#43 Noch unerfüllte Versprechen

In den vergangenen Tagen, direkt im Anschluss an das Podcast Festival in Zürich, bin ich zu Besuch gewesen bei meiner Freundin. Bei einem Ausflug in die Weinberge habe ich dieses Bild gemacht: Reihen um Reihen von Weinstöcken, die dicht mit Trauben behangen sind. Das hat etwas in mir berührt, deshalb habe ich sie fotografiert.
Vielleicht ist es das Gefühl von noch unerfüllten Versprechen und gleichzeitig großem Potential. Da kündigt sich etwas an, dessen Zeichen bereits erkennbar sind, das man sich herbeisehnt, das aber eben noch nicht da ist und deshalb noch nicht genossen werden kann. Etwas, dessen Potenz und Qualität noch unerkannt ist, das aber schön sein wird, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Das, was es jetzt braucht, ist die Geduld, auf diesen Zeitpunkt zu warten und im richtigen Moment das Richtige zu tun.
Vielleicht war das Treffen in Zürich so ein Weinbergmoment, die Begegnung von lauter spannenden und fähigen Menschen, die auf der Suche sind nach etwas Neuem. Wir haben einander zugehört, von einander gelernt und miteinander genossen. Niemand von uns kennt die Zukunft, wir haben unterschiedliche Ahnungen und Erwartungen, und wir nehmen voneinander Hinweise und Ratschläge an, um uns so gut wie möglich auf das Kommende vorzubereiten. Es ist ungewiss, vielleicht besorgniserregend, aber es enthält auch neue Möglichkeiten, die wir jetzt noch nicht klar sehen oder zwar schon sehen, aber noch nicht umsetzen können. Jetzt davon zu sprechen, ist ungefähr so vage, wie ein Wein, der noch gar nicht gekeltert ist. Man kann nur sehr unkonkret von ihm träumen. Wirklich befriedigend ist das nicht.
Wenn ich an die Zukunft denke, dann träume ich von Gemeinschaften, die miteinander Ressourcen, Wissen und Zeit teilen, in denen Menschen Zuspruch und Nähe erfahren, in denen Schönes geschaffen wird und die Zuflucht bieten vor den Stürmen des Lebens. Diese Gemeinschaften gibt es bereits oder finden sich gerade. Wie wichtig sie sind, wird sich womöglich erst in den kommenden Jahren zeigen, wenn es nicht darum geht, dass jeder seine eigenen Vorteile wahrt, sondern dass wir uns gemeinsam um das Wohl aller kümmern. Diese Möglichkeit existiert bereits jetzt. Wir sind gut beraten, wenn wir sie schon einüben.
Ich wünsche Dir eine tolle Woche. Bis nächsten Montag.
Dein Gofi