Nippon Connection 2025
Neues Jahr, neue Nippon Connection. Dieses Mal hatte ich das Privileg mir 20 Filme reinschieben zu können. Es folgen kurze Analysen des Gesehenen. Let’s go!
New Nemuro Pro Wrestling Story (Hiroshi Minato)
Wir alle kennen das klassische Erfolgsnarrativ der Industrienationen: Als Arbeiterkind auf dem Land geboren, kämpft man sich durch die Schule, zieht zum Studieren in die Stadt und erklimmt schließlich die Karriereleiter einer Großstadt. Doch was geschieht eigentlich mit den Dörfern, die ihre Menschen verlieren? Und wie ergeht es jenen, die es eben nicht schaffen, sich durchzusetzen? Minatos Dokumentation über einen Amateur-Wrestling-Verein steht exemplarisch für all diejenigen, die das Schicksal weniger gnädig behandelt hat.
Schauplatz ist das kleine Städtchen Nemuro an der Ostküste Hokkaidos. Mit seinen rund 30.000 Einwohnern und einer Bevölkerungsdichte von unter 60 Einwohnern pro Quadratkilometer ist es bemerkenswert dünn besiedelt – selbst die deutschen Bundesländer mit der niedrigsten Bevölkerungsdichte, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, kommen auf 70 beziehungsweise 87 Einwohner pro Quadratkilometer. Vergleichbare deutsche Städte erreichen mühelos das Zehnfache. Hier herrscht eine geradezu gespenstische Ruhe.
Spielzeugladenbesitzer Samson versammelt in seinem Wrestling Club all jene, die es selbst in diesem verschlafenen Städtchen zu nichts gebracht haben. Der Club wird zum Auffangbecken für gescheiterte Existenzen – Menschen gezeichnet von Depressionen, Krankheiten und verpassten Chancen. In gewisser Weise übernimmt der Wrestling Club die Rolle der klassischen Bahnhofskneipe, nur dass die Mitglieder in bunten Kostümen eine trashige Show für interessierte Zuschauer darbieten, anstatt Trost am Grund des Bierglases zu suchen.
Eindringlich und zugleich sentimental zeigt Minato, dass Menschen vor allem zwei fundamentale Bedürfnisse haben: ein Gefühl der Selbstwirksamkeit und Gemeinschaft. Die konkreten Inhalte sind dabei zweitrangig. Wie dramatisch ein Einzelschicksal werden kann, offenbart sich nach Samsons Tod und der Auflösung von New Nemuro. Ein ehemaliges Mitglied sitzt einsam im buchstäblichen Dreck seiner vermüllten Wohnung – ein Bild des kompletten sozialen Zusammenbruchs.
Die Dokumentation lässt sich daher auch als eindringlicher Appell an Politik und Stadtverwaltung lesen: Würden durch öffentliche Hand Angebote für die Bewohner finanziert und organisiert, könnte vielen Menschen geholfen werden. Minatos Film macht schmerzhaft bewusst, welche Bedeutung selbst die kleinsten Gemeinschaften für das menschliche Überleben haben können.
Look Back (Kiyotaka Oshiyama)
In der Anime-Adaption des gleichnamigen One-Shot-Mangas von Chainsaw Man-Schöpfer Tatsuki Fujimoto folgen wir den beiden Schülerinnen Fujino und Kyomoto, die beide Manga-Künstlerinnen werden wollen. Die zentrale These des Films kreist um die Kommunikation durch Kunst. Bevor Fujino – oder das Publikum – Kyomoto zu Gesicht bekommt, treten beide als Konkurrentinnen über die Manga-Rubrik der Schülerzeitung in Dialog. Statt Worte werden hier ausschließlich Zeichnungen ausgetauscht. Als Fujino später der chronischen Schulschwänzerin Kyomoto ihr Zeugnis vorbeibringen will, steht sie vor verschlossener Tür. Anstatt zu klopfen oder durch die Tür mit ihr zu sprechen, zeichnet sie einen Comic-Strip, der vom Wind unter der Tür hindurchgeschoben wird.
Diese Form der Kommunikation führt beide Mädchen zueinander. Als Duo werden sie kontinuierlich bessere und erfolgreichere Manga-Künstlerinnen – Fujino entwirft die Charaktere, während Kyomoto sich um die Hintergründe kümmert. Hier wird deutlich, dass Kunst niemals isoliert existieren kann, sondern stets im Austausch mit der Welt und anderen Einflüssen steht. Nur durch diese Wechselwirkung kann sich Kunst weiterentwickeln.
Als sich Fujino später künstlerisch von Kyomoto trennt, ist die Trennung absolut – wenn auf künstlerischer Ebene keine Kommunikation mehr stattfindet, kann überhaupt keine Kommunikation mehr stattfinden. So erfährt Fujino vom Tod ihrer ehemaligen besten Freundin aus den Nachrichten. Erst als sie in Kyomotos ehemaligem Kinderzimmer ihren Comic-Strip wiederfindet, wird offenbar, dass Kunst uns befähigt, über Zeit hinweg und sogar über den Tod hinaus miteinander zu kommunizieren.
