Zum Hauptinhalt springen

Noctivagus Charakter-Hörbücher (Azrael Morticia)

Ein Teaser von neuen Charakteren aus Vytra für unseren Noctivagus-Nebenstrang, der auf der Gamescom 2025 startet und unter anderem auf Conventions weitererzählt wird, geschrieben und eingelesen als Hörbuch von unseren Synchronschauspielenden, damit ihr direkt ein Gefühl für diese Persönlichkeiten bekommt.

Triggerwarnung (TW):

Alkoholkonsum

Kapitel 4 - Eine Nacht im Goldenen Fass

Sie treten aus den Schatten. Nachts, wenn Nox das Firmament erstickt. Wiedergänger auf der Jagd nach Mächten, jenseits der Vernunft. Meidet sie und betet, dass ihr für sie nicht von Interesse seid. Sie hinterlassen Tod und Trauer auf ihren Wegen. Sie sind Noctivagus.

Aus dem Leben von Azrael Morticia


Es war eine sehr kalte Nacht, im Vergleich zu den gewöhnlichen Nächten zu dieser Jahreszeit in Sankas. Das Jahr steuerte unentwegt auf den Winter zu, was die wenigen Bewohner des kleinen Ortes dazu veranlasste ihre Fenster und Türen stets geschlossen zu halten und ihre kleinen Kamine auf Hochtouren zu betreiben.

Dies hielt den Betreiber der „Schenke zum goldenen Fass“ jedoch nicht davon ab seine Türen zu öffnen. Mindestens auf seine alteingesessenen Stammkunden war stets Verlass. Jeden Abend versammelte sich dort der feste Kern von Sankas Gemeinde und trank auf die, die an jenem Abend nicht bei ihnen sein konnten. Auf die Gründerinnen und Gründer, die diesen Ort zu einem Zuhause machten, bevor sie ihn gemeinsam mit Leben füllten und bevor eben diese vertraute Zuflucht, ihr dunkles Schicksal ereilte.

Reisende fanden normalerweise nur selten den Weg nach Sankas, fast schon zum Bedauern der Sankarer. Zu gern würden sie ihre Heimat aufblühen sehen, gefüllt mit Wesen jeglicher Herkunft, welche große Träume und Fantastereien in sich trugen, und Sankas mit Hilfe dieser wieder etwas Leben einhauchen würden. Aber sie machten das Beste aus ihrem kleinen grauen Örtchen, welches von Trostlosigkeit heimgesucht schien.

Als sich die Tür des Hintereingangs zur besagten Dorfschenke öffnete, trat ein älterer schwarzer Mann heraus. Gekleidet in bräunliche Leinen und seine Schiebermütze richtend, blickte er in die finstere Nacht. Er sah nur einen sanften Nebel, der um die benachbarten Holzhütten strich, sonst nichts. Zu vernehmen war nur die nächtliche Stille, die aus dem Wald herüberzog und das Gelächter des Dorfkerns, welcher es sich bereits im Inneren des Wirtshauses bequem gemacht hatte.

Mit einem Ruck packte der Mann ein Fass, welches unweit von der Tür stand und hievte es sich auf seine Schulter. Beim erneuten Betreten seiner Schenke, zögerte er kurz. Irgendwie beschlich ihn das Gefühl beobachtet zu werden. Nachdem er sich noch einmal umsah und in der Leere nichts Verdächtiges ausmachen konnte, ging er wieder hinein und zog die Tür hinter sich zu.

„Da bist du ja wieder, alter Knabe!“, warf ihm der alte Yortarn zu. „Ich könnte auch Nachschub gebrauchen! Deine Krüge werden immer kleiner, Bastor!“ Stöhnend platzierte der Wirt das Fass auf der Theke, stach es an und forderte von Yortarn scherzhaft „Heute Abend ist ausnahmsweise mal Selbstbedienung, alter Knabe… Aber überanstreng dich bloß nicht!“

Danach führte Bastors Weg zielgerichtet hinter den Tresen, wo er wieder seiner heimlichen Lieblingsbeschäftigung nachging – dem Abwaschen der benutzten Krüge des vergangenen Tages. Dabei war sein Blick stets in den Raum gerichtet, sodass er einerseits im Hintergrund stand und andererseits dennoch immer Teil des Geschehens war.

Als Bastor gerade den ersten Krug zum Trocknen abstellte und Yortarn nun selbstständig seinen Krug füllte, während er dem befreundeten Wirt noch einen verschmitzten Blick zuwarf, öffnete sich fast unmerklich die Eingangstür der Schenke.

Eine Gestalt in schwarzen Gewändern und mit einer Kapuze, welche Kopf und Gesicht verbarg, trat in den Raum und brachte schlagartig eine Eiseskälte mit hinein, die alle Anwesenden erstarren ließ. Alle, bis auf Bastor Nabíz. Die vier vom Gemeinderat verstummten und sahen dem Neuankömmling verdutzt entgegen, da entfuhr Bastor nur ein misstrauisches „Willkommen.“

Wortlos und fast schleichend, begab sich die mysteriöse Gestalt Richtung Tresen. Während Bastor unter seiner Arbeitsplatte heimlich nach seiner versteckten Schusswaffe griff, platzierte sich das schmale Gewand geräuschlos auf einem der Barhocker. „Spar dir deine Kugeln, Bas. Gib mir nur ‘was Trinkbares. Irgendwas starkes.“, erklang eine helle und gleichzeitig raue Stimme, welche Bastor nicht ansatzweise zu beruhigen schien. „Wer seid Ihr?“ fragte er bestimmend, ohne dabei den Griff von seiner Waffe zu lösen.

Langsam und beinahe elegant strich sich die Gestalt die Kapuze vom Kopf und ließ ihr Gewand in einer fließenden Bewegung ein kleinwenig von ihren Schultern gleiten. Zum Vorschein kam eine zierliche junge Frau mit perlweißem Teint, vollem langen und strahlendweißem Haar, einem zarten Gesicht und zu Bastors Entsetzen einem durchdringenden Blick, welcher von zwei hellroten Augen entsandt wurde. Jetzt hatte auch Bastor die Schockstarre erfasst. Normalerweise hätte er bei diesem Anblick, ohne zu zögern seine Waffe durchgeladen, gezielt und abgedrückt, doch das konnte er nicht. Stattdessen starrte er sie nur an.

Bastors Gefühl nach, musste eine Stunde vergangen sein, in welcher sich seine Gedanken überschlugen, er sich nicht rühren konnte und ihm seine Tränen unaufhaltsam übers Gesicht liefen. Rational betrachtet, waren es vermutlich nur wenige Sekunden. Alles an ihr verschlug ihn wieder an diesen finsteren Tag. „Oh Azrael… Was hat sie dir angetan?...“

Aus dem Leben von Azrael Morticia

Eure Kaya
Kategorie Die Welt von Vytra

1 Kommentar

Möchtest du die Kommentare sehen?
Werde Mitglied von Tales off the Script und diskutiere mit.
Mitglied werden