen Workshop „Journaling für Beginner“ buchen! Schau dazu einfach auf meiner Website (Öffnet in neuem Fenster) vorbei.

In Bewegung zu bleiben tut unglaublich gut und ich spüre meine Kreativität förmlich aufblühen. Möglicherweise sind die vielen neuen Ideen in meinem Kopf auch der Grund für allerlei Verschiebung. Insgesamt fühlt sich das alles gerade absolut gut an. Neulich wurde ich doch tatsächlich gefragt, ob ich frisch verliebt sei, weil ich so strahle. Und irgendwie bin ich das wohl – in das eigene Leben. Und da sind so ein paar Runden Tetris gar nicht weiter tragisch, oder?

Bis nächste Woche!

Alles Liebe

deine Sarah

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