Dieses Statement wird auch auf visueller Ebene unterstrichen. Immer wieder blitzen Konzeptzeichnungen durch, immer wieder werden Hilfslinien sichtbar, die normalerweise aus dem fertigen Werk entfernt werden. Der Künstler am Zeichenbrett kommuniziert mit dem Publikum, das sich das vollendete Werk betrachtet. Im Interview beantwortet Fujimoto die Frage nach Künstlicher Intelligenz unmissverständlich: Die KI sei zwar imstande, den ästhetischen Effekt der Hilfslinien zu reproduzieren, doch wären diese Linien dann bedeutungslos. Wahre Kommunikation – und damit Kunst an sich – kann letztendlich nur vom Menschen geschaffen werden.
Maru (Naoko Ogigami)
Da dieser Film genug Inhalte für eine ausfürhlichere Rezension geboten hat, belass ich es hier bei einem Hinweis für meinen längeren Post (Abre numa nova janela)
Hazy Life (Nobuhiro Yamashita)
Yamashitas Debüt-Film von vor 25 Jahren erinnert erzählerisch an den fünf Jahre älteren Clerks (Kevin Smith). Eine Geschichte über zwei Under-Achiever die weder Ambitionen noch Ziele im Leben haben und eigentlich ganz glücklich damit sind. Leider wurde der Film ohne Untertitel gezeigt, weswegen ich nur Bruchteile verstanden habe. Die Grundthese des Films schien jedenfalls, dass es Pflichten gibt, vor denen wir nicht davonlaufen können, wie zum Beispiel das eigene Kind. Wie wir diesen Pflichten begegnen, steht uns allerdings offen.
Auch die Idee der Patchwork-Familie ist zentral in Hazy Life. Entsprechend können Armut, Faulheit, unervüllte Liebe dann am Ende doch dazu führen, dass sich alle gemeinsam am Spielplatz für ein Picknick treffen. Auch wenn ich von der Motivation der Hauptcharaktere nicht viel verstanden habe, hat der Vibe auf jeden Fall gepasst.
Pornostar (Toshiaki Toyoda)
Ein weiterer 25 Jahre alter Debütfilm – diesmal glücklicherweise mit Untertiteln. Warum der Film ausgerechnet Pornostar heißt, bleibt allerdings rätselhaft. Die Handlung dreht sich um Yakuza, Auftragskiller und Drogen, Pornografie spielt keine Rolle. Auch inhaltlich erweist sich der Film als ziemlich wirr: Im Zentrum steht eine Yakuza-Gang, in der Rangfolgen geklärt und Rivalitäten zur benachbarten Gang ausgetragen werden müssen. Zwischen die Fronten gerät ein mysteriöser, namenloser Protagonist, der aus ungeklärten Gründen Yakuza hasst und stets eine mit Messern prall gefüllte Tasche bei sich trägt.
Spätestens wenn dieser Yakuza-Hasser dann doch wiederholt für den aufstrebenden Yakuza Kamijo (Onimaru) arbeitet, wird die Erzählung kryptisch bis zur Unverständlichkeit. Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit schwingt zwar durchgängig mit, gepaart mit einer wenig subtilen Homoerotik, doch die Motivationen der Charaktere bleiben oft völlig im Dunkeln. Ihre Handlungen erscheinen mehr zufällig denn dramaturgisch begründet.
Unter dem Strich bleibt ein trashiger Yakuza-Streifen mit durchaus interessanten Ansätzen, dem jedoch die narrative Stringenz fehlt, um als kohärenter Film zu überzeugen.
Missing Child Videotape (Ryota Kondo)
Ein verdrängtes Kindheitstrauma, ein verschollener kleiner Bruder, eine VHS-Kassette und ein Tonband, gewürzt mit übersinnlichen Kräften. Kondo versteht sich als J-Horror-Fan und hat seinen Film entsprechend mit Anspielungen auf Ju-On oder Ring gespickt. Doch nicht nur der japanische Horror ist omnipräsent – auch westliche Vertreter des Genres hinterlassen ihre Spuren: Die Videoaufnahmen aus der Ego-Perspektive erinnern stark an The Blair Witch Project, die Fähigkeit zur Kommunikation mit Toten an The Sixth Sense.
Horrorfilme entfalten ihre größte Wirkung, wenn sie gesellschaftliche Probleme und den Zeitgeist reflektieren oder eine Idee konsequent durchdeklinieren und dem Publikum dabei die eigene Welt verdeutlichen. Leider gelingt Missing Child Videotape keines von beidem. Gesellschaftlich wird höchstens die Rolle des Journalismus und der inherente Quotendruck kurz angerissen – mehr aber auch nicht. Der Film trägt nichts zum Leben auf dem Land, zu Generationenkonflikten, zum Familienbild oder anderen relevanten Themen bei. Dabei böte das Setting der vergessenen Klinik so viel Potenzial.
