Zum Hauptinhalt springen

#003 - Taubenschlag-Newsletter:

Liebes Taubenschlag-Publikum,

kennt ihr noch die alten Schreibtelefone? In den USA als TTY bekannt, jetzt als RTT. Die Funktion wird jetzt ab dem 28. Juni auch für Smartphones in Deutschland nutzbar. Das berichtete die WELT ONLINE.

☎️ Durch die Hintertür könnte es auch bedeuten, dass die Notruf-Nummern 110 und 112 barrierefrei für Hörbehinderte werden. Dafür sorgt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz. Die Nora-App wird also nicht mehr nötig sein, aber eine Hürde gibt es noch. Warum mit der Einführung nicht vor 2027 zu rechnen ist, erfahrt ihr in unserem Plus-Artikel (Öffnet in neuem Fenster).

Seid ihr noch auf Twitter, jetzt X? Julia Probst schon – und landete auf der Empörungsplattform einen Volltreffer, indem sie am 14. Juni ein Gedankenspiel postet. (Öffnet in neuem Fenster) Inhalt: Wenn du darüber entscheiden müsstest, ob eine Person, die AfD wählt, ein lebensrettendes Spenderorgan bekommt, wie würdest du entscheiden? Das Posting wurde dankbar von rechts aufgegriffen, obwohl von Anfang an klar ist, dass es überhaupt nicht möglich ist, so einen Einfluss auf das gespendete Organ zu nehmen. Doch zu spät: Die Lokalpresse berichtet intensiv. Vorteil an der Sache: Das Thema Organspende tritt ins Rampenlicht.

➡️ Gegenüber der Südwest Presse räumte Julia Probst am 25.6. ein, dass es keine so gute Idee gewesen sei, die Frage auf X/Twitter zu stellen: „Das Medium eignet sich selten für Nuancen – in Zeiten wie diesen ganz besonders nicht.“ Weiter stellte sie klar: “Ich teile voll und ganz das Prinzip, dass medizinische Hilfe unabhängig von Weltanschauung oder Parteizugehörigkeit erfolgen muss.“ Im Stadtrat trugen viele Mitglieder aus Protest T-Shirts mit dem Schriftzug “Ich spende für jeden.” Fragwürdiges Fettnäpfchen oder PR-Coup für die Organspende?

👀 Der Faktencheck Mimikama kommt bezüglich der Faktenlage zu einem eindeutigen Fazit (Öffnet in neuem Fenster), findet aber auch Kritik an der Äußerung. Fest steht: Die Äußerung wurde von rechts mit Wonne instrumentalisiert.

🫀Wenn ihr wisst, was mit euren Organen passieren soll, nutzt doch die Gelegenheit und tragt euch ins Organspenderegister ein (Öffnet in neuem Fenster). Dann ist direkt klar, was bei eurem Exitus passiert, und Angehörige müssen nicht grübeln, ob sie die empfangende Person nach dem Parteibuch fragen sollten (oder ob das überhaupt geht).

🕯️Stolperstein für gehörlosen Mann verlegt: In Bergheim westlich von Köln erhielt Heinrich Düster einen Stolperstein. Das berichtete der Kölner Stadt-Anzeiger am 13. Juni. Düster war 1898 geboren und kommunizierte “über Gebärden und Lippenlesen”, wie es im Bericht heißt. 1932 wurde er als “Taubstumm” eingewiesen und kam ab 1942 in die Arbeitsanstalt Brauweiler. Er überlebte und starb 1962 in einer Pflegeanstalt. Beim WDR-Stolperstein-Archiv gibt es ein Foto von ihm (Öffnet in neuem Fenster).

🦻Kind wird verkauft – was wie ein Fall fürs Jugendamt klingt, ist jedoch nur eine Firmenübernahme. Die Hörgerätekette Kind geht an das dänische Unternehmen Demant. Das berichtete die Wirtschaftswoche am 14. Juni. Das Familienunternehmen Kind liegt hinter dem Marktführer Geers auf Platz zwei, auf dem dritten Platz ist Amplifon aus Italien. Platz vier der Optiker Fielmann, der in 412 Filialen zusätzlich Hörakustik anbietet. Zusammen kommen die großen vier Ketten aber auf nur ein Drittel des Marktest von 7.500 Filialen in Deutschland – der Großteil wird von einzelnen, unabhängigen Geschäften abgedeckt, die oft nur einen oder wenige Läden betreiben, rechnet die Wirtschaftswoche vor.

Der Grund für den Verkauf ist einfach: Mit den dreistelligen Millionenbeträgen, welche die großen Hersteller in die Forschung stecken, kann Kind nicht mithalten. Der Markt selbst ist lukrativ: Durch die gestiegene Lebenserwartung steigt auch der Anteil der Hörbehinderten in der Bevölkerung. In Deutschland steigen die Absatzzahlen kontinuierlich um vier Prozent, global auch schon mal acht Prozent. In den USA gibt es inzwischen bereits Hörgeräte, die mittels KI 72 Sprachen übersetzen können. Den ganzen Artikel (hinter Paywall) gibt es hier bei der Wirtschaftswoche (Öffnet in neuem Fenster).

Das war’s fürs Erste von uns – bleibt uns treu, empfehlt uns weiter!

Grüßt:

Wille

Hat euch der Newsletter gefallen? Leitet ihn gern weiter:

Taubenschlag war lange ein ehrenamtliches Projekt, ein Blog, eine lebendige Pinnwand. Seit einiger Zeit veröffentlichen wir auch – insbesondere gefördert durch das bald endende DJE-Projekt (Öffnet in neuem Fenster) – kurze und längere, mehr und weniger tief recherchierte journalistische Artikel. Die Sparte “Übers Dolmetschen (Öffnet in neuem Fenster)” mit einer eigenen Webseite (Öffnet in neuem Fenster) ist einerseits eine für alle zugängliche Informationsquelle rund um Standardfragen zum Dolmetschen (ähnlich wie nicht-stumm.de (Öffnet in neuem Fenster), welches sich rund um Taubsein und Gebärdensprachen dreht) und andererseits Heimat für exklusive Meinungs- und Diskussionsbeiträge. Fehlt dir etwas? Hast du Lob, hast du Tadel? Schreib uns an info@taubenschlag.de (Öffnet in neuem Fenster) !

Willst du uns unterstützen? Abonnier uns bei Steady:

0 Kommentare

Möchtest du den ersten Kommentar schreiben?
Werde Mitglied von Taubenschlag+ und starte die Unterhaltung.
Mitglied werden