Der Geburtstagskuchen
Hallo aus dem Sommer :-)
Heute habe ich eine kleine Anekdote aus meinem Alltag für dich. Viel Spaß beim Lesen!
Aus gegebenen Anlass backe ich in den Sommermonaten hin und wieder mal einen Kuchen.
Ich bin tendenziell eine eher unterdurchschnittliche Kuchenbäckerin. Und wirklich Spaß macht mir das Backen auch nicht. Erschwerend für den Genussfaktor kommt hinzu, dass ich während der Zubereitung entgegen meinen Vorsätzen - mich diesmal auf jeden Fall ans Rezept zu halten - dann doch davon abweiche, und weniger Zucker und weniger Eier nehme und naja, Weizenmehl haben wir sowie so nicht im Haus.
Unter diesen Voraussetzungen bringe ich jedes Jahr zu den Geburtstagen entsprechende Kuchen auf den Tisch, die immerhin für das Foto im Status und auf Insta durchaus noch vorzeiglich waren. Diesmal sah die Sache anders aus.
Nicht dass ich mich ans Rezept gehalten hätte. Nicht dass ich diesmal mehr Lust auf backen gehabt hätte (naja, vielleicht ein bisschen).
Aber diesmal hatten wir aufgrund von Wochenende und mangelndem Einsatzwillen (nein, weder ich noch mein Mann waren bereit alle Supermärkte dieser Stadt abzuklappern um doch noch 2 Schalen Erdbeeren zu ergattern) keine frischen Beeren im Haus um am Sonntag abend für Montag Morgen einen nach meinen Vorstellungen optisch passablen Kuchen zu kredenzen.
Naja, die inneren Werte zählen, dachte ich bei mir. Auf meine Buttercreme und auf meine Kreativität ist eigentlich Verlass. Doch auf Kartoffelstärke ebenso und darauf, dass das richtige Verhältnis entscheidend ist. Viel hilft viel gilt eben auch für bestimmte Teigzutaten...nicht.
Und so kam es, dass am besagten Morgen ein ziemlich unansehliches Etwas, das in meiner Vorstellung eine Himbeerbuttercremetorte (mit weniger Zucker und ohne Ei) sein sollte auf dem Geburtstagstisch stand. Umgeben von in Paketpapier eingepackten Geschenken (braun in braun) ohne richtige Geburtstagskerzen ("Ach, Kerzen für den Kuchen brauche ich noch, müssten wir eigentlich noch welche haben... Mist nur noch eine neue und drei halb abgebrannte, aber auf jeden Fall NICHT zehn.. ach es ist ja Sonntag").
Und so kam es auch, dass ich an diesem Geburtstag kein Foto vom Kuchen machen wollte und erst recht keine Story, weil
definitiv nicht Insta- tauglich
weder life
noch style,
weder shiny
noch fine-casual
und nein, auch nicht edgy.
Wie gesagt, die inneren Werte zählen. Aber schon beim Anscheiden merkte ich. Entweder ist das Messer ungeeignet zum Kuchen schneiden oder aber... der Kuchen (besser gesagt, mein gebackenes Etwas, das in meinem Kopf eine Himbeerbuttercremetorte sein sollte) ist extrem hart (zumindest die obere Schicht).
Oder um es mit den Worten des Kindes zu sagen: "Mama, ich glaube, das Messer wird stumpf, wenn du den Kuchen damit schneidest."
Es gab einen kurzen Moment, da hätte ich den Kuchen am liebsten in den Müll geschmissen. Da hat nicht viel gefehlt und ich hätte geweint und gewütet und mir geschworen, nie wieder Kuchen zu backen. Es gab diesen kurzen Moment, in dem eine alte Programmierung anklopfte, und der Gedanke: "War ja klar. Ich kann nicht mal einen Kuchen backen."
Und dann sah ich meinen Mann vom Kuchen abbeißen oder es zumindest versuchen. Dieser Moment, der sich einbrannte, auf meine Netzhaut. Den ich sofort abspeicherte und archivierte in mein imaginäres Marmeladenglas der unvergesslichen Momente. In diesem Augenblick konnte ich gar nicht anders, ich musste einfach lachen.
Vielleicht ist dieser Kuchen ein bisschen wie unsere Familie. Das Ergebnis einer guten Idee in Kombination mit Mühe, Tränen und Herzblut.
Unspektakulär und ohne Glitzer.
Unperfekt und ein bisschen aus der Form geraten.
Eigenwillig und manchmal beißt man sich die Zähne aus.
Aber alles daran ist echt und alltagstauglich. Und mit ganz viel Liebe.
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