Auch die Immersion scheitert an halbgaren Ideen, die scheinbar willkürlich eingestreut werden, wann immer sie gerade zur Handlung passen könnten. Ein Berg, der seine Opfer zu sich ruft, eine verschwundene Jugendgruppe, eine Zombiehand, jemand mit der Gabe, Geister zu sehen – all das passiert offenbar nur, um vereinzelte Schockmomente zu kreieren, nicht aber um die filmische Welt lebendig zu machen. Die VHS-Kassette und der Kassettenrekorder wirken entsprechend eher wie Retro-Fetisch denn wie bewusst gewählte Stilmittel.
Lediglich das Sound-Design überzeugt. Das Bären-Glöckchen wird so ambivalent eingesetzt, dass man nie sicher sein kann, ob der Klang beruhigend oder bedrohlich gemeint ist. Auch die mechanischen Stimmen der verschollenen Jugendlichen aus dem Kassettenrekorder tragen erheblich zur Atmosphäre bei. Ansonsten bleibt kaum mehr als eine Geisterbahn übrig, die mit zufälligen Schockmomenten aufwartet, aber nichts Substanzielles zu erzählen weiß. Und ebenso schnell, wie man eine Geisterbahn wieder vergisst, ist auch dieser Film nach dem Abspann aus dem Gedächtnis verschwunden.
Rude to Love (Yukihiro Morigaki)
Japan weist unter den Industrienationen eine der höchsten Hausfrauen-Quoten auf. Die allermeisten Ehefrauen arbeiten entweder nur in Minijobs oder bleiben gänzlich zu Hause – lediglich 10 bis 20 Prozent der verheirateten Frauen sind vollzeit beschäftigt. In Morigakis Rude to Love haben wir es folglich mit einer durchschnittlichen japanischen Ehe zu tun: Momoko (Noriko Eguchi) kümmert sich um den Haushalt während der Ehemann (Kotaro Koizumi) arbeiten geht. Zusammen wohnen sie in dessen Geburtshaus, während die Schwiegermutter als Witwe im Nachbarhaus desselben Grundstücks wohnt.
Was diese Konstellation für die Ehefrau bedeutet, wird schmerzhaft deutlich, als der Ehemann die Scheidung fordert. Momoko hat nach der Hochzeit ihre Arbeit aufgegeben. Ihr Nebenverdienst als Leiterin eines Seifen-Workshops für andere Hausfrauen diente eher dem Zeitvertreib als der Schaffung eines echten finanziellen Standbeins. Nach und nach offenbart sich, warum das Interesse des Ehemanns an Momoko schwindet: Sie kann nach einer Fehlgeburt keine Kinder mehr bekommen. Im patriarchalen Japan sind die Rollen noch immer rigide verteilt – der Mann geht arbeiten, die Frau kümmert sich um Haushalt und Nachwuchs. Da Momoko diese reproduktive Funktion nicht mehr erfüllen kann, wird sie für ihren Mann wertlos.
Momoko kann die Situation nicht akzeptieren, ist sie doch durch die Ehe völlig abhängig von ihrem Mann geworden. Wohin soll sie ohne Arbeit und Wohnung? Man würde erwarten, dass der Film diese prekäre Lage thematisiert – doch er schlägt eine andere Richtung ein. Die Schwiegermutter überlässt ihr das Haus, während offenbar der Ehemann ausziehen muss. Die eigentliche Pointe des Films liegt darin, dass sich endlich jemand bei Momoko bedankt. Zudem demoliert sie das gemeinsame Heim auch nur, um an den unbenutzten Babystrampler ihres ungeborenen Kindes zu gelangen.
So wird Momokos erratisches und verzweifeltes Verhalten letztendlich doch wieder nur durch ihre Mutterinstinkte erklärt, und sie als Frau auf ihre reproduktive Rolle reduziert. Eine verpasste Chance – man hätte gehofft, dass zeitgenössisches Kino solche Klischees endlich hinter sich lassen könnte.
The Birth Of Kitaro: The Mystery Of GeGeGe (Go Koga)
Der Versuch, aus einem Shōnen-Manga einen Horror-Anime für Erwachsene zu entwickeln, will nicht recht gelingen – von wirklichem Grusel ist wenig zu spüren. Interessant hingegen ist die Darstellung der Dynastienbildung: Der Großvater will in den Körper seines Enkels schlüpfen und damit Unsterblichkeit erlangen. Das Dorf wird systematisch gegen jeglichen äußeren Einfluss abgeschottet, sodass weder das Geld aus Tokyo noch ein junger Karrierist etwas an den Verhältnissen ändern können. Allein die junge Generation selbst lehnt sich gegen die überkommenen Traditionen auf.
