Zum Hauptinhalt springen

Die Last der ältesten Töchter

In „Ostblockherz“ beschreibt die Autorin Didi Drobna den Druck, dem älteste Töchter in Migrantenfamilien ausgesetzt sind und wie das vor allem die Beziehung zu ihrem Vater prägte.

Ein Interview

Die Chefredaktion: In deinem Buch beschreibst du, wie dein Vater und du nach Jahren des Kontaktabbruchs wieder langsam zueinander findet. Den Kontakt zu einem Elternteil abzubrechen gilt in den meisten Familien als Tabu, ganz besonders aber in migrantischen, wo die Institution Familie so hochgehalten wird. Wie war das bei euch?

Didi Drobna: Als älteste Tochter meiner migrantischen Familie wurde mir von kleinauf beigebracht, dass es lebensnotwendig ist, dass ich viel für die Familie leiste. Ich war immer erschöpft, gestresst, hatte immer so viel Angst, musste so viele Rollen jonglieren und Verantwortung übernehmen. Ich dachte, die Welt geht unter, wenn ich aus dieser Rolle aussteige. Das ist ein arges Gefühl, niemand möchte für den Untergang der Familie verantwortlich sein. Aber mir ging es nicht gut und ich musste mich voranstellen. Du gibst so viel, bis du dich selber aufgibst. Es war für mich spannend zu sehen, wie mein  Vater den Kontaktabbruch einfach angenommen hat. Er hat nicht einmal gefragt, wieso ich nicht mehr mit ihm rede. Der erste Instinkt, den man in so einer Situation hätte, wäre doch, zu fragen, was los ist, aber er hat einfach so weitergelebt. Das zeigt mir, mit was für Wildheiten er gelernt hat in seinem Leben umzugehen und diese auch noch zu akzeptieren. 

Du verwendest in deinem Buch den Begriff „eldest immigrant daughter“. Ein Phänomen das viele migrantische Töchter kennen und in Zeiten von Social Media oft benutzt wird, um die vielfältigen Rollen zu beschreiben, die diese Mädchen so früh übernehmen müssen.

Um diesen Beitrag lesen zu können, musst du Mitglied werden. Mitglieder helfen uns, unsere Arbeit zu finanzieren, damit wir langfristig bestehen bleiben können.

Zu unseren Paketen (Öffnet in neuem Fenster)

0 Kommentare

Möchtest du den ersten Kommentar schreiben?
Werde Mitglied von Die Chefredaktion und starte die Unterhaltung.
Mitglied werden