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BIAM 12/25 - Schwarzweiß hilft Niemandem

Liebe Lesenden,

würde ich die Abo-Zahlen unbedingt erhöhen wollen, würde ich sowas schreiben wie „7 Gründe, warum Zucker Gift für dich ist“ - Punkt 5 wäre überraschend. Das würde auch mit „7 Gründe warum Süßstoffe Gift für dich sind“ funktionieren. Allerdings wäre dann Punkt 3 sehr überraschend und Punkt 7 brächte zum Weinen. Aber das tue ich nicht, denn das wäre ein Anzeichen für ein Schwarz-Weiß-Denken, dass eigentlich längst überwunden sein sollte.

Wir verheddern uns ständig, wenn wir in guten und schlechten Kategorien denken, was Lebensmittel anbelangt. Insbesondere bei einigen Ernährungsberater*innen scheint das zweite Wort - dass man berät und man berät in der Regel immer Menschen mit einer Ernährungsbiographie und einer Geschichte - völlig ferner liefen zu sein. Ernährungsbeater*innen sollten die aktuelle Studienlage kennen. Natürlich. Das gehört zum Berufsbild dazu. Dennoch sollte man wissen, wie man Studien liest und man sollte nicht dazu neigen die eigene vorgefasste Meinung als allgemeingültig hinzustellen. Was beim Thema Zucker und Süßstoffe generell der Fall ist.

Sicher: Zucker hat Risiken. Süßstoffen haben Risiken, auch das ist gewiß. In einer Debatte in der das Wort „ODER“ vorkommt, sollte man jedoch auch ehrlich sein und die Risiken für beide Seiten benennen. Erst dann kann ich in die Debatte darüber einsteigen, ob es sinnvoll ist auf das Eine oder das Andere zu verzichten. Das wird aber, auch weil es sehr emotional hergeht, nicht gemacht. Das ist schade, denn anstatt des „ODER“ könnte man auch ein „UND“ setzen. Zucker und Süsstoffe. Nein, nicht wie in dieser anderen Colavariante oder Limogetränken, bei denen Zucker plus Süßstoffe drin sind und die nicht extra auf dem Etikett ausgewiesen werden.

Im Rahmenwerk des Intuitive Eatings gibt es das 10. Prinzip. Das weitet den Horizont, in dem halt der Begriff der „Sanften Ernährung“ eingeführt wird. Dass IE mit Verboten nichts zu tun hat, das sollte schon klar sein und ist im Rahmenwerk auch weiter vorne. Eine Sanfte Ernährung soll auch nicht wieder Verbote oder Gebote einführen, sondern der Begriff soll deutliche machen: So, wie du dich ernährst ist das für dich sinnvoll. Für einen Anderen aber halt nicht. „Ja, wir sind alle Individuen“, so Monty Python, und das gilt nicht nur in der Frage des Messias - wobei das auch schon wieder ein spannendes Thema ist: Sind Influencierende Messiasse? Das gilt auch in der Frage der Ernährung. Jeder Mensch ist und isst anders. Wer auf seine Körpersignale hört, der wird Sachen meiden, die ihm nicht gut tun. Das können auch Süßstoffe sein. Das kann auch sein, dass man merkt: Oh, das ist ja alles pappsüss, warum hab ich das nochmal gekauft und gegessen? Ja, wird sind alle Individuen.

Gerade das sollte auch klar sein, wenn man Ernährungsberater*innen zuhört. Es mag allgemeine Richtlinien geben, allgemeine Dinge, die die Wissenschaft als Hinweiszweig feststellte. Jedoch geht es bei einer Beratung um das Individuum. Wenn Eins Süßstoffe nicht verträgt ist es wenig hilfreich, weiterhin darauf zu drängen. Wenn Eins den Geschmack von Light-Produkten nicht ausstehen kann - auch. Es würde übrigens auch helfen, wenn man mal die exakte Menge der heiligen Dreifaltigkeit angeben wollen würde, dann könnte man besser Leute beraten. Zucker steht unter Nahrungswerten dabei, Süsstoffe nach einzelnen Komponenten nicht.

Zucker und Süsstoffe kann auch so aussehen, dass Limonaden weiterhin mit Zucker gekauft werden, der Kaffee dann mit Süßstoffen genossen wird. Dass auch gesagt wird, okay, statt 1,25- Liter-Flaschen kaufen, lieber erstmal 1-Liter-Flaschen. Das hängt alles natürlich auch davon ab, was das Ziel der Beratung sein soll. Schwarz-Weiß-Denken bringt da halt wenig. Aber sollte das nicht längst schon irgendwie Standard sein, wenn es um Gesundheitsthemen geht?

Der Deutsche Bundestag unterhält einen Wissenschaftlichen Dienst, der Zahlen, Daten und Fakten für Abgeordnete zusammenstellt - und auch für uns, denn die sind ja von unseren Steuergeldern erstellt worden und damit frei zugänglich. Es findet sich dort ein Überblick von 2023 über die aktuelle Studienlage zum Thema Süsstoffe. Ein nüchternes Papier, das Vorteile und Nachteile zusammengestellt hat. Eine perfekte Überleitung für den Link-Teil des Newsletters …

https://www.bundestag.de/resource/blob/942568/bf2d135ccd96d2d7390c43bdae277809/WD-9-006-23-pdf.pdf (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Physical activity was self-reported, with each participant categorized as being sedentary, performing light physical activity or partaking in moderate to vigorous physical activity.

Was für den Einzelnen jetzt leichte sportliche Bewegng ist oder moderat oder häufig … das bleibt leider unklar. Am Besten, man würde allen Teilnehmerinnen einfach einen Typ Aktivitätstracker zur Verfügung stellen und dann die Daten daraus sammeln. Fehleranfällig sind die Dinger auch, aber …

https://www.healio.com/news/endocrinology/20250812/any-amount-of-exercise-may-reduce-cvd-mortality-risk-for-adults-with-type-2-diabetes (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Ticky, tocky, was ist Schuld daran, dass Personen Essstörungen entwickeln? Fehlende Medienkompetenz.

https://forschen-und-teilen.de/wp-content/uploads/2025/03/Gaul_et_al._Medialer-Einfluss-auf-Essstoerungen_2025.pdf (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Hü und Hott in Trumps America: Erst wollte man die Abnehmspritzen nicht fördern, jetzt legt man einen Fünf-Jahres-Plan an.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/ozempic-wegovy-und-co-us-regierung-erwaegt-kostenuebernahme-fuer-abnehmspritzen-a-77ea50aa-694c-4dcf-b3f0-af3eaafebbff (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

„Wir machen unser eigenen Ozempic. Mit Roulette und …“ Roulette passt schon, denn die Stoffe, die Amerikanerinnen benutzen, um sich zu spritzen sind stellenweise garnicht zugelassen oder sehr, sehr experimentell.

https://www.reuters.com/business/healthcare-pharmaceuticals/stung-by-high-prices-americans-make-their-own-weight-loss-drugs-2025-06-27/ (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Das könnte auch vom Jo-Jo-Effekt kommen … ist nicht das, was wir als Mehrgewichtige vom medizinischem Fachpersonal zu hören bekommen. Nun, tja, demnächst mal das hier ausdrucken und mitnehmen?

https://weightandhealthcare.substack.com/p/new-study-of-harms-of-weight-cycling (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Events

Vormerken: Im September gibt es wieder einen kostenlosen Vortrag der Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung!

https://gewichtsdiskriminierung.de/veranstaltung/thin-privilege/ (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Und damit eine schöne Woche,

Christian Spließ

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