Parallel dazu erzählt ein zweiter Handlungsstrang von einem geheimnisvollen Volk, das seit jeher von den Menschen unterdrückt und gequält wurde. Der letzte Überlebende sucht verzweifelt nach seiner Frau, die entführt und auf eine Dämoneninsel verschleppt wurde. Aus ihrem Blut stellt die herrschende Familie ein kostbares Serum her.
Die beiden Erzählstränge fügen sich jedoch nicht zu einem stimmigen Ganzen zusammen. Zwar bietet der Film einige beeindruckende Animationssequenzen, und die Dämonen wirken, als wären sie klassischen Ukiyo-e-Bildern entsprungen. Dennoch bleibt das Ergebnis eher unverbindliche Sonntagsnachmittag-Unterhaltung ohne nachhaltigen Eindruck.
BAUS: The Ship’s Voyage Continues (Sora Hokimoto)
Hokimoto zeichnet mit BAUS ein sentimentales Porträt des Lebens eines visionären Kinobetreibers und seiner Familie nach. Von den 1930er Jahren bis 2014 begleiten wir die Familie Honda über drei Generationen mit ihren drei Kinos. In rührseligen Bildern und Monologen wird das Schicksal der Lichtspieltheater an einzelne Personen geknüpft – mit jedem Tod schließt auch ein Kino. Diese Personifizierung konterkariert jedoch die eigentliche Botschaft des Films: „Das Kino ist das Fenster zur Welt – jeder sieht andere Dinge, wenn er hindurchschaut", heißt es wiederholt. Doch wenn dies tatsächlich die Kraft des Kinos ausmacht, warum muss das Theater dann so stark individualisiert an einzelne Personen gebunden werden?
Am überzeugendsten wirkt der Film, wenn sich die Charaktere an der kleinen, mobilen Bar treffen und dort ihre Gedanken austauschen. Mitten in der Nacht, ohne erkennbaren Hintergrund, sind sie hier losgelöst von allem und befreit von gesellschaftlichen wie politischen Zwängen. Hier wird deutlich, welche Rolle Staat und Zeitgeist für das Kino spielen. Ob Goebbels, McCarthy, die chinesische Kommunistische Partei oder der japanische Staat – die Geschichte ist voller Beispiele, in denen die Macht des Kinos für politische Agenden instrumentalisiert wurde. Umso bemerkenswerter ist es, auf der Leinwand einen dezidiert apolitischen Raum zu erleben, in dem explizit darüber reflektiert wird, wie man das Kino nun deklarieren muss, um der staatlichen Zensur zu entgehen.
Am Ende bleibt eine Liebeserklärung an das Kino, die leider zuweilen zu gefühlsduselig gerät und dadurch ihre eigene Stärke untergräbt. Hätte man das übermäßig Persönliche und Sentimentale zugunsten einer gesellschaftspolitischen Analyse zurückgenommen, wäre durchaus das Potenzial für etwas Großartiges vorhanden gewesen.
Cloud (Kiyoshi Kurosawa)
Crypto-Bros, Finanz-Coaches, Männlichkeits-Influencer – in der digitalen Welt bekommen junge Männer immer häufiger eingetrichtert, wie sie sich zur Gesellschaft zu verhalten haben. Ob Hoss & Hopf, Andrew Tate oder Jordan Peterson, die Botschaft ist stets dieselbe: „Gesellschaft und Politik können dir nichts bieten, nimm dich raus und nutze das System zu deinem individuellen Vorteil." Cloud zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie das Leben eines jungen Mannes in eben dieser Sphäre aussehen könnte.
Yoshii (Masaki Suda) arbeitet als Reseller – ständig auf der Suche nach Schnäppchen, die er dann profitabel weiterverkaufen kann. Ob er sich nicht schäme, einen so unehrenhaften Beruf auszuüben, der keinen Beitrag zur Gesellschaft leiste, wird er immer wieder gefragt. Doch Yoshii erwartet nichts mehr von der Gesellschaft. Selbst als er in seinem Tagesjob befördert werden soll, weigert er sich, Verantwortung für andere zu übernehmen, und kündigt lieber auf der Stelle.
Am Ende tritt ein, was prophezeit wurde: Yoshii ist nicht nur allein, sondern wird auch auf Leben und Tod von allen gejagt, die sich von ihm betrogen fühlen. Seine Ex-Freundin, die sich gelangweilt hatte, der erfolglosere Konkurrent, der ehemalige Chef, dessen Beförderungsangebot Yoshii ausgeschlagen hatte – alle trachten nach seinem Leben. Wie dunkle Wolken kämen sie bedrohlich näher, beschreibt Yoshii seine Wahrnehmung. Eine treffende Metapher für das Weltbild vieler vereinsamter Männer, die im Netz wie in der realen Welt hinter jeder Person einen potenziellen Feind wittern.
