Warum spiele ich Beachvolleyball?
Das ist eine Frage, die ich mir mit Hilfe des Inselspiels immer mal wieder stelle, um mir die Freude am Sport zu erhalten.
Sommer, Sonne, die perfekte Partnerin, der Turniersieg – das sind so Sachen, die ich mir manchmal vorgestellt, habe, wenn ich an Beachvolleyball gedacht habe. Und dann stand ich im Regen bei einem schlecht organisierten Turnier, wurde Neunte und dachte mir: “Ja, nee, das ist es irgendwie nicht.”

Wir verbringen so viel Zeit mit Beachvolleyball, es ist so viel mehr als ein Hobby und trotzdem wissen die wenigstens Leute, warum genau es ihnen so viel Spaß macht, sie teilweise süchtig danach sind und warum es sich manchmal nicht gut anfühlt.
Wenn wir herausfinden, warum wir Dinge tun, was sie uns geben sollen und ob wir die erhofften Gefühle dadurch tatsächlich erleben, können wir unsere Emotionen viel besser einordnen und klarere Entscheidungen treffen. Ganz ehrlich: Ich habe selbst mehr als zehn Jahre Beachvolleyball gespielt, bevor ich mir zum ersten Mal die Frage nach dem „Warum“ gestellt habe. Jetzt hilft mir das Wissen über mich, gute und klare Entscheidungen für mich zu treffen, die ich hinterher nicht bereue.

