Monkey Monday #23
Trump II - Streubombe auf die Demokratie

Vor ein paar Tagen saß ich beim Abendessen mit einem früheren Weggefährten des heutigen US-Finanzministers Scott Bessent. “Warum macht Scott das?”, raufte sich mein Gegenüber die Haare. “Das ist doch gegen alles, wofür er früher gestanden hat”. “Ja, sag du es mir”, entgegnete ich, “warum macht er das?” Pause, dann nur ein Wort: “Macht. Er tut das, weil Macht die Menschen verändert.”
Scott Bessent ist ein interessantes Beispiel dafür, wie absurd das ist, wofür sich eigentlich intelligente Menschen im Umfeld der US-Regierung im Dienste ebendieser Macht hergeben. Bessent, der mit seinem Ehemann zwei von Leihmüttern ausgetragene Kinder großzieht, muß jeden Tag mit ansehen, wie Trumps MAGA-Lager LGBTQ-Menschen, Menschen wie ihn also, verächtlich macht, herabwürdigt und ganz konkret diskriminiert. Und in seiner Rolle als Finanzminister der weltgrößten Volkswirtschaft verteidigt Bessent, einst Chief Investment Officer des legendären Investors und Philantrophen George Soros, Maßnahmen und Statements des MAGA-Lagers, die gegen genau die Menschlichkeit und Demokratie stehen, für die Soros seit Jahrzehnten eintritt.
Schon vor einigen Wochen habe ich an dieser Stelle darüber spekuliert, warum Bessent und andere Regierungsmitglieder sich in den Dienst einer Sache stellen, von der sie nicht überzeugt sein können, wenn sie noch Herren ihrer Sinne sind. Ob es tatsächlich ökonomische Motive sind, ob die Errettung des Abendlandes angestrebt wird oder hier doch die ganz große Kulturrevolution abläuft, bei der Peter Thiel im Hintergrund die Fäden zieht, wir werden es vielleicht nie wissen. In diesem Monkey Monday soll es daher eher darum gehen, welchen Schaden Trump in seiner zweiten Amtszeit schon jetzt, nach gerade einmal gut fünf Monaten, angerichtet hat. Es ist damit eine Art Bilanz dieses ersten Halbjahrs 2025, in dem der US-Präsident wie eine Streubombe gewirkt hat: Als Behälter, der die Submunition zusammenhält, wurde er über der westlichen Welt abgeworfen, ohne aber gleich alles in einer gewaltigen Explosion in die Luft zu jagen. Den eigentlichen Schaden richten stattdessen nun die Minibomben an. Und die Vielzahl der Angriffe auf die Demokratie, welche sich als Folgen daraus in Amerika und der Welt ergeben, oftmals ihre sprachlos machende Unverfrorenheit, erschwert eine koordinierte und vor allem zeitnahe Reaktion kolossal. Nicht ohne Grund sind Streubomben international geächtet. Eine Folge dieser kalkulierten Systemüberforderung könnte sein, dass die Destruktion an einigen Stellen lange genug wirken kann, um irreversibel zu werden. Die Antwort auf die Frage, ob ein halbes Jahr Trump II genügt, um die Welt wie wir sie kennen aus den Angeln zu heben, steht daher noch aus. Hier und heute versuche ich mich zunächst an Rückblick und Erklärung. Nächste Woche in Monkey Monday #24, der letzten Ausgabe vor der Sommerpause, werfe ich einen Blick voraus auf die zweite Jahreshälfte.
Weiter und zum Video geht es mit "Monkey Monday Kolumne & Video" (ab 15€/Monat).
Zu MM Kolumne & Video (Abre numa nova janela)
Já é um membro? Iniciar sessão (Abre numa nova janela)