Mit Cloud ist Kurosawa ein starkes Statement gelungen, das die Verrohung und Vereinsamung im digitalen Zeitalter prägnant und absurd auf den Punkt bringt. Der Film schließt mit den Worten des einzigen Freundes, den Yoshii gefunden hat: „Konzentrier dich darauf, Geld zu verdienen. Das ist das Einzige, was zählt. Ich kümmere mich um alles andere."
Escape (Masao Adachi)
Wofür kämpfen wir, und wie genau sieht dieser Kampf eigentlich aus? Satoshi Kirishima ist seit 49 Jahren auf der Flucht – erst auf dem Totenbett enthüllt er seine wahre Identität. Escape ist ein Biopic, das die inneren Kämpfe und die Zerrissenheit des linksradikalen Aktivisten zeigt. Kontemplativ und metaphorisch stellt sich Kirishima immer wieder die Frage, was es bedeutet zu kämpfen und welchen höheren Sinn seine Flucht haben könnte.
Die Welt, wie Kirishima sie sich gewünscht hatte, ist keine Realität geworden. Die Bombenanschläge haben nicht die erhoffte Wirkung eines Volksaufstandes erzielt. Ist die Flucht also wirklich ein Kampf, oder ist Kirishima nur zu feige, sich den Konsequenzen seines Handelns zu stellen? Indem Adachi verschiedene Weltereignisse miteinander verknüpft, macht er deutlich, dass die Pflicht zum Widerstand noch immer besteht und keineswegs vergebens ist. „Vielen Dank, dass du uns mit deinem Lächeln beistehst" – das ist das Mantra vieler Arbeiter und Desillusionierter, die täglich auf dem Weg zur Arbeit an Kirishimas berühmtem Fahndungsplakat vorbeigehen.
Die Bombenanschläge mögen misslungen sein, doch das Fahndungsplakat selbst hatte eine belebende Wirkung auf den geistigen Widerstand und die Moral jener, die sich von der Politik im Stich gelassen fühlen. Ein wichtiges Statement für die heutige Zeit und das omnipräsente Ohnmachtsgefühl vieler – auch wenn sich der Film die eine oder andere Sentimentalität hätte sparen können.
Maborosi (Hirokazu Koreeda)
Koreedas Debütfilm besticht durch eine visuell atemberaubende Bildsprache. Ausschließlich mit natürlichem Licht inszeniert, entfaltet jede zweite Einstellung eine solche ästhetische Kraft, dass man sie als Kunstdruck im Wohnzimmer aufhängen möchte. Bereits hier zeigt sich die narrative Richtung, die Koreeda in seinem späteren Werk vertiefen wird.
Nach dem unerwarteten Tod ihres Ehemanns lässt sich die verwitwete junge Mutter Yumiko (Makiko Esumi) auf eine Heiratsvermittlung ein. Die aus der Not geborene Patchworkfamilie zweier verwitweter Eltern erweist sich als ebenso pragmatisch wie herzlich. Ähnlich wie in Shoplifters demonstriert Koreeda, dass nicht Blutsverwandtschaft eine Familie konstituiert, sondern die gemeinsamen Lebensumstände und die daraus entstehenden sozialen Bindungen.
Yumikos Frage an ihren neuen Ehemann Ikuo (Tadanobu Asano), ob er seine verstorbene Frau geliebt habe und weshalb er sie geheiratet hat, bleibt ebenso unbeantwortet wie die Umstände des Todes ihres ersten Mannes. Tod, Liebe und Familie existieren in Koreedas filmischer Welt als ungreifbare Phantome – nicht als eindeutig zu beantwortende Fragen. Eine wichtige kinematographische Stimme in einem gesellschaftlichen Diskurs, in dem alles so einfach und klar zu sein scheint.
2/Duo (Nobuhiro Suwa)
Liebe und Streit – zwei Seiten derselben Medaille, die in diesem Film mit erbarmungsloser Intensität aufeinanderprallen. Kei (Hidetoshi Nishijima) und Yu (Eri Yu) schreien, treten und werfen mit allem, was ihnen in die Finger gerät. Als Kei Yu einen Heiratsantrag macht, kann sie diesen nicht annehmen. Es geht um Kommunikation und Erwartungen, vor allem aber um emotionale Abhängigkeiten. Yu weigert sich, Keis konstante Bedürftigkeit zu nähren.
Was beide wirklich denken und empfinden, können sie paradoxerweise nur vor der Kamera artikulieren. Aus dem Off vernehmen wir die Stimme des Interviewers – gleich einem Therapeuten führt er getrennte Gespräche mit den Streitenden. Hier erst gelingt es ihnen, ihre Haltung zur Beziehung und zum Leben konkret zu verbalisieren. Auf dieser reflexiven Ebene entwickelt sich der Film zu einem Plädoyer für die therapeutische Kraft des Kinos selbst. Im echten Leben kann es überwältigend sein, die eigenen Gefühle und die des Partners zu durchdringen. Allzu oft fehlen uns die Worte – durch die Kameralinse jedoch können wir uns über Umwege selbst beobachten und ein wenig besser verstehen.
