NEUNERs #012
“Gustav sprach wenig, hörte viel. Politische, wirtschaftliche Dinge interessierten ihn nicht sehr.
In sein eigenes Leben, ins Geistige wird die Veränderung nicht übergreifen. Diese Überzeugung festigte sich ihm immer mehr. Er begriff kaum mehr, daß er sich von der Panik ringsum hatte anstecken lassen. Nichts mehr von Politik. Schluß mit dem ganzen läppischen, überflüssigen Gequassel.”
Lion Feuchtwanger, Die Geschwister Oppermann
Ich habe das großartige Buch aus Feuchtwangers „Wartesaal-Trilogie“ viel zu lange unbeachtet im Klassikerregal warten lassen. Unbedingt auf schnellem Weg besorgen und lesen: zigfach gebraucht (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), oder neu via Versand (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) oder vor Ort (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) oder via Skoobe-Flatrate (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).

Wer weiß, vielleicht steht das Buch demnächst auf irgendeiner Zensurliste für Schulen und Bibliotheken? In den USA werden diese immer länger. Seit Jahren nehmen die Gelüste vor allem konservativer Elternverbände und Politiker nach einem immer umfassenderen “Book Ban” zu (Verbannung bedeutet “any action taken against a book based on its content and as a result of parent or community challenges, administrative decisions, or in response to direct or threatened action by lawmakers or other governmental officials, that leads to a previously accessible book being either completely removed from availability to students, or where access to a book is restricted or diminished” (PEN-Definition (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)).
Laut NZZ (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) wuchs die Anzahl beanstandeter Literatur schon im Jahr 2023 um fast 100 Prozent, offiziell waren da schon 10.000 Bücher (mit Suchfunktion (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)) verboten, allen voran die mit “diversen und queeren Inhalten” (DLF Nova (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)). PEN America hat eine Aufstellung der verbannten Bücher (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) von 2025. Wobei ich mir angesichts dieser Auswahl nicht ganz so sicher bin, ob der Fokus Diversitäts-Themen nicht übersieht, dass es offenbar um weit mehr geht. Spätestens mit dem “Project 2025” als radikalem Blueprint für Trumps zweite Amtszeit wird das Buchverbot (wie die Abwicklung des Bildungsministeriums) zum Bestandteil des strategischen Rollouts (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). “Project 2025 is the single most expansive, extreme attack on our freedom to read that we’ve seen with ambition for federal government implementation” (Maggie Tokuda-Hall (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)). Das Verbot von Büchern, insbesondere wenn sie von Dystopien handeln, ist Zeichen derer Realitätswerdung. Was ist demnach, wenn Bücher über Rassismus, Unterdrückung, den Überwachungsstaat und die Illusion des amerikanischen Traums verboten werden?
„Der Große Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)
„Call me by your name“ von André Aciman (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)
„1984“ von George Orwell (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)
„Auf Erden sind wir kurz grandios“ von Ocean Vuong (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)
„Die geheime Geschichte“ von Donna Tartt (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)
“Der Report der Magd” von Margaret Atwood (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)
Damit ist die Leseliste für Ostern doch gebongt!
Ruhige Töne für den Sonntag
In Ruhe, mit eigenem Witz, klar und schmerzend erzählt Tahsim Durgun im Podcast Hotel Matze (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) von Deutschland. Sehr eindrucksvolle zwei Stunden.
https://open.spotify.com/episode/1ma96vqfkzBs89BkJ2WB4E?si=BEX7WJKoS-OOr13uM9__6Q (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)Trockenen Sprachwitz gibt es bei dem in einer Aufnahme von 1979 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) wundervoll vorgetragenen Studer-Krimi “Wachtmeister Studer und der alte Zauberer”. Studers erster Fall als Lesung (die reine Stimme, keinerlei Soundeffekte).
https://www.srf.ch/audio/krimi/wachtmeister-studer-und-der-alte-zauberer-von-friedrich-glauser?id=AUDI20250313_NR_0048 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)Wirtshaussterben?
Sehr gerne fahre ich durch Italien. Und dann gibt es dieses und jenes, zum Beispiel in Modena. Lokale Spezialitäten, schlichte Restaurants wie die Trattoria Aldina (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) im ersten Stock gegenüber vom Mercato Storico Albinelli. Schönes Europa, denke ich dann. Sehr gerne bin ich in Paris. Und da gibt es dann diesen oder jenen Markt wie zum Beispiel den Marché Couvert des Enfants Rouges mit der Fromagerie 39 rue de Bretagne (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Lokale Spezialitäten und Macharten. Schönes Europa, denke ich dann. Gerne streife ich, geleitet durch meine Google Maps Markierungen, die ich meist aus Erzählungen gewinne, durch die süddeutsche Provinz. Und dann gibt es da dieses und jenes Wirtshaus, wie zum Beispiel die aus Newsletter #007 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) (Oberbayern) oder #011 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) (Hohenlohe). Schönes Europa, denke ich dann. Genauso wichtig, einzigartig und auch identitätsstiftend.
Ein schöner Beitrag vom Haus der Bayerischen Geschichte (2022) ist auf Youtube (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) zu sehen: “Wirtshaussterben? Wirtshausleben! Ein Film über die bayerische Wirtshauskultur mit Gerhard Polt”.
https://www.youtube.com/watch?v=_p_WWDKb0L0 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)Apfelstrudel aus dem Bilderbuch

Gesehen beim Bäckerladen der Jakob Blum Hofbräuhaus-Kunstmühle (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), neben den Kammerspielen München.
Danke für die Geduld.
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