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Übergang.

Über den Zauber eines jeden Neubeginns und Spuren, die das Alte hinterlässt. Oder: Bedingungsloses Vertrauen in „Es kommt, wie es kommen soll.“

Wie viele Nachrichten habe ich innerhalb der letzten Tage erhalten, in denen ich gefragt werde, wie es läuft und ob ich erst mal Urlaub mache oder gleich voll durchstarte. Falls du neu hier bist (herzlich willkommen!) oder die Erinnerung bereits verblasst ist, weil meine Newsletter-Regelmäßigkeit in letzter Zeit sehr zu wünschen übrig ließ: Ich habe meine Festanstellung als Redakteurin verlassen und bin seit dem 01. Juli selbstständig und arbeitslos. Also offiziell ohne Broterwerb, aber mitten im Selbstständigkeitsmodus. Das beantwortet einen Teil der Fragen, die mir derzeit gestellt werden, oder? Aber von vorn…

Die erste Woche der offiziellen Arbeitslosigkeit war WILD. Am ersten Tag war ich heillos überfordert mit der vielen Zeit, schaffte es aber doch noch, diese mit einem Friseurbesuch, Yoga und Nichtstun im Park zu füllen. Komisch wars trotzdem. Zum Glück fand sonst an jedem einzelnen Tag der ersten Juli-Woche ein Event statt. Netzwerktreffen, Fashion Week, ein Happy Pride Cruise mit Tinder auf der Spree, Jubiläum des 25hours Hotels im Bikini Berlin, Yoko Onos Ausstellung im Gropius Bau und eine Workouts Class mit einer Ballerina. Es war viel und ich am Sonntagabend fix und fertig mit allem und jedem. Und dennoch habe ich jede einzelne Sekunde in vollen Zügen genossen – denn seien wir mal ehrlich: Wie privilegiert bin ich denn bitte??

Hätte mir vor ein paar Jahren jemand erzählt, dass ich bei der Berlin Fashion Week in der ersten Reihe sitze und neben dem ein oder anderen Promi auf der Gästeliste mittelgroßer Events stehe – ich hätte laut aufgelacht. Dennoch sind es schließlich nicht diese tollen, „wichtigen“ Events, die mich glücklich und zufrieden machen. Ehrlich gesagt bin ich ganz froh darüber, dass hier mal wieder ein bisschen Ruhe einkehrt, auch wenn ich mehr als dankbar für all diese Gelegenheiten bin. Als tendenziell sensibler, introvertierter Mensch kann ich das alles nur über einen kurzen Zeitraum hinweg genießen. Vielmehr sind es die unscheinbaren Momente, die mir Ruhe schenken und zeigen, dass alles richtig ist, so wie es ist. Und dass auf mein Bauchgefühl zu hören, keine schlechte Idee ist.

Bisher regt sich keinerlei Widerstand und alles scheint sich von selbst zu regeln. Ohne mein Zutun regelt sich hier natürlich gar nix, aber es fühlt sich an, als würde vor mir jemand laufen und alle Steine schonmal anheben, sodass ich sie ganz leicht aus dem Weg rollen kann. Gehen muss ich schon noch selbst, doch darüber bin ich auch sehr froh. Vor allem sorgen die mittlerweile unaufgeregten und irgendwie erstaunlich geregelten äußeren Umstände dafür, dass mein Kopf frei ist. Frei für die ersten Artikel auf meinem eigenen Blog (ja, noch ein Blog…) und endlich vollständige Workshop-Konzepte, die mir auf einmal ganz leicht fallen, obwohl ich mich schon seit einigen Wochen damit herumplage. Ein wunderbares Zeichen dafür, dass es durchaus sinnvoll sein kann, Projekte beiseite zu legen und von einer anderen Seite aus nochmal anzugehen, nicht wahr? Jedenfalls ist mein Übergang in die kreative Selbstständigkeit geprägt von Unterstützung und Wohlwollen von allen Seiten. DAS ist etwas, was sich gleichzeitig wunderschön anfühlt, aber auch immer noch ein gewisses Misstrauen leise im Hintergrund wispern lässt. Kann das wirklich sein, dass mich so viele Menschen bei dieser Sache supporten und mir ganz aufrichtig wünschen, dass alles funktioniert? Was für ein Privileg! So etwas wird niemals selbstverständlich für mich sein und ich sauge jede noch so kleine Geste förmlich auf – du weißt gar nicht, wie viel mir jedes liebe Wort, jedes Herz-Emoji und Nachfragen bedeutet… Selbst die Menschen von der Bundesagentur für Arbeit, mit denen ich meine Pläne ausführlich besprochen habe, waren durchweg positiv, hilfsbereit und einfach lieb. Falls du also ähnliche Pläne hast und noch ein bisschen Angst vor dem Bürokratiekram, kann ich dich mit meinen Erfahrungen vielleicht ein bisschen beruhigen.

Das klingt jetzt vielleicht sehr paradox, weil noch überhaupt nicht klar ist, ob und wann ich mit all dem Geld einmal verdienen werde – und ob das genug sein wird, um davon leben zu können. Aber ich fühle mich zumindest zum aktuellen Zeitpunkt so sicher wie noch nie. Keine Existenzangst, keine Gedanken um den nächsten Job, weil der befristete Vertrag irgendwann ausläuft – alles liegt irgendwie in meiner Hand. Gut, nicht alles, aber viel. Das Wissen, schon einiges richtig gemacht zu haben, trägt seinen Teil dazu bei. Und stellt mich vor den Gedanken: Vielleicht sollte ich in manch anderen Dingen, die irgendwie müßig laufen, auch mal darauf vertrauen, dass es schon so kommt, wie es soll?

Ich habe jedenfalls das Gefühl, den Übergang solide zu gestalten und bin dankbar für meine Energie und den Mut, einfach mal zu machen und ich möchte beides sehr gerne mit dir teilen. Ab jetzt auch wieder sonntäglich, versprochen! Lass mich gerne wissen, was dich beschäftigt, welche Impulse du dir wünschst oder welches Thema dich besonders interessiert – und ob ich hier ein bisschen mehr zu den geplanten Workshops erzählen soll oder wir lieber gemeinsam schreiben wollen?

Übrigens: Meine Kurzgeschichte „Kafkas Schloss“ hat es in eine Literaturzeitschrift geschafft und wird tatsächlich veröffentlicht! Wenn ich weiß, in welcher Ausgabe sie erscheint, teile ich natürlich alles mit dir ;) Eventuell ist das dein Zeichen, auch einfach mal wieder das ein oder andere Magazin anzuschreiben. Viele davon erscheinen mir sehr unzugänglich, fast schon elitär, doch das hält uns nicht davon ab, unsere Werke dennoch anzubieten, oder? Bei mir liegt die Quote aktuell bei 2/20. Zwei Veröffentlichungen und viele Absagen… Und dennoch, bleiben wir gemeinsam dran ❤️

Bis nächste Woche!

Alles Liebe

Sarah

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