Jetzt ein Regenschirm mit Schreibfunktion
Wenn nicht nur das Gespräch spannend ist, sondern auch Wetter. Warum Kugelschreiber bei Kälte versagen, wann ein komplizierter Name zum Problem wird und wieso ein dritter Arm hilfreich wäre. Journalismus in unterschiedlichen Wetterlagen.

Als kleiner Blick hinter die Kulissen nehme ich euch mal zu meinem Außentermin in der vergangenen Woche. Manchmal findet irgendwo ein Fest statt oder Menschen arbeiten gemeinsam an etwas und ich komme zu dem genannten Termin dazu und interviewe die Personen vor Ort, um anschließend über ihr Projekt zu schreiben. In diesem Fall ging es um nachbarschaftliche Gartenarbeit. Solche Interviews kann man auf unterschiedliche Arten führen.
Für mich haben sich zwei Varianten etabliert:
1. Ich spreche mit den Menschen, nehme über das Sprachmemo am Handy auf und transkribiere es später, bzw. lasse ich es von turboscribe (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) transkribieren.
Vorteil: Ich habe die Hände frei und kann meine Gesprächspartner anschauen.
2. Ich nehme meinen analogen Block und (mindestens zwei!) Stifte mit und schreibe während des Gesprächs mit. Manchmal mache ich das auch am iPad.
Meine Lieblingsvariante ist tatsächlich das Mitschreiben im Block, einfach, weil ich das sehr schnell kann und weil ich beim analogen Schreiben nochmal tiefer realisiere, was die Person gesagt hat und dadurch besser nachfragen kann. Ich kann Unwichtiges, das auf einer Aufnahme mit drauf wäre, gleich weglassen und mir szenische Beobachtungen direkt an der passenden Stelle notieren. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen oft freier sprechen, wenn man sie nicht die ganze Zeit dabei ansieht.
Bei Kälte keinen Kugelschreiber nutzen
Wenn es besonders kalt ist, kann ich für diese Variante den Tipp mitgeben, auf jeden Fall einen Bleistift oder Fineliner statt eines Kugelschreibers zu nutzen, da die Kugelschreiber sich bei Kälte zusammenziehen und nicht mehr schreiben. So, aber was tun bei Regen? Ipad fällt schonmal aus. Ich dachte, ich bin super schlau und nehme meinen Mini-Regenschirm mit. In meiner Vorstellung halte ich also den Regenschirm über mich und meinen Block und schreibe dabei entspannt mit. In der Realität habe ich gemerkt, dass ich dafür einen dritten Arm bräuchte. So ein Regenschirm mit Schreibfunktion wäre praktisch.
Das Ergebnis war, dass mein hilfsbereiter Gesprächspartner unbedingt den Schirm halten wollte, mir dabei allerdings so nah kam, dass es sich recht unangenehm anfühlte, dazu hielt er den Schirm dauernd schief und das Wasser tropfte vom Schirmrand auf meinen Block. Irgendwann gab ich auf und entschied mich im nächsten Gespräch für die Sprachaufnahme mit dem Smartphone. Die Dame kam aus Syrien und nannte zuerst ihren Namen. Ähm, ja. Da wäre mitschreiben dann doch ganz gut, es sei denn, man lässt sich kompliziertere Namen vollständig buchstabieren.
Microsoft AI überzeugt mich noch nicht
Übrigens wollte ich neulich bei der Grünen Woche mal richtig modern sein und habe die AI Funktion in Microsoft Word genutzt. Hier schreibt Word direkt mit, wenn die Person spricht und übernimmt quasi deinen Job. Ja…, zum Glück habe ich parallel selbst in meinem Notizblock mitgeschrieben, da stand ein derartiger Schwachsinn drin, das hätte ich später nicht mehr nachvollziehen können. Probiere ich in ein paar Monaten nochmal.
Hier noch zwei lustige Bilder vom Journalismus im Regen.

