Newsletter – dein kreativer Journaling Kurs #10

Verschiedene Schreib-Methoden:
Freewriting. Gedankenstrom als Befreiung
Warum Methoden hilfreich sein können
Schreiben kann so vieles sein: Ankommen bei dir selbst, Gedanken ordnen, Gefühle ausdrücken oder einfach nur spielen mir Worten. Und dabei ertappen wir uns vielleicht dabei, dass wir am Ende doch immer wieder auf die gleiche Weise in unser Journal schreiben, nach dem Motto „never Change a running system“. Vielleicht stehst du mit deinem Journaling Vorhaben noch ganz am Anfang und weißt nicht so recht, welches die beste Herangehensweise ist. So oder so: dann sind die kommenden Newsletter genau das Richtige für dich. In den kommenden Newslettern soll es um verschiedene Schreib-Methoden gehen. Zum einen kann das äußerst hilfreich sein, wenn noch ganz neu dabei bist in der Riege der Tagebuch Schreibenden, weil verschiedene Methoden einfach bedeuten, dass du dich ausprobieren kannst, um das für dich Passende zu finden. Methodenlehre und Vielfalt helfen aber auch den alten Hasen, um frischen Wind in ihre Schreibroutine hinein zu lassen oder sich selbst als Schreibende noch mal von einer vollkommen neuen Seite kennenzulernen. Vielleicht kennst du die ein oder andere Methode noch gar nicht, aber fühlst dich von ihr spontan angesprochen und abgeholt. Denn manchmal ist es einfach wohltuend, alte Wege zu verlassen und Routinen mit frischem Wind zu versorgen. Gerade, wenn du das Gefühl hast, dass deine Gewohnheiten ins Stocken geraten sind, dich vielleicht sogar langweilen oder der Effekt des täglichen Schreibens nicht mehr so unmittelbar spürbar ist, kann es sinnvoll sein, zwischen Methoden häufiger mal zu wechsel. Oder du bemerkst, dass verschiedene Methoden wie Tools für verschiedene Lebenslagen sind, wobei in stabilen Momenten das eine und in labilen Momenten das andere dir gut tut und dich weiter bringt. Wie dem auch sei: In den nächsten Wochen möchte ich dir immer mal wieder verschiedene Methoden vorstellen, damit du quasi aus dem Vollen schöpfen kannst und dein methodischer Werkzeugkoffer am Ende dieses Kurses quasi einem mentalen Profiequipment entspricht. Heute also, zum ersten, eine Methode, die sich Freewriting nennt.
Freewriting – die innere Zensur ausschalten

Freewriting ist eine Methode, die auf den amerikanischen Schreibpädagogen Peter Elbow zurückgeht, er sie in den 1970er Jahren populär machte, vor allem als Handwerkszeug, um den Schreibfluss in Gang zu bringen. Damit eignet sich das „freischreiben“ auch für Menschen, die anderweitig schreibend aktiv sind: Menschen, die Reden halten und verfassen, Autoren, Journalisten, Kolumnisten oder einfach nur Schreiber, die ab und zu mal einen pointierten Social Media Text raushauen wollen. Denn vielleicht kennst du das: Du willst etwas schreiben und fühlst dich schon beim ersten Satz total blockiert: Von deiner inneren Stimme, deinem inneren Kritiker oder einfach nur der Leere im Kopf, die sich dann und wann einschleicht und suggeriert, dass IMMER Gedanken-Äffchen in einem Kopf unterwegs sind – außer dann, wenn wir kreative Ideen brauchen. Freewriting versucht diese Blockade zu überwinden, indem man von „Leistungsdenken“ auf Methode switcht – und das geht so: Stelle dir deinen Timer auf 5-20 Minuten und schreibe in dieser Zeit ohne Unterbrechung – egal was, auch wenn es unsinnig wirkt. Dabei ist es wichtig, einfach weder zu korrigieren noch nachzudenken oder im Text zurückzugehen. Ziel ist es, die innere Stimme einfach auszudribbeln und einen Ideenfluss zu aktivieren. Denn die Erfahrung zeigt, dass zwischen ganz viel Grütze, die man sich zu Papier zu bringen erlaubt, auch echte Perlen zutage gefördert werden: Formulierungen, Gedanken, Erkenntnisse, ja manchmal Bilder, die im Schreibfluss wie von alleine entstanden – Kraft meines Unterbewusstseins oder meines kreativen Geistes, wer weiß das schon so genau?
Morgenseiten und andere Variationen

Manche kennen eine ähnlich Methode vielleicht von den so genannten „Morgenseiten“, einem Konzept, das Julia Cameron in ihrem 1992 erschienenen Buch „Der Weg des Künstlers“ vorgestellt hat. Cameron arbeitet nicht mit einem Timer, sondern schlägt stattdessen vor, direkt nach dem Aufstehen 3 handschriftliche Seiten zu verfassen – ohne Pause und Zensur – um den Kopf zu „entleeren“. Medium, Struktur und Zielsetzung sind bei den Morgenseiten etwas anders, aber beide Methoden sind vergleichbar in ihrem Ansatz, sich zum „einfach schreiben“ zu bemühen, indem man sich bewusst keine Denkpausen gönnt und das Unperfekte und den Nonsens als Teil des Prozesses begrüßt.
Als kreative Abwandlungen dieser Methode könnt ihr folgendes ausprobieren: Vollführt eine Art „Looping“: Greift nach dem ersten Schreibdurchgang ein bestimmtes Schlüsselwort heraus und schreibt dazu weiter. Also: Wenn euch beim Brainstormen zur besseren Haushaltsorganisation ein Satz zu eurer besserwisserischen Schwiegermutter rausgerutscht ist, schließt doch noch einen „Schwiegermutter-Loop“ an, denn vielleicht muss das auch mal kurz auf´s Papier gebracht werden. Oder nehmt euch von vorn herein ein Thema oder einfach nur ein loses Stichwort vor, sowas wie „Kinder“ oder „meine größte Angst im Beruf“. Methodisch versucht ihr weiterhin Timer-geleitet einfach fließen lassen, übt euch aber mehr in „focused freewriting“. Markiert nach dem Schreiben Passagen oder Sätze, mit denen ihr euch selbst überrascht habt. Klingt verrückt, kommt aber vor: Wer sich nicht zensiert und limitiert und sich erlaubt, alles runterzuschreiben, bringt manchmal Dinge zu Papier, mit denen wir uns noch selbst überraschen können.
Wer profitiert von dieser Methode?

