Echo des Verfalls
Mehrere Tropfen prasseln ihm auf die Schultern und sprenkeln sein Gesicht. Ist das Regen? Es ist, als hätte der Himmel Mitleid mit ihnen…oder ist es Hohn, mit dem sie von oben bestraft werden? Nein, es handelt sich weder um Mitleid oder Hohn…noch sonst irgendwelche Zeichen höherer Mächte. Es ist Blut. So viel Blut…
Auf diesem Schlachtfeld sind sie allein. Auf sich gestellt. Bifflerim wischt sich das Blut des kleinen Jungen aus dem Gesicht und betrachtet den entstellten Körper neben sich. Was treiben unsere Beschützer? Er hofft inständig, dass auf sie ein barmherzigeres Schicksal wartet, als auf ihn und seinen Stamm. Ihm ist klar, dass dies reines Wunschdenken ist. Und genau das macht ihm Sorgen. Wenn diese Breitmäuler ihnen schon solche Probleme bereiten, will er nicht wissen, was der Wald für ihre Beschützer bereithält…
Der kleine Junge, der vor wenigen Sekunden noch voller Inbrunst geschrien hat: „ICH BIN BEREIT FÜR DEN KRIEG!!!“, liegt jetzt leblos neben ihm und starrt Bifflerim mit toten, traurigen Augen an, während ihm das Blut trotz allem weiter aus der klaffenden Wunde in seinem Schädel läuft.
Es war ein guter Plan. Dieser Gedanke flackert auf wie ein kleiner Funke in der Dunkelheit. Das Geschrei, den Kampf und die Verzweiflung auf beiden Seiten nimmt er schon gar nicht mehr wahr. Der Hinterhalt. Sie hatten gequiekt vor Freude, als der erste Breitmäuler fiel und seine Kameraden wie verblödete Ochsen hinterhertorkelten.
Aber dann…
Die ersten Schreie auf unserer Seite. Der Geruch von verbranntem Fleisch und Rauch. Immer mehr kleine Breitmaul-Dämonen, die aus den Schatten huschten und sie mit Feuerbällen aus ihrer Deckung zwangen.
Bifflerim duckt sich und rollt zur Seite. Er hat den Hieb aus dem Augenwinkel kommen sehen, der jetzt knapp an seinem Ohr vorbeisaust. Jemand reißt ihn zu Boden. Das Kreischen von Metall auf Metall. Das Splittern von Knochen. Der Geschmack von Eisen auf den Lippen, als er den Leib von sich runterhievt, dem er gerade den Dolch in den Hals gejagt hat.
Er spürt, wie sein Herz rast, wie das Zittern in seinen Armen sich in Zorn verwandelt. Seine Klinge ist stumpf, seine Rippen schmerzen, aber er lebt. Die Goblins um ihn herum springen, beißen, stoßen, kämpfen, schreien. Es ist unmöglich, in diesem Chaos den Überblick zu behalten. Er hat es schon immer gewusst: Er ist kein Anführer. Und würde auch nie einer sein…
Es sind einfach zu viele. Aber seine Brüder und Schwestern kämpfen noch! Hier überall um ihn herum. Und er wird nicht aufgeben, bis auch er reglos am Boden liegt. Schreie. Rauch. Magie. Bifflerims Welt hat sich in einen Strudel aus Blut, Dreck und Feuer verwandelt. Aber was zählt, ist die Mission.
Er kämpft sich auf die Beine und stürmt auf den großen Breitmäuler mit dem Ofen auf dem Rücken zu. Nicht, weil er denkt, dass er gewinnen kann, sondern weil es für ihn mittlerweile nichts mehr gibt, außer das Hier und Jetzt. Er schiebt alle Gedanken beiseite. Jede Hoffnung, jeden Zweifel. Für ihn gibt es nur noch diesen Tanz aus Blut und Rauch. Und er fasst einen letzten Entschluss, bevor er sich auf den Feind stürzt. Sollte er den morgigen Tag erleben, wird er ein Lied über diesen Tanz schreiben.
Unterstütze uns und du bekommst Zugang zu exklusiven Inhalten, einen Platz am Firmament von Vytra und so einige andere Überraschungen.
Werde Teil der Welt (Öffnet in neuem Fenster)
Bereits Mitglied? Anmelden (Öffnet in neuem Fenster)