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SEXY PINK IM KOPF

BILDBAND-KRITIK

„Ich bin also Fotograf ... der mit Flamingo Island noch einmal von vorn anfängt.“

So Zack Lynch (nicht Zack Snyder) in einem Abschnitt des sonnen- und fantasie-durchfluteten Bildbandes FLAMINGO ISLAND, der das Ergebnis von fünfzehn Jahren teils frustrierender Arbeit, viel Übung, viel Lesen, viel technischer Entwicklung etc. pp. sei. (Und wohl nachvollziehbar ist.)

Läuft, Dude // © Zach Lynch/Salzgeber Buchverlage

Ein Glück, dass sich der vom Fotografen zum Digitalkünstler gewordene Zack Lynch nicht hat entmutigen lassen (Teile des aufwändigen Prozesses beschreibt er im Artist’s Statement). Denn die kreativen Geschichten, fein ausgearbeiteten Bildkreationen, die manches Mal witzigen Kleinigkeiten, Gesten und Ausdrücke in den Posen und Blicken seiner digitalen Models – all das bringt schon große Freude und viel Unterhaltung mit sich.

Dass der 176-seitige Band dazu, dem Titel der unwirklichen Welt mit ihrem zumeist hyperrealen Bilderrausch entsprechend, mit einem Flamingo nebst sexy Kerl in bestem Pink, was auf dem Vorsatzpapier fortgesetzt wird, daherkommt, ist umso fabelhafter. Darum nutzen wir den heutigen Tag der Farbe Pink, um euch diesen großformatigen, bei Salzgeber Buchverlage erschienenen Bildband vorzustellen.

Dass Lynch eines Tages auf die Idee dieses schwulen Utopias kam, liegt nahe. Schon vor nunmehr bald zwanzig Jahren schien Realitätsflucht eine solide Idee, Eskapismus ein gesunder coping mechanism. (Strenggenommen schon weit früher, wie wir euch bald anhand des Bildbandes DREAMLANDS von James Bidgood zeigen werden.) Gerade an Tagen wie diesen scheint ein kleiner Trip nach FLAMINGO ISLAND jedenfalls sinnvoll – und sexy sowieso.

Uhm... Schöner Zapfhahn?!?!! // © Zach Lynch/Salzgeber Buchverlage

Und wenn dieses „Feuerwerk aus Farben, Stimmungen, nackten Körpern und sinnlichen Momentaufnahmen“, das Lynch mit kurzen Geschichten sowie manch einem imaginierten Austausch mit seinen schönen Männermodels anreichert (u. a. über Licht und das Altern von Gebäuden, Schönheitsidealen und Jugend, Reue und Lebenszeit (Abre numa nova janela)), eines ist, dann sexy mit Augenzwinkern. Dazu passt der Bildband, dem das California-Feeling deutlich anzumerken ist, natürlich perfekt in den Sommer, zum Pride Month und zur hoffentlich brodelnden Pride Season.

„Flamingo Island ist mein Lobgesang auf die Schönheit, meine Feier der Schönheit, ihrer flüchtigen Natur, einer Schönheit, die von uns Besitz ergreift, der Schönheit jener Traumwelten, in denen wir alle leben (oder doch so gerne leben würden), sobald wir die Augen schließen. Schönheit von Licht, Haut, Texturen, Farben – und vor allem von Geschichten. Flamingo Island ist meine Hommage an die Geschichten, die wir einander erzählen, und die Geschichten, die wir verschweigen, weil sie nur für uns bestimmt sind.“ - Zach Lynch

Und ich fliege fliege fliege in deinen Saugeiln-schritt // © Zach Lynch/Salzgeber Buchverlage

Auf den insgesamt einhundertzehn (bildlich: 110) Abbildungen geht es zu einem Motel mit Zapfsäulen und Diner bei schummrigem Licht, in und hinter einen Night Club, zu besagten alten Gebäuden, Autos, Motorräder und Flieger spielen eine Rolle (ich spürte gar einen ON SWIFT HORSES-Vibe (Abre numa nova janela)), Mountainbikes zum Vögeln ebenso wie ein Pier zum Nackt-Skaten. Denn Nacktheit ist von Bedeutung, gleichwohl ist sie etwas, für das wir uns nicht schämen sollten (Abre numa nova janela), wie Lynch schreibt (und was das Konzept eines Phil Dlab ist – unsere queer reviews zu dessen drei NOTHING TO HIDE-Fotobänden sind demnächst wieder verfügbar).

