Müde.
Über eine Müdigkeit, die großes verspricht und eine Form von Gleichzeitigkeit, die wieder einmal maximal verwirrend ist – und wunderschön zugleich. Oder: Ich habe Fragen!
Fast wäre ich hier mit einer waschechten Lüge eingestiegen und hätte behauptet: So langsam bekomme ich wieder eine Art von Struktur in meinen Alltag. Bevor diese Worte auf die Tasten fallen konnten, merkte ich selbst, dass ich mir das jetzt aber ein bisschen zu sehr schönrede. Dennoch: Es ist Freitag, ich schreibe diesen Newsletter, den du am Sonntagmorgen in deinem Postfach findest und schaffe auch sonst erstaunlich viel. Aber mache ich das alles hier überhaupt richtig? Sollte ich nicht erst mal ein paar Tage, Wochen oder gar Monate entspannen und meine Freiheit genießen? Urlaub machen? Nichtstun? Nachdem ich eigentlich der Meinung war, einen ganz soliden Übergang hingelegt zu haben, machten sich in den letzten Tagen Zweifel bemerkbar. Nicht am großen Ganzen, aber an der Herangehensweise und dem Umgang mit mir selbst. Da predige ich immer Achtsamkeit und meditiere sogar unter professioneller Anleitung und dann renne ich durch meine To-dos als gäbe es kein Morgen mehr. Von 150 auf null geht dann doch irgendwie nicht so einfach, wie ich mir das dachte. Und ich bin so müde! Aber was ist denn jetzt am besten? Pause? Einfach einen Gang zurückschalten? Den Ofen komplett ausmachen? Weitermachen wie bisher, wird schon?
Alles oder nichts, hellwach oder todmüde, maximaler Erfolg oder Komplettversagen, richtig oder falsch.

All diese Dinge finden hauptsächlich in meinem Kopf statt, denn in Wirklichkeit habe ich einen ganz guten Fahrplan, der genug Pausen vorsieht. Also theoretisch weiß ich ganz genau, wie es funktioniert und was ich brauche, damit es mir gut geht. Eigentlich kann ich (mittlerweile) auch sehr gut auf meinen Körper hören – sich dann zu erlauben, ihm auch das zu geben, was er verlangt, ist und bleibt in meinen Augen aber immer eine separate Aufgabe. Das heißt ja auch, dass wir ein bisschen flexibel sein müssen, Pläne umwerfen und akzeptieren, dass nicht alles so stattfindet, wie wir uns das gedacht haben. Warum fällt es uns denn so schwer, Dinge mal auf Morgen zu verschieben, wenn uns heute nicht danach ist? Ich glaube ja, wenn wir uns selbst erlauben würden, To-do-Listen über den Haufen zu werfen und dahin zu schieben, wo sie uns besser passen, würden sie viel leichter von der Hand gehen – und sie würden nicht so verdammt müde machen! Denn ich bin nicht müde von den Dingen, die ich tue – ich bin müde, weil ich mir ständig den Kopf darüber zerbreche, ob ich sie vielleicht hätte anders machen sollen, obwohl das längst keine Option mehr ist. Kannst du mir noch folgen? An dieser Stelle outen wir wohl die Dauergrübler:innen unter uns…
Was hilft dir, wenn du einfach alles zerdenkst, bis nichts mehr von dir übrig ist? Bei mir ist es das Schreiben. Natürlich ist es ein Bonus, dass ich mit meinen Freund:innen und Familie über alles sprechen kann – ich genieße in dieser Hinsicht einen außergewöhnlichen Luxus. Und dennoch: Das völlige Ausbluten meiner Gedanken findet letztendlich immer über das Schreiben statt. Dann gibt es immer wieder diese Momente der völligen Klarheit, in denen mir bewusst wird, wie tief die Beziehung zu meinem Schreiben geworden ist. Die Antwort auf die Frage nach meiner Motivation für das Schreiben war schon seit Langem: Du müsstest mich eher dazu motivieren, es nicht zu tun. Ich mache es einfach, weil es zu mir gehört. Es geht mir gut, wenn ich schreibe und es gibt mir mehr Energie als jeder Kaffee (obwohl die Kombination natürlich unschlagbar ist) oder Wellnessurlaub. Schreiben ist mein Wellnessprogramm. Ich konnte noch nie gut in der Sauna oder Therme entspannen – das, was viele Menschen als absolutes Verwöhnprogramm beschreiben. Ehrlich gesagt stresst mich der Gedanke daran schon extrem und es würde eher einer lästigen Aufgabe gleichkommen, wenn mich jemand zur geführten Entspannung mit Fremden schickte. Dagegen schaltet mein Körper beim Gedanken an ein Wochenende voller Schreiben in den absoluten Ruhemodus. Und ich werde angenehm müde.
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass uns in Gesellschaft der Menschen, bei denen wir uns sicher fühlen, die Müdigkeit überkommt und unser Gähnen in dieser Situation ein großes Kompliment für unser Gegenüber ist. Vielleicht ist meine Safe-Person das Schreiben? Zwar bringt es mich erst in den Zustand von Zweifel und Angst, aber es macht auch alles wieder gut. Immer. Was macht dein Schreiben mit dir? Vielleicht möchtest du ihm ja mal wieder Danke sagen oder ein ernstes Gespräch führen? Ja, das klingt ein bisschen schräg – aber ich verspreche dir: Wenn wir mit unserem Schreiben kommunizieren, dann kann es uns auch besser verstehen und umgekehrt.
Übrigens: Ich habe in dieser Woche zum ersten Mal an einer Online-Meditation teilgenommen und war ganz überrascht, wie sehr sie mir geholfen hat, nach einem Tag voller Turbulenzen im Kopf runterzufahren. Ich kann dir einen Meditationsabend mit Denise nur wärmstens empfehlen. Alle Infos bekommst du mit einem Klick auf den Button:
Bis nächste Woche!
Alles Liebe
deine Sarah