Suwa gelingt in seinem Langfilmdebüt eine beeindruckende Charakterstudie, die er geschickt in den kinematographischen Kontext einbettet. Die endlosen Auseinandersetzungen, oft in einer einzigen durchgehenden Einstellung gedreht, zehren an den Nerven und sind stellenweise kaum auszuhalten – genau das sollen sie auch sein.
Transcending Dimensions (Toshiaki Toyoda)
Ich mach’s kurz: das war ganz blöder Schwachsinn. Mir wurde ein abgefahrenes Kreativ-Feuerwerk versprochen, bekommen hab ich nen feuchten Blindgänger. Ein Spiegelkabinett, eine kosmische Röhre und ein Wald waren schon die Highlights der Schauplätze. Dazu einen Kleinwüchsigen, eine Finger-Raumschiff und eine magische Muschel. Wirkt alles wie ein halbgarer Abiturientenfilm. Next.
Ghost Cat Anzu (Kuno & Yamashita)
Ghost Cat Anzu erinnert stark an die Werke des Studio Ghibli – doch ähnlich wie bei der renommierten Konkurrenz fällt es bisweilen schwer, sich auf die fantastische Reise einzulassen. Zu viel Disparates geschieht gleichzeitig, sodass man emotional rasch die Orientierung verliert. Die junge Karin begegnet nicht nur der titelgebenden Geisterkatze, sondern auch einem riesigen Frosch, dem Gott der Armut, Orks und allerlei Unterweltsgetier. Wie diese Wesen zueinander in Beziehung stehen, wird nie völlig transparent, ebenso wenig wie die Regeln, die in dieser Anime-Welt gelten. Es bleibt nichts anderes übrig, als das Gesehene unhinterfragt zu akzeptieren.
Lediglich das Familiengefüge um Karin und ihren Vater lässt sich eindeutig verorten. Die verstorbene Mutter war fleißig und tugendhaft, während der hinterbliebene Vater ein Taugenichts ist, der eher seinen Spielschulden davonläuft, als sich um seine Tochter zu kümmern. Entsprechend konventionell gestaltet sich die zugrundeliegende Moral: Fleiß, Mitgefühl und Verantwortung sind erstrebenswert.
Interessant wird es dort, wo sich diese Botschaft auf die Familienstruktur auswirkt. Karins Vater wird aussortiert, gerade weil er seinen Verpflichtungen nicht nachkommt. An seine Stelle tritt die Geisterkatze, die sich im Verlauf der Handlung rehabilitiert und väterliche Verantwortung für Karin übernimmt. Auch die anderen Geisterwesen formieren sich zu einer Ersatzfamilie für das Mädchen, sodass sie am Ende beim Tempel verbleibt, während der Vater aufbricht, um selbst erst erwachsen zu werden. Für ein erwachsenes Publikum erweist sich das allerdings als etwas banal und vorhersehbar.
Hotspring SharkAttack (Morito Inoue)
"Uns wurden fliegende Autos versprochen, stattdessen bekamen wir 140 Zeichen" – Peter Thiels Klage von 2011 bringt eine fundamentale Ernüchterung auf den Punkt. Das Silicon Valley, einst Sinnbild des technischen Fortschritts, steckt in einer Schaffenskrise. Immer häufiger wird kritisiert, dass sich die klügsten Köpfe der Welt darauf beschränken, mit Social-Media-Apps Milliarden zu scheffeln, anstatt die Menschheit wirklich voranzubringen. Nicht nur Thiel und Musk wünschen sich eine Rückkehr "zu den Atomen" – auch Nationalisten wie Alex Karp oder linksliberale Kolumnisten wie Ezra Klein fordern, dass wir unsere Ressourcen nicht länger für die Entwicklung neuer suchterzeugender Algorithmen verschwenden.
Zumindest in einem Punkt herrscht Einigkeit: Die Mittel wären vorhanden, die Frage ist nur, wie wir als Gesellschaft unsere Ressourcen einsetzen. Der Markt alleine wird es nicht regeln.
Inoue verhandelt diese Fragen in seinem Trash-Film Hotspring SharkAttack. Durch die Erderwärmung sind urzeitliche Haie wieder zum Leben erweckt worden und terrorisieren nun die kleine Küstenstadt Atsumi. Um das neu gegründete Tourismusprojekt nicht zu gefährden, animiert der Bürgermeister sämtliche Influencer, sich auf die Suche nach den Haien zu machen. Die Haie werden durch die Influencer erst recht angelockt – und so sind es auch die Influencer, die vor laufender Selfie-Kamera im Livestream als erste gefressen werden. Auch Armee und Polizei vermögen nichts gegen die Naturgewalt auszurichten. Erst als sich eine Wissenschaftlerin, ein Rettungsschwimmer und der Bürgermeister zusammentun, können sie die Haie besiegen.
