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Haben wir dem Parlamentarismus zu viel zugetraut?

Liebe aufrechte Demokrat*innen,

haben wir womöglich dem Parlamentarismus zu viel zugetraut? Das sagten jedenfalls jene drei Frauen voraus, von denen mein neues Buch handelt und von denen ich schon im vorigen Newsletter (Si apre in una nuova finestra) erzählt habe. Die Umstände, unter denen Victoria Woodhull, Lucy Parsons und Emma Goldman im „goldenen Zeitalter“ revolutionäre feministische Politik machen, ähneln den unseren mehr, als uns lieb sein kann.

Wir merken grade, auf welchen tönernen Füßen unsere Rechte stehen, wenn sie allein von parlamentarischen Mehrheiten abhängen und nicht tief in der Kultur und im Denken und Fühlen der Menschen verankert sind. Gerade in Deutschland habe ich manchmal den Eindruck, dass Linke und Feminist*innen glauben, der Käse sei gegessen, sobald ihre Forderungen erstmal Gesetzeskraft haben. Jetzt wachen wir in der harten Realität auf und müssen erkennen, wie schnell sich das Fähnlein des Mainstreams drehen kann. Zack, eine Unterschrift von Julia Klöckner und Regenbogen- und Trans-Fahnen werden abgehängt. Zack, eine Mahnung der Trump-Administration und wir können in Echtzeit beobachten, wie schnell Unternehmen, Universitäten, Medienhäuser, Vereine und Institutionen aller Art ideologisch umschwenken. Ehrlich gesagt, hat dieses Tempo sogar mich überrascht, obwohl ich dem Ganzen schon lange skeptisch gegenüberstehe.

Die Gegenreaktion vieler aufrechter Streiter*innen für Feminismus, Queerfreundlichkeit, Antirassismus und so weiter ist jetzt, so scheint mir, dass sie umso deutlicher und lauter für Vielfalt, Demokratie et cetera einstehen. Jedenfalls war das das Motto, das von den diesjährigen Christopher Street Days zu mir rübergeweht ist. Das ist sehr ehrenwert und nachvollziehbar. Aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es als Strategie reicht. Ja, momentan sind wir noch die Mehrheit, zumindest hier in Deutschland. Aber wie viele werden auch dann noch so laut sein, wenn wir mal in der Minderheit sein sollten? Wie viele stehen wirklich aus tiefstem Herzen zu Feminismus, trans Rechten, Antirassismus und so weiter, und nicht nur, weil es bisher dafür Kekse gab? Wer bleibt uns treu, wenn es Kekse für das Gegenteil gibt?

Das könnt Ihr euch ja auch mal selber fragen: Würdet ihr die Regenbogenfahne in eurem Büro abhängen, wenn der Chef das verlangt? Würdet ihr das Gendern mit Asterisk einstellen, wenn euer Unternehmen eine entsprechende Policy verabschiedet? Würdet ihr am Recht auf geschlechtliche Selbstbestimmung von trans Personen festhalten, wenn eurem Verein dann dann alle öffentlichen Gelder gekürzt werden? In Deutschland sind politische Bewegungen stark institutionalisiert. Wir haben bezahlte Gleichstellungsbeauftragte, Antirassismusberater*innen, Pro Familia Angestellte, Frauenhaus-Sozialarbeiterinnen und so weiter. Alles wichtig und hart erkämpft. Aber was bliebe von dieser ganzen Struktur übrig in einem Staat, in dem das alles nicht mehr finanziert wird? Gäbe es uns dann als politischen Faktor noch?

Wenn ich so rede, wird mir oft vorgeworfen, ich würde den Teufel an die Wand malen. Ich sollte doch optimistisch bleiben und das Schlimme nicht auch noch herbeireden. Oder: So was sei vielleicht in USA möglich, aber doch nicht hier in Europ. Ja, vielleicht, aber ich bin im Zweifelsfall lieber lieber geistig und moralisch und praktisch vorbereitet. Mir hilft gerade ein nüchterner Realismus mehr als Verdrängung und aufgesetzter Optimismus, um nicht in Verzweiflung abzugleiten. Denn, trotz allem, leben wir immerhin noch in Zeiten, in denen es Rechte und Ressourcen gibt, von denen revolutionäre Feminist*innen in früheren Jahren nur träumen konnten.

Und so habe ich doch wieder die Schleife gefunden, um nochmal für mein Buch zu werben: Jetzt ist es in den Buchläden, Yippie! - In diesem Video erzähle ich noch etwas mehr darüber, worum es geht und warum ich es geschrieben habe.

https://www.youtube.com/watch?v=Y1YFCVE4NCk&t=228s (Si apre in una nuova finestra)

Ich freue mich, wenn Ihr es lest, verschenkt, rezensiert (Rezensionsexemplare bitte beim Verlag (Si apre in una nuova finestra) anfordern).

Wenn ihr ein Exemplar mit Widmung kaufen wollt (20 Euro), schreibt mir eine Mail (post@antjeschrupp.de).

