tag eins: Jeff Bezos mietet Venedig
Hallo!
Heute ist wieder tag eins. Du liest deinen täglichen Nachrichtenüberblick.
Es ist heiß. Österreich befindet sich inmitten einer Hitzewelle. Wieder einmal. Ein Tag mit über 30 Grad jagt den nächsten. Gestern haben auf die Hitze folgende Unwetter (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) in vielen Teilen Österreichs zu großen Schäden geführt, in der Steiermark wurden dabei drei Personen verletzt.
In einer Berufsschule in Graz musste zuvor aufgrund der hohen Temperaturen der Unterricht abgebrochen werden. In einem vor zehn Jahren errichteten Werkstättengebäude ohne Klimaanlage wurden 58 Grad Celsius gemessen, wie die Kleine Zeitung (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) berichtet.
Unterdessen ließ Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) in der ORF-Pressestunde am Sonntag wissen, dass „Klimaschutz nicht diktiert werden könne“. Es brauche „grünes Wachstum“ und „Anreize statt Verbote“.
Was die Schüler*innen, die im Unterricht aufgrund der großen Hitze kollabieren, wohl über diesen Zugang denken …
Hier nun der Newsletter:
THEMEN DES TAGES
Waffenstillstand zwischen Israel und Iran bestätigt und möglicherweise bereits gebrochen
Die Ereignisse im Nahen Osten überschlagen sich. Wenige Stunden nach einem zögerlichen Gegenangriff Irans auf eine amerikanische Militärbasis hat US-Präsident Donald Trump einen Waffenstillstand zwischen Iran und Israel angekündigt. Der „Zwölf-Tage-Krieg“ sei zu Ende, schrieb Trump auf seiner Kurznachrichtenseite Truth Social und forderte beide Seiten auf, den Waffenstillstand einzuhalten.
Sowohl der Iran als auch Israel bestätigten den Waffenstillstand. Kurz darauf meldete das israelische Militär neuerlichen Raketenbeschuss aus dem Iran. Der Iran bestreitet den Vorwurf. Israels Verteidigungsminister kündigte eine „energische Reaktion und neue Angriffe auf den Iran an“. Mit dem Liveticker vom Standard (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) bleibt man auf dem neuesten Stand.
Zuvor hatte der Iran als Antwort auf die US-Angriffe auf seine Atomanlagen eine amerikanische Militärbasis bombardiert, aber dabei nur wenig Schaden ausgelöst. Verletzt wurde niemand, auch weil Teheran zuvor die USA informiert hatte. Schnell lautete die Erklärung, dass der Iran die Mission wohl durchführen wollte, um nach innen das Gesicht zu wahren – die Angriffe aber kaum ernsthaft in der Lage waren, den USA zu schaden. Gegen eine weitere Eskalation sprach auch eine gelassene Reaktion der Finanzmärkte: Die Ölpreise sanken schnell und die Aktienkurse blieben auf hohem Niveau. Alle abgefeuerten Raketen wurden abgefangen, unterstreicht das RND (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).
Offen ist auch noch, ob der Iran angereichertes Uran vor den Angriffen Israels und der USA weggeschafft hat. Gerade weil Trump so lange öffentlich zögerte, könnte dies möglich sein. Noch hat sich die unabhängige Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) kein Bild in den Anlagen verschaffen können, erklärt ausführlich die Tagesschau (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Auch ZDFheute (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) denkt darüber nach, wie geschwächt Irans Atomprogramm wohl wirklich ist.
Unklar ist zudem, ob nun die USA und Israel weiter auf einen Regierungswechsel im Iran hinarbeiten. Wie gefährlich solche Missionen oft laufen, beschreibt die Deutsche Welle (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). (mit Material von Christian Fahrenbach)
Erste geplante Abschiebung nach Syrien seit 2011 gescheitert
Das Innenministerium musste eine für gestern geplante Abschiebung nach Syrien im letzten Moment abblasen. Als Grund wird von den Behörden die Schließung des syrischen Luftraumes aufgrund der militärischen Eskalation im Nahen Osten genannt. 2011 wurde die letzte Außerlandesbringung von Österreich nach Syrien durchgeführt.