Lass fahren, Bro // © Zach Lynch/Salzgeber Buchverlage

Zwar meine ich, einigen der Bilder anzusehen, dass sie wohl aus einer früheren Phase des FLAMINGO ISLAND-Projekts stammen, wirken sie doch ein wenig flach und „farblos“, erinnern an GTA-Spiele aus den späten Nullerjahren. Doch sind es wirklich nur einige wenige. Die meisten „Aufnahmen“ beeindrucken durch ihren Detailreichtum. Seien es die Hintergründe sowie Effekte von Licht und Schatten, insbesondere die Natur oder maritime Gebäude/Gegenden scheinen wie auf Fotografien. Ebenso Konturen und Kleidung, doch auch die feinen, teils prächtigen Schwänze der Kerle wie auch ihre Behaarung wirken oft recht echt. Wobei das Spiel mit der Fantasie vor allem dadurch bereichert wird, dass wir eben doch wissen und erkennen, dass es digitale Kunst ist. Die Realität des Ganzen, die müssen wir uns im Zweifel eben selbst schaffen (was bei Fotobänden mit „echten Menschen“ auch nicht anders wäre, wir wohnen doch eher selten mit einem von ihnen zusammen oder haben sie im engeren Umfeld).

Chillig // © Zach Lynch/Salzgeber Buchverlage

Trainigs- und Umkleideraum, Pool, Strand und Strandhütte, Straßen und ihre Fluchten, all diese Orte werden besucht, sie alle finden statt in dieser anziehenden Utopie, die zum Urlaubmachen und reichlich Cruising einlädt. Denn nicht nur sehen die Kreationen Lynchs unfassbar hot aus, sie sind auch vielseitig, so dass für nahezue jede*n was dabei sein dürfte.

Blonder Sonnyboy, Twink-Skater, Ringsportler, Hot-Readhead, Curly-Haired Dancing Boy, Kerle in Chucks oder Harness, der alterslose Typ (ein Alter haben sie ja alle nicht) mit raspelkurzen Haaren und perfekter Wichsrinne, ein horny Strand-Gefickter, der blonde Macho sowie der Fußballfan mit brasilianischem Einschlag und akrobatische Ficker. Dieses FLAMINGO ISLAND ist in der Tat „ein Musterbeispiel für die Erotik der Vorstellungskraft“, wie der Verlag es schreibt. Jener Zach Lynchs, wie auch unserer eigenen.

Flexing much?! // © Zach Lynch/Salzgeber Buchverlage

Lasst der Fantasie also freien Lauf und, nun, es ist Sommer, die Hemden sind aufgeknöpft, die Hosen kürzer, Wille wie Gemüt bei vielen sonniger. Go for your own Flamingo Island! #justsaying (Aber erst den Bildband holen!)

JW

PS: Aber Achtung beim Cruisen und Co.: Bei steigenden Temperaturen steigt auch das Temperament vieler. So zeigt eine Langzeitstudie aus den USA (Abre numa nova janela), dass in warmen Jahreszeiten gewalttätige Übergriffe zunehmen. Polizei und Rettungsdienste bestätigen diese Eindrücke „gern“. Mehr dazu bald auch in der Rezension von Christina Berndts KLIMARESILIENZ. (Und dass Übergriffe auf Queers zunehmen, nun, das haben wir kürzlich thematisiert (Abre numa nova janela) und muss derzeit, leider, eigentlich gar nicht dazu gesagt werden.)

PPS: Hier gibt es Einhörner statt Flamingos (Abre numa nova janela). Sind auch bunt.

IN EIGENER SACHE: Da unser reguläres Online-Magazin noch immer nicht wieder am Start ist, veröffentlichen wir vorerst hier. Mehr dazu lest ihr in unserem Instagram-Post (Abre numa nova janela) oder auf Facebook (Abre numa nova janela). Außerdem freuen wir uns immer, wenn ihr uns einen Kaffee spendieren wollt (Abre numa nova janela).

Zach Lynch: FLAMINGO ISLAND (Abre numa nova janela); Bildband-Design: Björn Koll, Jan Baszak, Johann Peter Wirth; November 2022; 176 Seiten, 110 Abbildungen, Texte auf Deutsch und Englisch ; Format: 32 x 24 cm; ISBN: 978-3-95985-663-8; Salzgeber Buchverlage; 49,00 €

Tópico Sachbuch

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