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Schau dich um!

Warum liebst du das Leben?

Ich liebe das Leben, weil es mir so schöne Erlebnisse bietet, mich immer wieder zum Nachdenken anregen. Scannst auch du deine Umgebung und reflektierst, was du siehst?

Der Jahreswechsel steht bevor und damit ein neuer Monat. In den nächsten Wochen werden wir uns bei Help the poor and the needy intensiver mit den religiös motivierten Spenden beschäftigen. Zum Einklang zu diesem Thema nun dieser „Liebesbrief an das Leben“. Mein persönlicher Newsletter. Hier schreibe ich über meine Beobachtungen in der Gesellschaft und wie wir uns zum Besseren verändern können. In dem Vereinsnewsletter geht es darum, wie wir eure Hilfe in Gambia umsetzen. Ich verlinke dir beide Adressen zum Weiterleiten unten im Text.

Jedes Mal, wenn ich aus Gambia komme, erlebe ich Veränderungen in Deutschland. Mal größere, mal kleinere. Bei einer mehrmonatigen Abwesenheit werden Veränderungen oft besser deutlich, als wenn wir selbst Teil des schleichenden Prozesses sind. Dieses Mal fiel mir auf, dass meine beiden jüngeren Kinder gar kein Bargeld mehr mit sich tragen, sondern alles mit Apple Pay oder Karte bezahlen. Das war neu für mich. Ich selbst habe auch Apple Pay, aber hatte immer noch etwas Bargeld in der Tasche. Unser Alltag wird mehr und mehr vom Handy bestimmt. In Amerika haben die Weihnachtsmänner auf der Straße jetzt schon Kartenlesegeräte, um Spenden zu sammeln.

In Berlin ist es nicht ungewöhnlich, dass Artisten kleine Kunststücke an der Ampel machen oder Obdachlose am Straßenrand sitzen und um Kleingeld bitten. Wie wird ihnen geholfen, wenn künftig immer mehr Menschen nur noch mit ihrem Handy bezahlen?

Ganz anders in Gambia. Dort wird alles mit Bargeld bezahlt, selbst Häuser und Autos. Einmal beobachtete ich bei einer Bank wie ein junger Mann, der gerade sein Geschäft verkauft hatte, so viel Geld auf den Tresen legte, dass er knapp zwei Meter in der Länge und 50 cm in der Höhe benötigte. Auch wenn wir mit Spenden für die Hammel aus Gambia kommen, dauert es gut 45 Minuten, bis die gewechselten Scheine gezählt waren. Umständlich, aber sehr physisch.

Münzen sind in Gambia nun weitestgehend abgeschafft, denn sie haben bei der Inflation keinen Wert mehr. So tun wir gut daran, in unserem privaten Geld kleine Scheine dabei zu haben, denn die Not ist groß, auch auf Gambias Straßen. Sicher gibt es immer wieder Personen, die ihre Bedürftigkeit vorspielen, aber mit etwas Menschenkenntnis wissen wir, wer wirklich bedürftig ist. Deswegen spende, wenn du das Gefühl hast, jemand braucht dich und frage nicht nach dem Wofür.

Anfang der Woche erhielt ich einen Anruf von meinem Mann aus Gambia. Er erzählte mir, was er mit seiner Zakat gemacht hatte. Wie schön, dachte ich so ganz direkt von Mensch zu Mensch. Das erinnerte mich an einen Taxifahrer in Gambia, der eine Spardose im Auto hatte. Sein Zakat jeder Fahrt packte er dort hinein, und wenn ihm arme Menschen begegnen, hilft er ihnen aus der Dose. Clevere Idee, dachte ich.

2,5 % von unserem Vermögen müssen wir jährlich an Zakat an bedürftige Muslime zahlen. Bei den vergleichsweise gut verdienenden Muslimen in Deutschland kommen da schon größere Summen zusammen. Das ist mehr als fair. Schlaue Menschen haben ausgerechnet: Wenn alle Muslime ihre Zakat zahlen würden, gäbe es keine Armut auf der Welt. Welch großartige Aussichten!

Doch das Zahlen der Zakat hat sich sehr verändert. Die direkten Zahlungen an die Bedürftigen sind kaum noch möglich, da wir Alhamdulillah nur wenige Personen kennen, denen es so schlecht geht, dass wir sie finanziell unterstützen müssen. Doch denke einmal genauer nach. Gibt es nicht in deinem Bekanntenkreis eine alleinerziehende Mutter, deren Kind dringend ein größeres Fahrrad benötigt, um zur Schule zu kommen, oder ein anderes Bett, weil es herausgewachsen ist? Wie, du weißt das nicht?

Interessieren wir uns noch für die Belange und Nöte unserer Geschwister? Oder liegt es daran, dass wir uns schämen, über unsere Bedürfnisse zu sprechen? Wenn du Muslim bist, gehörst du zu unserer Ummah. Das heißt, wir sind Geschwister im Glauben. Sollten wir da nicht die Scham beiseitelassen und um Hilfe bitten, wenn wir sie benötigen oder ungefragt helfen, wenn wir sie in Bedrängnis sehen? Hören wir gelegentlich von Freunden in Not, warum nicht einfach Zakat geben, anstatt das Geld zu leihen?