Bei den österreichischen Behörden und der Politik war nach dem Fall des Langzeitdiktators Baschar al-Assad die Hoffnung groß, bald wieder Personen nach Syrien abschieben zu können. Auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte gab im konkreten Fall grünes Licht. Es handelt sich um einen verurteilten Straftäter, der bereits eine längere Haftstrafe in Österreich abgesessen haben soll. Von den syrischen Behörden wurde ein Rückreisezertifikat ausgestellt, das allerdings gestern abgelaufen sei und jetzt neu ausgestellt werden müsse. Nach der Freigabe des Luftraumes soll die Abschiebung dennoch wie geplant stattfinden, heißt es aus dem Innenministerium (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).
Der Standard kommentiert (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), warum trotz so vieler offener Fragen und der großen Unsicherheit in der Region die Abschiebung unbedingt durchgeführt werden soll. Offensichtlich sei „die volatile Lage in Syrien für die heimischen Asylbehörden kein Abschiebehemmnis mehr. Für Betroffene und ihre Menschenrechte […] eine schlechte Nachricht.“
Wie im Newsletter berichtet, gab es gerade erst gestern in der syrischen Hauptstadt Damaskus einen Anschlag auf eine griechisch-orthodoxe Kirche, bei der mindestens 22 Menschen von einem IS-Terroristen getötet wurden.
Bezos-Hochzeit: Fast 100 Privatjets erwartet, Proteste im Zentrum von Venedig
Wie viel Reichtum ist zu viel Reichtum? Diese Frage stellen sich angesichts der Hochzeit des Amazon-Gründers Jeff Bezos in Venedig wohl gerade viele. Heute starten die dreitägigen Hochzeitsfeierlichkeiten, für die große Teile der Lagunenstadt reserviert wurden. Am Flughafen von Venedig wurden fast 100 Privatjets angemeldet, wie die italienische Tageszeitung Corriere della Sera gestern berichtete.
An der Trauung von Bezos mit der Kinderbuchautorin und Schauspielerin Lauren Sanchez sollen rund 200 prominente Gäste teilnehmen, darunter etwa Ivanka Trump, die Tochter von US-Präsident Donald Trump, Leonardo DiCaprio, Tobey Maguire, Eva Longoria, aber auch Oprah Winfrey und Mick Jagger. Lady Gaga soll für die musikalische Umrahmung sorgen, wie verschiedene Medien berichten.
Einen Überblick über alles, was man bisher über die Hochzeit weiß, liefert das Portal Newsflix (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).
Lokale Aktivist*innen – inzwischen auch von der Umweltschutz-NGO Greenpeace unterstützt – kritisieren das Event der Superreichen. Gestern haben sie am Markusplatz im Zentrum von Venedig ein an Bezos gerichtetes riesiges Banner mit der Aufschrift „IF YOU CAN RENT VENICE FOR YOUR WEDDING YOU CAN PAY MORE TAX.“ ausgelegt.
Dieser Newsletter ist ein erster Versuch für ein neues journalistisches Angebot. Wir bitten dich deshalb um Feedback:
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FUNDSTÜCK DES TAGES
Der Wald aus dem Weltall
Die European Space Agency (ESA) hat die ersten Bilder des Satelliten Biomass präsentiert. Biomass wurde mit dem Ziel konzipiert und ins All geschickt, ein genaues Abbild des weltweiten Strauch-, Baum- und Waldbestands zu ermöglichen. Damit soll erstmals das volle Ausmaß der CO2-Speicherung von Wäldern wissenschaftlich vermessen und dokumentiert werden können. Momentan befindet sich die Mission noch im Aufbau, die ersten Bilder und Daten können noch nicht wissenschaftlich verwertet werden, sehen aber beeindruckend aus.
Verabschiedet sich ins kühle Nass,
Emil Biller

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