Wann macht es besonders viel Spaß?
Was mir dabei hilft, etwas tiefer zu graben und herauszufinden, welche Art Beachvolleyball mich happy macht und was die Umgebung und bestimmte Menschen für eine tiefere Bedeutung in dem Setting haben, ist das Inselspiel. Beim Inselspiel mache ich mir Gedanken darüber, welche Aspekte dazu führen, dass Beachvolleyball besonders viele positive Emotionen bei mir freisetzt. Bestimmte Personen kommen da auf meinen Zettel, dass ich viele Sachen ausprobieren kann auch, oberes Zuspiel, Laser, lustige Momente mit meinen Mitspielerinnen und Gegnerinnen, Fairness, taktische Finessen usw..
All diese Dinge, die ich aufschreibe ordne ich dann bestimmten Werten zu. Bei mir gehören die Werte: Freude, Support, Selbstbestimmtheit, Individualität, Klugheit und mich kraftvoll fühlen dazu und ich frage mich: In welchen Momenten fühle ich mich so, inwiefern kann ich das selbst steuern und welchen Einfluss hat meine Umgebung dabei auf mich? Auf diese Art entscheide ich, mit wem ich spiele, bei wem ich trainiere oder setze die passenden Erwartungen, wenn ich mich mal in ein Setting begebe, in dem eventuell bestimmte dieser Werte nicht erfüllt werden.
Ich kann auch gut ein Spiel verlieren, wenn die Dinge, die mir wichtig sind gegeben sind, zum Beispiel, dass wir ausgelassen sind auf dem Feld, alles geben, klug spielen, aber auch mal über uns selbst lachen können. Gleichzeitig merke ich, wenn ich in bestimmten Kontexten Dinge, die mir wichtig sind und die mir dieses gute Gefühl im Beachvollyball nicht vermitteln, regelmäßig nicht ausleben kann. Dann weiß ich, warum ich gerade keinen Spaß habe und kann mir überlegen, ob ich innerlich oder äußerlich etwas verändere. Seit ich in regelmäßigen Abständen dieses Inselspiel für mich durchgehe, bin ich viel klarer darin zu entscheiden: Mit wem möchte ich trainieren, wo möchte ich wann spielen und wenn ich irgendwo bin, bin ich voll da, denn ich habe mich dafür bewusst entschieden, habe Dinge, die ich nicht beeinflussen kann, nicht auf meine Liste geschrieben und brauche mich somit auch nicht nachträglich ärgern, dass ich Sonne erwartet hatte und es nun regnet oder dass wir mit dem Wilson spielen obwohl ich mit dem Mikasa gerechnet hatte. ; )
Übung: Das Inselspiel
Notiere dir untereinander als Liste 16 Dinge, die dir wichtig sind, wenn du Beachvolleyball spielst. Das kann alles mögliche sein, zum Beispiel: Wärme, Meer, bestimmte Mitspieler, eine entspannte Atmosphäre, das Essen danach. Es geht nicht so sehr darum, Dinge aufzulisten, die du in deine Sporttasche packen würdest. Es geht vielmehr darum, dir dein persönliches Szenario zu basteln. Du kannst davon ausgehen, dass alle notwendigen Dinge wie Netz, Pfosten, Sand, Ball vorhanden sind. Es geht darum, die Dinge aufzuschreiben, die für dich besonders wichtig sind, das kann auch sein, hart auf den Ball zu hauen oder viele Abwehrbälle zu erlaufen. Wenn aber zum Beispiel der Ball oder deine Sonnenbrille eine besondere emotionale Bewandtnis für dich haben, schreib diese Dinge gern auf.
Das Wichtigste bei dieser Übung ist, sie ohne Wertung zu machen. Nimm die Begriffe, die dir zuerst und intuitiv einfallen und hinterfrage oder korrigiere sie nicht mit deinem Verstand. Alles was kommt ist ok und genau richtig in dem Moment. Lass dir auch nicht von jemand anderem erzählen, was du aufschreiben solltest oder müsstest. Diese Übung kann nur jeder für sich allein machen. Es geht dabei darum, ehrlich zu dir selbst zu sein, denn am Ende möchtest du dir ja selbst ein gutes Gefühl geben durch das Beachvolleyball spielen. In einigen Lebensphasen sind uns manche Dinge wichtiger als in anderen, deshalb kannst du diese Übung ruhig häufiger machen. Du wirst vermutlich jedes Mal ein etwas anderes Ergebnis erzielen, denn wir verändern uns ständig.
Vielleicht unterscheiden sich die Dinge auch, je nachdem, ob du ein Turnier spielst, zum Training gehst oder zum Beispiel in ein Camp fährst, daher kannst du diese Liste auch gern mit unterschiedlichen Schwerpunkten ausfüllen. Generell empfehle ich, es beim ersten Mal für Beachvolleyball an sich zu machen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie du zu dem Sport stehst. Wenn du mit der Liste fertig bist, schreibe neben jedes Wort einen Wert, also das Gefühl oder das Bedürfnis, das diese Sache erfüllt. Zum Beispiel kann die bestimmte Mitspielerin für den Wert Freundschaft stehen, die Möglichkeit, draußen Sport zu machen für Freiheit, die Abwehr für Spaß oder dafür, Dinge zu schaffen usw. Danach fasst du die Werte oder Beschreibungen immer weiter zusammen bis nur noch ein paar Schlagworte so fünf bis sechs übrig sind. Das sind die Dinge, die dir gerade besonders wichtig sind und du kannst dir überlegen, wie du diese Gefühle im Training oder im Turnier für dich erlebbar machen kannst und auch, auf welche du zugunsten von anderen auch mal verzichten kannst.
Es geht es nicht darum, dass alle unsere Werte immer zu hundert Prozent erfüllt sind. Du wirst aber schnell merken, warum dir gewisse Turniere oder Trainingseinheiten mehr Freude bereiten als andere. Ziel ist es, dir stets möglichst viele deiner Bedürfnisse zu erfüllen. Unsere Werte zu kennen, hilft auch dabei, Entscheidungen zu treffen und dazu zu stehen.

Diese Übung nennt sich „Das Inselspiel“. Du kannst sie bezogen auf diverse Segmente anwenden: Beruf, Partnerschaft oder auch mit der Frage: Was ist mir generell im Leben wichtig? Vielleicht taucht auch dort wieder Beachvolleyball auf und steht für einen bestimmten Wert.