Es wird natürlich auch Lesungen geben, zum Beispiel am 19. September in DARMSTADT (mehr unten bei den Terminen) und auch auf der Buchmesse vom 15.-19. Oktober in FRANKFURT. Wenn ihr Interesse habt, eine Lesung oder auch einen Vortrag zum Thema des Buches zu veranstalten oder zu organisieren, meldet euch gerne!

Ich grüße euch herzlich,

Antje

Neu im Internet

„Man sollte sich vom Staat nicht die Freiheit erhoffen“

Dazu passend: Schon lange meckere ich darüber, wie in Deutschland von Differenzfeminismus gesprochen wird und wie dabei immer noch Klischees kursieren. Nachdem ich neulich mal wieder über einen Artikel in der taz gemeckert hatte, hat mir Francesca Polistina Gelegenheit gegeben, das Ganze in einem Interview mal ausführlich zu erklären. Naja, so ausführlich jedenfalls, wie das in einem Zeitungsartikel möglich ist. Ich bedanke mich herzlich - und: Lest selbst! (Si apre in una nuova finestra)

Warum glauben wir, Schwangere hätten kein Recht auf körperliche Selbstbestimmung?

Man könnte meinen, es wurde schon alles gesagt zum Thema Brosius-Gersdorf und der Frage nach dem Lebensrecht von Embryonen. Aber dem ist nicht so. Völlig abwesend in der Debatte ist die Frage, auf welcher ethischen Grundlage wir eigentlich glauben, ungewollt Schwangere zum Austragen einer Schwangerschaft zwingen zu dürfen. Deshalb musste ich diese Lücke in meiner neuen Zeitzeichen-Kolumne füllen. Hier gehts lang. (Si apre in una nuova finestra)

„Wir müssen diesen Jugendlichen helfen, auf ihrem Lebensweg weiter zu kommen“

Deutschland geht ziemlich schäbig mit jungen Geflüchteten um. Einerseits sollen sie sich auf dem Arbeitsmarkt nützlich machen, andererseits türmen sich vor ihnen bürokratische Hürden auf, die sprachlos machen. Über das Thema sprach ich im EFO-Podcast mit Darya Holstein, die beim Evangelischen Vereins für Jugendsozialarbeit in Frankfurt und Offenbach für junge Migrant*innen zuständig ist. Hört oder lest!

https://www.efo-magazin.de/magazin/politik-welt/wir-m%C3%BCssen-diesen-jugendlichen-helfen-auf-ihrem-lebensweg-weiterzukommen/ (Si apre in una nuova finestra)
Antjelas ein Buch

Karin Bojs: Mütter Europas. Die letzten 43000 Jahre. (Si apre in una nuova finestra)In meinem Youtube-Kanal #AntjelaseinBuch ging es mal wieder um ein Buch zur Ur- und Vorgeschichte der Menschheit. Die von der Frauenbewegung gefeierte Archäologin Maria Gimbutas wird darin zu großen Teilen bestätigt, doch die Angelegenheit mit den Mitgrationsbewegungen war noch deutlich komplexer als sie zu ihrer Zeit dachte.

Victoria Amelina: Blick auf Frauen Den Krieg im Blick. (Si apre in una nuova finestra) Dieses sehr berührende Buch einer ukrainischen Schriftstellerin über das erste Kriegsjahr empfehle ich wirklich sehr, weil hier die Perspektive der Zivilgesellschaft deutlich wird und die Bedeutung der russischen Invasion für einzelne Menschen, besonders Frauen. Ich hab’s für die Blätter für deutsche und internationale Politik rezensiert, momentan noch hinter Bezahlschranke, aber manchmal schalten sie es irgendwann frei.

Termine

Mittwoch, 27. August 2025 | Nähe SALZBURG
Die Pariser Commune
Workshop beim Sommercamp der Grünen Jugend Österreich, 10-15 Uhr, Salzburg/Mondsee (mehr) (Si apre in una nuova finestra).

Samstag, 13. September 2025 | OLDENBURG
Trotzkraft: hoffnungsstur mutig
Vortrag beim Frauentag im Kulturzentrum PFL Oldenburg, Peterstraße 3 (mehr) (Si apre in una nuova finestra).

Freitag, 19. September 2024 | DARMSTADT
Unter allen Umständen frei. Revolutionärer Feminismus bei Victoria Woodhull, Lucy Parsons und Emma Goldman
Lesung aus meinem neuen Buch (Si apre in una nuova finestra), Literaturhaus Darmstadt, Kasinostraße 3 (mehr) (Si apre in una nuova finestra).

Buchgeschenke fallen diesmal aus, stattdessen könnt Ihr ein Exemplar meines neuen Buches mit Widmung erwerben (20 Euro inkl. Versand einfach Mail mit Adresse - und ggfs. speziellen Widmungswünschen - schreiben). Nächstes Mal gibt es dann wieder andere Bücher geschenkt, versprochen!

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