Eine zentrale Rolle nimmt ein 3D-Drucker ein. Anfangs noch verlacht, weil er nur dazu diente, nutzlosen Plunder zu produzieren und im Werbevideo für Touristen gut auszusehen, erweist er sich später als unabdingbar, als das Trio ein U-Boot benötigt. Hier zeigt sich die Stärke des Films: Anstatt den Fortschritt an sich zu verteufeln und eine Rückbesinnung auf die Natur zu verlangen, plädiert Inoue dafür, unsere Ressourcen richtig einzusetzen. Ähnlich wie in den Godzilla-Filmen dienen die Haie dazu, die Menschheit für ihre Verfehlungen zu bestrafen, aber auch einen Ausweg aus dem Dilemma aufzuzeigen.
Der absurd muskulöse Rettungsschwimmer steht für Natur und Körperlichkeit, während die Wissenschaftlerin den technologischen Fortschritt repräsentiert. Der Bürgermeister wiederum verkörpert die Politik, die sich anfangs nur auf schnelle Gewinne durch den Tourismus konzentrierte. Wenn Gesellschaft und Politik Natürlichkeit und Nachhaltigkeit mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen kombinieren, lässt sich der Klimawandel womöglich doch noch aufhalten.
Auch handwerklich praktiziert Hotspring SharkAttack, was er predigt. So verbindet Inoue CGI mit haptischen Effekten und skurrilen Hai-Puppen. Dem Regisseur gelingt mit seinem Trash-Film-Debüt ein starkes Plädoyer für den Fortschritt zum Wohle der Menschheit.
SUPER HAPPY FOREVER (Kohei Igarashi)
Was bleibt von der Liebe, von uns und von der Welt? In Igarashis Drama um Verlust und Trauer begleiten wir Sano (Hiroki Sano) mit seinem besten Freund Miyata (Yoshinori Miyata) auf der Suche nach Erinnerungen an Sanos verstorbene Frau Nagi (Nairu Yamamoto). Alles unterliegt dem Wandel – Nagi verliert ständig irgendwelche Gegenstände, darunter auch eine rote Mütze, die sie von Sano geschenkt bekam. Sano hingegen kann nicht loslassen. Wie besessen sucht er nach Dingen, die er mit positiven Erinnerungen verknüpft. So wird die Suche nach der roten Mütze zur Pilgerfahrt, und umso enttäuschter ist er, als er feststellt, dass selbst die Infrastruktur von damals nicht vor dem Wandel der Zeit gefeit ist: Hotels und Nachtclubs sind geschlossen, der Strand ist leer. Wie sehr Sano in der Vergangenheit verhaftet ist, erfahren wir, als er Miyata darum bittet, nicht auf dieser Seite zu schlafen – in dieser Position ist Nagi gestorben. Alles, nicht nur das Positive, erinnert ihn an die Zeit mit ihr.
Auch die Dynamik der Freunde hat sich geändert. Damals war es Miyata, der von Sano aufgemuntert werden musste, da sein Vater an Demenz erkrankt war. Miyata fand damals Anschluss in der titelgebenden Selbsthilfegruppe Super Happy Forever. Doch für Sano ist das keine Option – immer wieder stößt er seinen Freund von sich.
Am Ende sitzt Sano verzweifelt im Hotelzimmer. Doch die Tür steht einen Spalt weit offen, die Zigarettenschachtel verhindert, dass sie ins Schloss fällt. Auf der anderen Seite geht die vietnamesische Haushälterin (Hoang Nh Quynh) ihrer letzten Schicht nach, während sie Nagis Lieblingslied summt – gerade laut genug, dass Sano es vernehmen muss. Nachdem sie ihre Sachen gepackt hat und ein letztes Mal Feierabend macht, zieht sie die rote Mütze auf, nach der Sano so verzweifelt gesucht hat. So endet der Film hoffnungsvoll: Alle Dinge ändern sich, viele verschwinden, aber manchmal tauchen sie auch wieder auf.
Yukiko a.k.a. (Naoya Kusaba)
Wie sähe 8 Mile in Japan mit weiblicher Protagonistin aus? Auf den ersten Blick könnte man meinen, Kusaba habe sich diese Frage gestellt, als er Yukiko a.k.a. drehte. Doch schnell wird klar, dass der Film eine andere Richtung einschlägt. Anders als B-Rabbit (Eminem) im amerikanischen Vorbild ist Yukiko (Ryo Yamashita) mitten in der Gesellschaft angekommen. Sie ist Grundschullehrerin und glücklich mit ihrem Langzeitpartner zusammen. Es geht also weniger um die Außenseiterrolle, sondern vielmehr um gesellschaftliche Zwänge und Erwartungen, die vor allem Frauen in allen Gesellschaftsschichten betreffen.
