Passa al contenuto principale

Röcheln, Stinken, Füllerfund

Von Hasnain Kazim - Zettelkommunikation / Mengenrabatt! / Nachtgeräusche / Duftessen / Oma / Stiftkauf in Tokio

Liebe Leserin, lieber Leser,

vergangene Woche habe ich an dieser Stelle über die eher eingeschränke englischsprachige Konversation in Japan geschrieben, und da fallen mir noch zwei Begebenheiten ein, die ich vergessen habe zu erwähnen:

In Hiroshima kostet die innerstädtische Fahrt mit dem Bus immer gleich viel, egal, wie weit man fährt, nämlich 220 Yen, also umgerechnet etwa 1,30 Euro. Man muss also nicht beim Einsteigen mit seiner Bezahlkarte auf irgendein Gerät tippen, sondern zahlt am Ende beim Ausstiegen beim Fahrer. Da ich das bei der ersten Fahrt in dieser Stadt nicht wusste, ging ich zum Fahrer, um zu fragen. Er verstand mich offensichtlich, wusste aber nicht, wie er auf Englisch antworten sollte, kramte deshalb in einem Fach neben seinem Sitz, zog einen Notizblock heraus und blätterte zu einer Seite, auf die er säuberlich mit Bleistift geschrieben hatte: “YOU PAY LATER”. Das fand ich eine bemerkenswert gute, weil zielführende Lösung: Ich wusste Bescheid und er hatte seine Aufgabe mit einfachen, aber effektiven Mitteln gelöst.

Und in Kyoto war ich, ich schrieb vergangene Woche darüber, bei einem Friseur, einem älteren Herrn, der seine Arbeit ganz hingebungsvoll machte. Da ich ihm ein Foto von mir von vor, nun ja, sehr vielen Jahren gezeigt und gesagt hatte: “Exactely like this!”, wusste er, was er tun sollte. Aber er wollte präzise sein, sehr präzise. Er wollte nämlich wissen, mit welcher Länge er unten beginnen soll. Da er aber keine Ahnung hatte, wie er mich das auf Englisch fragen konnte, nahm er einen Zettel und einen Bleistift, zeichnete ein Ohr, drumherum Haare, dann einen Pfeil, der auf diese Haare zeigte, daneben: “3 mm? 5 mm?” So verstand ich seine Frage sofort und konnte ihm antworten, indem ich auf die Zahl tippte, die mir genehm war.

Wunderbar! Ich mag diese Art der Kommunikation. Wir sollten mehr mit Zetteln und Stiften kommunizieren. Ganz allgemein. Ich glaube, da kommt man schneller zum Punkt, labert keinen Unsinn und ist insgesamt vielleicht auch weniger unfreundlich und unhöflich.

Schade, dass ich vergessen habe, den Friseur um seine Ohrenzeichnung zu bitten. Die hätte ich gerne als Andenken behalten.

Kaufen Sie große Mengen und sparen Sie… vielleicht

Als Autor bin ich selbständig, Freiberufler, quasi ein Unternehmer. Daran denke ich nicht oft, aber es wird mir regelmäßig in Erinnerung gerufen, wenn ich von diversen Läden Angebote bekomme, große Mengen von irgendetwas für geschäftliche Zwecke zu kaufen. “Mengenrabatt!”, heißt es dann. Große Menge = niedrigerer Stückpreis, logisch. Ich muss zugeben, dass ich anfällig bin für solche Angebote. Nur überschätze ich meinen Konsum.

Heute habe ich einen Berg Gummibänder [österreichisch: Gummiringe; Anm. H. K.] weggeworfen, die ich irgendwann Mitte der Neunzigerjahre gekauft habe: eine Box mit einem Kilogramm davon. Was wollte ich mit einem Kilogramm Gummibänder? Ich weiß es nicht. Die Dinger haben mich jedenfalls durchs Studium begleitet, durch die gesamte Bundeswehrjahre, waren mit mir in Heilbronn, Hamburg, Islamabad, Istanbul und die ganze Zeit in Wien.

Gummibänder im Kilopack: Am Ende nur noch Bröselware.

Heute benötigte ich eines - und es zerriss, nein: Es zerbrach. Weil das Material völlig hart und porös geworden war. Ich nahm ein anderes Gummiband - auch das hielt nicht. Und auch die nächsten zehn zerfielen zu Gummipulver. Unverschämtheit, diese schlechte Qualität! Ich werde mich beim Hersteller beschweren über ihr furchtbares Produkt von 1994!