Grundsätzlich halte ich diese Methode für jeden für geeignet. Wer sich schwer damit tut, sein „schönes Journal“ auch mal mit Blödsinn vollzutexten, sollte sich ein paar leere Blätter ins Tagebuch legen, die ihr als Einstieg freischreibend nutzen, aber anschließend auch entsorgen könnt. Denkbar wäre auch, einen Freewrite- und ein Clearwrite-Prozess zu kombinieren: Mach dich 5-10 Minuten locker und nutze lose Seiten – dann bist du aufgewärmt und kannst die Quintessenz oder Kernsätze und -Gedanken in dein Journal übertragen. Freewriting ist gut für allen, die kreative Ideen entwickeln wollen, Schreibblockaden überwinden möchten oder Zugang zu tieferen, unterbewussteren Gedanken oder Gefühlen suchen. Wenn du merkst, dass dich chaotische Rohtexte eher frustrieren und an deinem Verstand und Talent zweifeln lassen, nutze dieses Tool vielleicht nicht allzu regelmäßig. In der Regel wird es aber eher von Vorteil sein, seine Gedanken und Worte regelmäßig unzensiert fließen zu lassen. Man kann das mit dem Aufwärmen eines Sportlers vergleichen: Auch die stärksten Sprinter vergleichen natürlich nicht ihre Zeit beim lockeren Warmlaufen mit ihren Wettkampfleistungen – und dennoch zwingt sich niemand zu einem Kaltstart, sondern gewöhnt seine Muskeln langsam an das, was kommen wird.
Studienlage und Benefits

Studien zeigen, dass Freewriting Stress reduzieren kann, dadurch, dass Gedanken ungefiltert ihren Ausdruck finden. Auch hier lässt sich ein Vergleich zum Physischen ziehen: Auch da hilft es ungemein, sich einfach mal frei zu bewegen, zu tanzen oder einfach auszuschütteln, wenn wir uns verspannt und gestresst fühlen, Freewriting kann einen ganz ähnlichen Effekt auf Körper und Seele haben.
Die Schreibkompetenz wird häufig dadurch verbessert, dass man Routinen einpflegt, Ängste ablegt und Formulierungen übt. Nebenbei geschieht es häufig im freien und ganz ungezwungenen Schreiben, dass sich so etwas wie ein eigener Stil herausbildet. Denn: Je weniger Auflagen du deinem Schreibprozess abnötigst, desto mehr kannst du du sein, wenn du den Füller zur Hand nimmst. Durch Freewriting werden kreative Prozesse angeregt, weil man sich ohne Anstrengung in einen Flowzustand bringt, der Geistesblitze anstößt und Ideen aus dem Unterbewusstsein zutage fördert.
Im therapeutischen Kontext werden freie Schreibmethoden sogar gezielt eingesetzt, um für emotionale Entlastung und psychische Stabilisierung zu sorgen. Diese Methode ist also zweifelsohne mehr als ein Kreativitätstrick – sie wirkt ganz nebenbei wie ein seelischer Reinigungsprozess, was ihn zu einem machtvollen Werkzeug macht, das du regelmäßig anwenden solltest.
Du willst mehr?

Vielleicht spürst du schon beim Lesen, wie befreiend es sein kann, den eigenen Gedanken einfach Raum zu geben – sei es durch Freewriting oder Morgenseiten. Genau dafür habe ich diesen kostenlosen Newsletter-Kurs entwickelt, der auf 52 Wochen angelegt ist. Ein Jahr lang erhältst du Inspirationen und kleine Impulse direkt ins Postfach, die dich beim Dranbleiben unterstützen.
Und falls du noch tiefer einsteigen möchtest:
Meine wöchentliche Kolumne geht über das hinaus, was im Newsletter Platz findet. Jeden Montag verschicke ich gut recherchierte Texte rund um Persönlichkeitsentwicklung, Wachstum und Heilung – ergänzt durch ein Audio-Hörbuchformat aller Texte. Schon ab 3,50 € im Monat kannst du dabei sein. Fair und transparent: Bevor sich die Mitgliedschaft verlängert, erhältst du eine Erinnerung mit Kündigungslink (eine Abofalle gibt es also nicht). Wer etwas mehr investiert, hat für nur 5€ im Monat Zugriff auf ALLE bisher erschienenen Texte - insgesamt über 250 Kolumnen samt Audio, was circa einem Umfang von 10 Büchern samt Hörbüchern von mir entspricht. Viel Spaß beim Stöbern!
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