Diese Woche: Unser Sozialstaat und ein deutsch-türkisches Arte
Liebe Leser:innen,
wart ihr schon einmal in einem amerikanischen Diner? Pancakes, Ahornsirup und Filterkaffee in einer Keramiktasse, die nie leer wird. Vor gut einem halben Jahr saß ich auf rot gepolsterten Sitzen, eine Bedienung nannte mich „Honey“ . Es war wie in den Highschool-Filmen, die mein 16-jähriges Ich verschlungen hat – das Land, in das ich damals unbedingt wollte.
Jetzt war ich da, fast ein Jahr lang. Das Bild, das ich so lange im Kopf hatte, hat Risse bekommen. In diesem Diner irgendwo an einer Ausfahrt des Highway 1 schien die Zeit stillzustehen. Aber draußen, vor den Fenstern, sieht es anders aus. Was ich dort erlebt habe, hat mich erschüttert. Nicht wegen der Extreme, die ohnehin ständig in den Schlagzeilen sind. Sondern wegen der leisen Erosion: dem bröckelnden Vertrauen in Institutionen, der politischen Erschöpfung vieler Menschen, dem Rückzug ins Private, weil öffentliche Debatten zu Minenfeldern geworden sind. Auch der Journalismus steht unter Druck. Voice of America etwa wurde zur Zielscheibe. Ein Großteil der Redaktion wurde entlassen, Journalist:innen verloren ihre Arbeitsvisa. Nur einen Tag später besuchte eine der Betroffenen die Uni, an der ich studierte und war den Tränen nahe.
Nun bin ich zurück in Deutschland. Auch bei uns steht der Journalismus vor Herausforderungen. Aber noch gibt es das: Vertrauen, Pluralität, Redaktionen, die frei und mit wachem Blick arbeiten - und zeigen, wie relevanter Journalismus im Alltag funktionieren kann. In meinem Praktikum bei Good Impact bekomme ich gerade einen ziemlich guten Eindruck davon, wie man mit Tiefe, aber ohne Alarmismus berichtet - und lösungsorientierte Perspektiven sichtbar macht, gerade in schwierigen Zeiten.
Eure Julia Mayer, Good Impact Praktikantin


Streitgespräch
Ist unser Sozialstaat noch gerecht?
Neulich hat Sebastian Klein, Mitgründer der Wissensplattform Blinkist, Ex-Multimillionär und Autor des Buches „Toxisch reich“ in unserem Berliner Journalist:innenzentrum Publix einen Vortrag darüber gehalten, wie Überreichtum unsere Gesellschaft zu zersprengen droht. Alle Plätze waren belegt, die Debatten hitzig und die Frage stand im Raum: Warum geben nicht auch andere etwas ihrem Reichtum ab, wie es Klein getan hat (500.000 von seinen 5 Millionen behalten?) Warum sehen so wenige in der Gesellschaft dieses Problem? Die Ungleichheit in Deutschland wächst drastisch. Reichtum, Vermögen, Einkommen, Chancen – alles in Schieflage. Und nun soll das Geld für Bürgergeld-Empfänger:innen gekürzt werden, die Kontrollen verschärft, Grundsicherung heißt es dann wieder. Wie sind solche Schritte zu rechtfertigen? Ist unser Sozialstaat noch fair? Und wie könnte es anders gehen. Das haben wir Ungleichheitsforscherin Dorothee Spannagel vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung, und Dirk Assmann, Sozialpolitikexperte bei der Friedrich-Naumann-Stiftung, im Streitgespräch gefragt.

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Denken & Gründen
Ein deutsch-türkisches Arte
In Deutschland haben 40 Prozent der Menschen unter Zwanzig einen Migrationshintergrund – die größte Gruppe hat türkische Wurzeln. Doch in den Medien kommen ihre Perspektiven und Themen kaum vor. Zum Beispiel: Wo hat man mit Kopftuch Chancen auf dem Arbeitsmarkt? Oder was kann man gegen Rassismus in Schulen und Kitas tun? Die wenigsten Medien Outlets bieten ihre Beiträge in mehreren Sprachen an. Nalan Sipar möchte das ändern. Und zwar mit ihrem Start-up MedyaN, auf Türkisch "Deine Medien". Eine Art deutsch-türkisches Arte. Ihre Beiträge haben bereits über zwei Millionen Klicks. Lest selbst.
Wir wünschen dir ein schönes Wochenende!
Vielen Dank für dein Interesse an unseren Inhalten. Wir hoffen, wir haben dich diese Woche gut unterhalten, motiviert oder zu Neuem inspiriert! Hab’ einen guten Start ins Wochenende!
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