Buchkategorien - Einteilungen und Verkaufscharts

Welche Einteilungen gibt es und was sind die erfolgreichsten Genres für Selfpublisher?
Wenn ich mir die heutigen Einteilungen bei den Distributoren anschaue, dann durchblicke ich den Dschungel der aktuellen Genres fast nicht mehr. Grundsätzlich denke ich folgendes:
Die Kategorien für Bücher sind sehr vielfältig, aber man kann sie grob in zwei Hauptgruppen einteilen:
Sachbücher und Belletristik.
Belletristik (auch fiktionale Literatur genannt) ist frei erfunden und dient der Unterhaltung oder künstlerischen Darstellung. Dazu gehören:
Roman: Die wohl bekannteste Kategorie, die sich in viele Untergenres unterteilt, wie Krimi, Thriller, Fantasy, Science-Fiction, Liebesroman, historischer Roman und so weiter.
Märchen und Sagen: Traditionelle Erzählungen, oft mit fantastischen Elementen und einer moralischen Botschaft.
Kurzgeschichten: Kürzere Erzählungen, die sich meist auf ein zentrales Ereignis oder eine Stimmung konzentrieren.
Lyrik/Gedichte: Texte in Versform.
Dramen/Theaterstücke: Texte, die zur Aufführung auf einer Bühne gedacht sind.
Comics und Graphic Novels: Erzählungen, die vorwiegend in Bildern mit Text dargestellt werden.
Sachbücher (auch Non-Fiktion genannt) basieren auf Fakten und dienen der Information, Bildung oder Dokumentation. Hier gibt es eine riesige Bandbreite:
Ratgeber: Sind Bücher, die praktische Hilfe und / oder Ratschläge zu einem ganz bestimmten Thema geben, z. B. Kochen, Gärtnern, Psychologie, Selbsthilfe usw.
Reisebücher: Sie beschreiben Reiseziele, geben (Insider-)Tipps oder berichten von persönlichen Reiseerlebnissen und -erfahrungen.
Biografien und Autobiografien: Sie beschreiben das Leben einer realen Person mit allen Höhen und Tiefen.
Wissenschaftliche und Fachbücher: Das sind alle Texte, die sich mit spezifischen wissenschaftlichen oder beruflich relevanten Themen auseinandersetzen: Medizin, Physik, Informatik, Chemie usw.
Lehrbücher und Schulbücher: Sind uns allen eigentlich bekannt, es sind didaktisch aufbereitete Bücher für den Unterricht an Schulen und Bildungseinrichtungen.
Kochbücher: Habt ihr hoffentlich auch im Regal stehen … Das sind Bücher, die leckere oder auch gesunde Rezepte und oft auch praktische Küchentipps enthalten.
Lexika und Nachschlagewerke: Sie sammeln und erklären Begriffe oder Fakten.
Diese Aufzählung ist natürlich nur eine grobe Einteilung.
Viele Bücher lassen sich nicht eindeutig zuordnen, und die Grenzen zwischen den Genres sind oft fließend. Ein historischer Roman kann beispielsweise sehr gut recherchiert sein, gehört aber trotzdem zur Belletristik, weil die Handlung fiktiv ist.
Was bzw. welche Kategorie ist auf dem Buchmarkt am verkäuflichsten?
Der Unterschied zwischen dem allgemeinen Buchmarkt und dem für Selfpublisher ist sehr interessant. Hier sind die gängigsten Kategorien basierend auf meinen vorliegenden Informationen:
Auf dem “normalen” Buchmarkt
Die umsatzstärksten und damit gängigsten Kategorien sind:
Belletristik: Dies ist mit Abstand die größte Kategorie. Sie umfasst Romane aus verschiedenen Genres wie Krimi/Thriller, Fantasy, Science-Fiction, Liebesromane und historische Romane.
Kinder- und Jugendbücher: Diese Sparte hat ebenfalls einen sehr hohen Marktanteil.
Ratgeber: Bücher zu Themen wie Kochen, Gesundheit, Psychologie oder Gartenarbeit sind konstant gefragt.
Sachbücher: Dieser Bereich umfasst allgemeine Non-Fiction-Titel, die Wissen vermitteln.
Schule und Lernen: Lehr- und Schulbücher sind ebenfalls ein wichtiger und vor allem großer Marktbereich.
Der Markt für Selfpublisher
Auch im Selfpublishing gibt es ziemlich klare Präferenzen. Hier sind die Genres, die am häufigsten von Selfpublishern bedient werden und bereits oft in den Top-Charts landen:
Liebesromane (Romance): Dieses Genre ist bei Selfpublishern besonders stark, da es eine sehr engagierte Leserschaft hat, die gerne E-Books leiht und kauft.
Krimi/Thriller: Spannende Geschichten sind auch hier sehr beliebt.
Fantasy: Dieses Genre hat eine treue Fangemeinde und ist ein weiteres erfolgreiches Feld für Selfpublishing.
Sachbücher und Ratgeber: Viele Selfpublisher nutzen ihr Fachwissen, um Ratgeber oder Sachbücher zu veröffentlichen, da sie hier direkt ihre spezielle Zielgruppe ansprechen können.
Frage eines Kunden:
Würdest du einem Selfpublisher raten, in einem dieser gängigen Genres zu veröffentlichen, auch wenn es vielleicht nicht das ist, was der Selfpublisher eigentlich möchte - aus Marketingüberlegungen bspw.?