Der Film ist dann am stärksten, wenn Yukiko all ihre Ängste und Zweifel in ihre Raps packt. Durch die Musik vermag sie endlich auszusprechen, was sie wirklich denkt. Entsprechend ist dann auch nicht das Rap-Battle der Höhepunkt des Films, sondern der Moment, in dem es ihr gelingt, den Außenseiter und Schulschwänzer mit ihren Raps aus dem Zimmer zu locken. Gemeinsam kombinieren Schüler und Lehrerin klassische Musik und Hip-Hop. Die Botschaft ist eindeutig: Nur wenn wir zu unseren Gefühlen stehen, gelingt es uns, andere zu erreichen.
Ob es im konservativen Japan wirklich so ist, dass eine junge Frau einfach machen kann, was sie will, und dadurch auch im Beruf Bestätigung erfährt, bleibt zweifelhaft. Besonders als Grundschullehrerin sind es doch die gesellschaftlichen Strukturen, die Individualismus eher unterdrücken als fördern. Wir haben es also nicht mit einer desillusionierenden Gesellschaftskritik zu tun. Der Film will vielmehr als Ode an Individualismus und Selbstentfaltung verstanden werden – und auf dieser Ebene funktioniert er hervorragend.
A Samurai In Time (Junichi Yasuda)
Leonardo DiCaprio hat sich in Django Unchained wirklich die Hand am Schädel verletzt, und Choi Min-sik hat in Oldboy tatsächlich einen lebenden Oktopus gegessen. Behind-the-Scenes-Storys wie diese können wir zuhauf lesen. Das Bedürfnis nach Realismus im Film wird scheinbar immer größer. Entsprechend spannend ist die Prämisse von A Samurai in Time: Ist ein tatsächlicher Samurai die einzige Hoffnung für den Samurai-Film?
So wird nach und nach die Künstlichkeit aus der Kunst verbannt: Plastikschwerter werden gegen Metallattrappen ausgetauscht, Dialoge und Choreographien werden improvisiert, bis beim Finale alles echt ist – Schwerter, Kampf und Blut. Der Produzent wittert den großen Kinoerfolg und die Protagonisten hoffen, auf diese Weise die Geschichte neu schreiben zu können. Der Wunsch ist, durch das Kino eine zweite Chance für das Geschehene zu bekommen.
Am Ende gibt es die wahre Versöhnung vor der Kamera, auf Blutvergießen wird verzichtet. Doch was die Zuschauer im Kino auf der Leinwand sehen, ist Pathos und literweise Kunstblut – klassisches Samuraikino eben. Was lernen wir daraus? Tarantino hat mit Once Upon a Time in Hollywood die Geschichte umgeschrieben. Junichi Yasuda geht einen anderen Weg: Hier sehen wir mit Kunstblut und Schnitttechnik die Realität nachgestellt, wie sie tatsächlich passiert ist. Dadurch sind wir als Zuschauer wie als Akteure imstande, die Geschichte zu verarbeiten und zu unserem eigenen Narrativ umzudeuten. Yasuda ist mit seinem Debüt etwas Großartiges gelungen, das hoffentlich die leidige Diskussion um den Realismus in Filmen beendet.
Serpent’s Path (Kiyoshi Kurosawa)
In Kurosawas Neuverfilmung seines eigenen Films aus der Zeit vor der Jahrtausendwende folgen wir einer düsteren Rachegeschichte um Albert (Damien Bonnard) und Sayoko (Ko Shibasaki), die den Tod von Alberts Tochter rächen wollen. Dass die Neuauflage in Frankreich spielt, ist sicher kein Zufall – erinnert sie doch stark an französische Crime-Thriller wie Die purpurnen Flüsse oder Der Pakt der Wölfe. Im Zentrum stehen Schuld, Rache und die Abgründe der menschlichen Seele.
Die Atmosphäre ist durchaus gelungen, doch viel Neues erfährt man nicht. Bestenfalls wird deutlich, dass mit dem Verlust der Kinder auch ein Verlust der Menschlichkeit einhergeht. Sayoko und Albert sind durch ihre blinde Wut unfähig geworden, Mitgefühl zu empfinden oder zwischenmenschliche Nähe zuzulassen. Entsprechend spricht Sayokos Mann nur noch zu einer leeren Kamera, während Sayokos Patient vergeblich versucht, eine Verbindung zu seiner Landsfrau aufzubauen. An ihm lässt sich ablesen, wohin totale Isolation führt: Als er erkennen muss, dass er in Frankreich völlig allein ist, stürzt er sich in den Tod.
Am Ende bleibt ein geradliniger Rachefilm – im Guten wie im Schlechten. Die Wendungen der Handlung sind früh absehbar, und lebensnahe Themen sucht man vergebens. Dafür ist alles schön schmutzig, hoffnungslos und brutal. Unterhalten war ich allemal.
Fazit
Super Filme, super Stimmung, super Festival. Ich freu mich auf nächstes Jahr!