Jedenfalls habe ich die verbliebenen 975 Gramm diese Woche weggeworfen. Schade ums Geld! Der Vorratskauf hat sich nicht gelohnt!

Notiz an mich selbst: Ich werde doch wohl nicht wie Heinrich Lohse? Unbedingt mal wieder “Pappa ante portas” schauen!

P. S.: Braucht jemand Radiergummis?

Es röchelt in der Nacht…

Diese Woche bin ich aus Norddeutschland zurückgekehrt, wo ich zum einen wegen eines Bühnengesprächs mit Dora Heldt in der schönen Kirche von Jork-Borstel war, zu den Borsteler Sommerklängen. Zum anderen habe ich meine Familie besucht. Ich habe im Haus meiner Schwiegereltern übernachtet. In der Nacht, das Fenster war auf Kipp, hörte ich ein grauenerregendes Röcheln. Es war ein Schnarchen, aber schlimmer: als würde jemand um Luft ringen und dahinraffen! Ein alter Mann, lebenslanger Raucher, mit dem es jetzt zu Ende geht! Kümmert sich denn niemand um ihn? Ist jemand bei ihm? Ruft jemand den Arzt? Oder hält wenigstens seine Hand?

Ich ging ins Nachbarzimmer, öffnete dort das Fenster, und auch dort war es zu hören: ein furchtbares Geräusch! War das wirklich ein Röcheln? Oder saß da irgendein Irrer im Gebüsch und machte angsteinflößende Geräusche? Wollte er uns oder die Nachbarn erschrecken? Ein Stalker womöglich? Ein Serienmörder?

Es war drei Uhr in der Nacht, und zum Glück schlafe ich gut. Ich schlummerte also wieder ein, in ein paar Abständen wachte ich jedoch auf und hörte dieses Geräusch. Bis fünf Uhr etwa ging es so, dann hörte es auf. Der arme Alte war vielleicht gestorben. Oder der Verrückte im Gebüsch abgezogen, was weiß ich. Am Morgen erzählte ich meiner Schwiegermutter davon. Sie machte sich Sorgen, hatte aber einen Verdacht: War es möglicherweise ein Tier? Aber welches? Ich weiß, dass Katzen manchmal gruselige Geräusche machen können, aber das kenne ich. Eine Katze war es definitiv nicht. Meine Schwiegermutter fing an, im Netz zu suchen - und fand die Lösung! Das hier war es:

https://www.youtube.com/watch?v=mb2s9oPA4gg (Si apre in una nuova finestra)

Sollten Sie so etwas also mal hören in der Nacht, wissen Sie Bescheid.

Let’s stink!

Wenn ich von Wien nach Norddeutschland fahre oder zurück, nehme ich üblicherweise den Zug. Selten fliege ich auch. Mit dem Auto bin ich diese Strecke noch nie gefahren. Zugfahren ist eigentlich ganz angenehm, und in den meisten Fällen klappt es gut. Wenn man den ICE “Donauwalzer” nimmt, ist es eh prima, der fährt von Wien bis Hamburg durch (und umgekehrt). Der ICE “Berolina” fährt ebenfalls durch, macht aber einen Umweg über Berlin und braucht daher länger. Auch eine Verbindung mit Umstieg in Nürnberg oder Würzburg klappt meist reibungslos.

Diesmal haben mich allerdings Mitreisende genervt. Weil sie, erstens, ziemlich laut geredet haben, obwohl wir im Ruheabteil saßen. Und, mehr noch, weil sie stinkende Lebensmittel gegessen haben. Rücksichtslos finde ich das.

Jedenfalls nehme ich mir vor, bei meiner nächsten Bahnreise folgendes als Reiseproviant mitzunehmen (schauen Sie bei Wikipedia nach, falls Sie nicht wissen, was das eine oder andere ist):

Surströmming, Durian, Limburger, Esrom, Noni, Époisses de Bourgogne, Hakarl, Kimchi, Natto, Roquefort, Tilsiter, Tofu aus Stinkbohnen, hartgekochte Eier, frische Knoblauchzehen, Suçuk, Zwiebelmettbrötchen, Döner, Fesikh, Funazushi, Garum, Hongeo-hoe, Kæst skata, Pla Raa, Prahok, Rakfisk.

