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Starke Stimmen beim Bardentreffen

Am dritten Tag des Bardentreffens gestalteten die Künstlerinnen Dobet Gnahoré, Nneka und das Balkan Paradise Orchestra am Nürnberger Hauptmarkt bemerkenswerte Konzerte.

Text und Fotos: Christina M. Bauer

Dobet Gnahoré ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Am Sonntag, dem dritten Tag des diesjährigen Bardentreffens in Nürnberg, ist der Regen verschwunden. Noch am Freitag mussten deswegen sogar einzelne Konzerte ausfallen. Davon ist nun am 3. August nichts mehr zu bemerken. Eingerahmt von Open-Air-tauglichen Wolken und gelegentlichen Sonnenstrahlen präsentiert die ivorische Grammy-Preisträgerin der Menge am Hauptmarkt einige Songs aus ihrem über Jahrzehnte entstandenen, enormen Repertoire. Gnahorés Stimme ist dunkel und ausdrucksstark, sie singt in mehreren Sprachen. Aus der afrikanischen Tradition lässt sie gelegentliche Triller und Rufe einfließen, ergänzt zu ihrem Gesang abwechselnd eine traditionelle Flöte und variierende Percussion. Das Ensemblespiel mit ihren drei hervorragenden Bandmusikern an Gitarre, Bass und Schlagzeug gestaltet sie charismatisch, intensiv und nahbar. Alle Musiker werden auch solistisch gefeatured, und Gnahoré selbst zeigt sich im Konzert nicht nur als einfallsreiche Sängerin, Musikerin und Songwriterin, sondern auch als temperamentvolle Tänzerin, die mit einer Menge Energie etwas von der Tanztradition ihrer Heimat auf die Bühne bringt. Das Publikum am Hauptmarkt ist von dem beeindruckenden Gesamtkunstwerk begeistert und darf sich schon wenig später über ein Ensemble mit einer völlig anderen künstlerischen Richtung freuen.

Die zehn jungen Musikerinnen des Balkan Paradise Orchestra aus Barcelona beleben den Balkan Brass mit Elementen verschiedenster moderner Stile von Rap und Hip-Hop über Pop und Folk bis House. In den Arrangements wechseln die melodieführenden Parts meist zwischen Trompeten und Klarinetten, insgesamt kommen alle Künstlerinnen von Posaune über Horn und Tuben bis zu Percussion und Schlagzeug zur Geltung. Das flotte Repertoire ergänzt die Combo um eine lässige Choreografie und wechselt im Kontrast dazu in einzelnen Stücken zum mehrstimmigen, folkloristischen Gesang. Das letzte Konzert am Hauptmarkt spielt am Abend die aus Nigeria stammende Singer-Songwriterin Nneka, die seit Langem in Deutschland lebt. Hell, rauh, soulig ist ihr Gesang, meist erzählend und manchmal im starken Kontrast dazu für wenige Momente in grazilen Melismen durch sehr hohe Tonhöhen flirrend. Für einige ihrer von variierenden Stilen von Pop bis Reggae beeinflussten Originalsongs begleitet sie sich selbst an der akustischen Gitarre. In anderen Konzertteilen erweitern ihre Musiker an Keyboards und Schlagzeug die Besetzung zum Trio. Während Nneka mit viel Intensität und nicht selten gesellschaftskritischen Themen die letzten Songs auf der Hauptbühne spielt, lassen in der gesamten Nürnberger Innenstadt parallel noch unzählige weitere Ensembles auf Plätzen und Straßen das diesjährige Festival ausklingen.

Fotos 1 und 2: Dobet Gnahoré mischt mit Gesang, Percussion und Tanz das Bardentreffen kräftig auf

Foto 3: Das Publikum am Hauptmarkt lauscht Singer-Songwriterin Nneka

Topic Kurzkritik

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