Das ist eine häufige Frage und eine der zentralen strategischen Marketing-Fragen, mit denen sich Selfpublisher auseinandersetzen sollten.
Es gibt dazu leider keine einfache Ja-oder-Nein-Antwort, aber man kann die nötige Entscheidung anhand einiger sehr wesentlicher und wichtiger Punkte abwägen.
Die Argumente für die Veröffentlichung in einem gängigen Genre (aus Marketing-Sicht):
Sichtbarkeit und Zielgruppe: Populäre Genres wie Fantasy, Krimi oder Romance haben eine riesige, meistens sehr aktive Leserschaft. Diese Leser suchen gezielt nach neuen Büchern in ihrem Lieblingsgenre - und berichten auch noch gern darüber, z.B. auf ihren Blogs oder Instagram. Ein derart ausgepriesenes Buch, das in so eine Kategorie passt, hat es meistens wesentlich leichter, von der richtigen Zielgruppe / den richtigen Lesern gefunden zu werden.
Etablierte Marketing-Infrastruktur: Es gibt eine ganze “Branche” an tollen und gut gepflegten Blogs, Newslettern, Influencern und natürlich auch eine Vielzahl von Werbeplattformen, die sich auf diese Genres spezialisiert haben. Ein Selfpublisher kann natürlich auch diese Kanäle nutzen, um sein Buch zu bewerben, was in einem Nischengenre natürlich weitaus schwieriger ist.
Erwartungshaltung der Leser: Gängige Genres folgen oft ganz bestimmten Konventionen, z. B. der klassische Aufbau eines Krimis oder die vielleicht ein wenig verzwickte Entwicklung einer Romanze. Leser in diesen Genres wissen, was sie erwartet - und wenn ein neues Buch diese Erwartungen erfüllt, ist die Wahrscheinlichkeit einer positiven Bewertung höher. Und so wird es natürlich auch eher von anderen gelesen und kommentiert.
Die Argumente gegen eine reine Marketing-Entscheidung (aus Sicht des Autors) könnten sein:
Mangelnde Leidenschaft und Qualität: Ein Buch zu schreiben, ist für die meisten Autoren ein langer und auch anstrengender Prozess, der sehr viel Herzblut kostet. Wenn man ein Genre bedient, das man nicht wirklich mag oder beherrscht, leidet oft auch die Qualität des Inhaltes. Die meisten Leser spüren sehr schnell, ob der Autor mit Herzblut dabei war oder nur eine klassische Formel abgearbeitet hat. Ein Buch von schlechter Qualität wird sich – unabhängig vom Genre – kurz- und auch langfristig nicht gut verkaufen.
Verlust der eigenen Stimme: Jeder Autor und jede Autorin hat eine einzigartige Stimme, die ureigene und unverkennbare Schreibstimme. In einem Genre zu schreiben, das einem nicht liegt, kann unter Umständen auch dazu führen, dass man sich zu sehr an die Konventionen klammert und dadurch die eigene Kreativität und Inspiration verliert. Die Texte werden irgendwie “langweilig” und verlieren ihre Einzigartigkeit.
Langfristiges Durchhaltevermögen: Erfolg im Selfpublishing kommt sehr oft durch Serien oder durch die unterschiedliche Bedienung eines besonderen Themas, mit dem sich der / die Autor/in auseinandersetzt. Wenn man ein Genre nicht liebt, ist es fast unmöglich, motiviert und inspiriert mehrere Bücher oder gar eine ganze Serie in diesem Bereich zu schreiben. Die Gefahr des "Burnouts" ist sehr hoch.
Daher wäre meine Empfehlung …
Als Berater würde ich einem Selfpublisher nicht raten, quasi “gegen” die eigene Leidenschaft, gegen die eigene innere Haltung zu schreiben. Stattdessen würde ich vorschlagen, einen "goldenen Mittelweg" zu finden, wenn man sich außerhalb des eigenen Schreibtempels bewegt.
Die beste Strategie ist, ein Genre zu suchen, das sowohl populär als auch faszinierend für den Autor selbst ist.
Suche die / deine Nische: Fast jedes große Genre hat Unter-Genres (besser bekannt als Nischen). Ein Selfpublisher könnte zum Beispiel feststellen, dass er Fantasy nicht mag, aber eine Schwäche für Urban Fantasy hat, in der Magie in unserer modernen Welt existiert. Oder er mag Krimis nicht, liebt aber historische Detektivgeschichten.
Kombiniere deine Genres: Oft lassen sich die eigenen Leidenschaften ziemlich gut kombinieren. Ein Autor, der eigentlich am liebsten Sachbücher über Geschichte schreiben würde, könnte einen historischen Roman (Genre: Belletristik) mit akribisch recherchierten Fakten schreiben. So verbindet er seine Expertise mit einem sehr gängigen Genre - und landet vielleicht so einen Treffer und verbessert seine Expertise.
Kurz gesagt:
Ein Buch, das niemand finden kann, verkauft sich nicht. Punkt. Ein Buch, über das nicht gesprochen wird, verkauft sich auch nicht. Punkt. Und ein Buch, das uninspiriert und dazu vielleicht noch schlecht geschrieben ist, verkauft sich ebenfalls nicht. Dabei ist es völlig egal, wie populär das Genre gerade ist.
Der langfristige Erfolg für einen Selfpublisher kommt am ehesten durch die Kombination aus Marktverständnis und echter, geschriebener Leidenschaft.
Leser, die bei Selfpublishern kaufen suchen meiner Ansicht nach genau das.
Eure
Gudrun