Das wird ein Fest! Und ein Bahnabteil für mich allein!

Mien Grootmoder

Derzeit arbeite ich an diversen Manuskripten, und dazu wühle ich mich bisweilen durch Fotoalben, Kisten mit Bildern, Aufzeichnungen, Büchern. Diese Woche fand ich dabei zufällig dieses Bild von meiner Großmutter:

Schade, dass ich so wenig von Afsar Begum weiß, der Mutter meines Vaters. Ich habe sie in meinem Leben nur wenige Male gesehen, und bei den Treffen, an die ich mich erinnere, war sie schon sehr alt und konnte kaum sehen und hören.

Ich habe, als ich das Buch “Grünkohl und Curry” schrieb, viel von meinem Vater und von anderen Verwandten von ihr gehört. Dass sie in Lucknow, im Norden Indiens, ein angenehmes Leben führte und sich der Regel widersetze, bei der Familie ihres Mannes zu leben, sondern mit ihren Kindern lieber bei ihrer eigenen, durchaus wohlhabenden Familie blieb. Und dass sie ihren Mann Kazim Ali Khan (Ja, ich trage den Vornamen meines Opas als Familiennamen, eigentlich müsste ich Khan heißen… Wie das kam, beschreibe ich in dem Buch.) aber gerne 1947 begleitete, als der in den neu gegründeten Staat Pakistan auswanderte.

Ich frage mich, wie sie mein heutiges Leben sähe. Was ihr gefiele, was ihr missfiele, was ihr vertraut vorkäme und was völlig fremd.

Füllerfund in Japan

Mehrere Leserinnen und Leser fragen zu meiner Japan-Reise und meinen Besuchen in diversen Schreibwarengeschäften dort, was ich denn gekauft habe. Nun, ein bisschen kann ich ja verraten. Der für mich kurioseste Fund ist dieser Füller:

Ich sah ihn in einer Vitrine im zwölfstöckigen Schreibwarenladen Itoya in Tokio. Diesen Füller und weitere Modelle in anderen Farben, einige auch vollständig aus Metall, kannte ich vorher noch nicht: ein Stift der Marke Kolo, von der ich noch nie gehört hatte. Ich fand heraus, dass diese Stifte von den Wiener Designern Tino Valentinitsch und Michael Bauchowitz entworfen wurden und in Tschechien hergestellt werden. Seltsam, dachte ich, ich lebe in Wien und bin relativ häufig in Tschechien, aber noch nirgendwo habe ich diesen Stift oder diese Marke gesehen.

Ich kaufte also dieses Modell in Olivgrün, auf dem Karton ist die Farbe, passend zu Japan, mit “Wasabi” angegeben, die Kappe kann man hinten aufstecken, die Feder ist eine deutsche Stahlfeder von Schmidt. Dazu gab es eine kleine Hülle aus weißem Leinen. Es ist ein Füller im Taschenformat, wer vom Fach ist, sagt, dass er in die Kategorie der “Sport Pens” gehört.

Eine oberflächliche Recherche ergab, dass der japanische Schreibwarenriese Itoya die Markenrechte hat, zumindest gibt es in den USA einen entsprechenden Eintrag. Und unter dem Markennamen Kolo gibt es auch andere Designerprodukte: Taschen, Rucksäcke, Sonnenbrillen zum Beispiel. Normalerweise würde ich solch einen Stift dann nicht kaufen, aber da Itoya ihn anbietet und die wirklich etwas von Schreibgeräten verstehen, habe ich es doch getan. Schön ist er auf jeden Fall!

Das ist also mein in Japan gekaufter österreichisch-tschechischer Füller mit deutscher Feder. An der muss ich übrigens noch ein bisschen arbeiten, sie ist mir noch nicht weich genug.

Ich wünsche Ihnen eine angenehme Augustwoche, bleiben Sie froh und munter und gut gelaunt! Und wenn Ihnen die “Erbaulichen Unterredungen” gefallen, abonnieren Sie sie und empfehlen Sie sie weiter und, wenn möglich, unterstützen Sie sie als “Mitglied”.

Herzliche Grüße aus Wien,

Ihr Hasnain Kazim

0 commenti

Vuoi essere la prima persona a commentare?
Abbonati a Erbauliche Unterredungen e avvia una conversazione.
Sostieni