Wenn du nur das Gefühl hast, deine Geschwister im Deen benötigen Unterstützung, gib und frage nicht wofür. Ich bin sicher, unter den folgenden Empfängergruppen sind auch Personen aus deinem Umfeld.

Diejenigen, die Zakat berechtigt sind, sind im Quran (9:60) wie folgt beschrieben:

1. Die Armen (Al-Fuqara)

2. Die Bedürftigen (Al-Masakin)

3. Diejenigen, die mit der Sammlung der Zakat beauftragt sind (Al-’Amiluna Alayha)

4. Menschen, deren Herzen gewonnen werden sollen (Al-Mu’allafatu Qulubuhum)

5. Zur Befreiung von Sklaven oder Gefangenen (Fir-Riqab)

6. Für die Verschuldeten (Al-Gharimun)

7. Auf dem Weg Allahs (Fi Sabilillah)

8. Für Reisende in Not (Ibn As-Sabil)

Wichtige Bedingungen

- Empfänger müssen muslimisch sein, es sei denn, sie gehören zur Kategorie “Al-Mu’allafatu Qulubuhum”.

- Zakat sollte aus dem Vermögen gezahlt werden, das für mindestens ein Jahr (Hawl) über dem Mindestbetrag (Nisab) liegt.

- Die Absicht (Niyyah) muss vor der Zahlung auf Zakat festgelegt sein.

Durch diese Verteilungskategorien trägt die Zakat zur sozialen Gerechtigkeit und Solidarität bei und verringert die Kluft zwischen Arm und Reich.

Haben in der Vergangenheit die Wohlhabenden noch direkt an die Armen gezahlt, hat sich die Art des Ausgebens in einem Sozialstaat mit Bürgergeld etc. doch sehr verändert. Aus der Buchhaltung werden die Gewinne entnommen, dann wird ein Zakatrechner bemüht, Alhamdulillah eine oder mehrere Hilfsorganisationen ausgesucht und überwiesen.

Nicht falsch verstehen, ich bin unendlich dankbar, dass wir auch häufig unter den Auserwählten sind, denn unsere Klientel braucht es wirklich dringend. Bei ihnen geht es darum, ob sie ihren Kindern etwas zu essen geben können oder nicht. In den Nicht-Industrie-Ländern zeigt sich am deutlichsten, was Zakat Gutes bewirken kann.

In der folgenden Überlieferung wird auch auf die direkte Verteilung an diejenigen hingewiesen, die du vor dir hinter dir zu deiner Rechten und deiner Linken siehst.

“Ich ging zum Gesandten Allahs (ﷺ), und er saß im Schatten der Ka’ba. Als er mich sah, sagte er: ‘Bei dem Herrn der Ka’ba, sie sind die Verlierer.’ Ich kam näher und setzte mich, konnte jedoch nicht lange bleiben und stand wieder auf. Ich sagte: ‘Gesandter Allahs, lass meinen Vater für dich geopfert sein, wer sind sie (die Verlierer)?’ Er sagte: ‘Es sind diejenigen, die große Mengen an Reichtum besitzen, außer denen, die ihren Reichtum großzügig an diejenigen verteilen, die sie vor sich, hinter sich, zu ihrer Rechten und zu ihrer Linken finden; und es sind nur wenige, die dies tun. Kein Besitzer von Kamelen, Rindern, Ziegen oder Schafen, der die Zakat nicht entrichtet, wird der Bestrafung entgehen. Diese Tiere werden am Tag der Auferstehung in ihrem wohlgenährtesten Zustand kommen und ihn mit ihren Hörnern stoßen und mit ihren Hufen zertreten. Wenn das letzte Tier vorbeigegangen ist, wird das erste zurückkehren, um ihn erneut zu quälen, bis unter den Menschen das Urteil gesprochen wird.’” (Sahih Muslim 990a, überliefert von Abu Dharr.)

So schau dich um, wo du helfen kannst, oder hilf unseren Bedürftigen, den Witwen und Waisen, die wir mit dem Nötigsten unterstützen.

Fazit:

- Hab immer Kleingeld dabei!

- Frage nicht nach dem Wofür?

- Wenn es schwer für dich ist, einmal im Jahr dein Zakat zu zahlen, teile es dir monatlich auf. Es gibt Untergrenzen, bei denen du kein Zakat zahlen brauchst, informiere dich. Oft gib der Zakatrechner darüber Auskunft.

- Schaue in deinem Umfeld, ob es keine Personen gibt, die deine Hilfe benötigen.

- Wenn du deine unmittelbare Umgebung nach Zakatempfängern abgesucht hast, spende gerne auch an uns.

Kategorie Einführung

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