Kostengünstige Medikamentenkombination könnte das Risiko eines zweiten Herzinfarkts und Schlaganfalls senken
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weltweit die häufigste Todesursache. Besonders nach einem ersten Herzinfarkt oder Schlaganfall ist das Risiko für ein weiteres kardiovaskuläres Ereignis hoch. Eine neue medizinische Erkenntnis sorgt nun für Aufmerksamkeit: Eine einfache, kostengünstige Kombination aus bewährten Medikamenten kann das Risiko eines zweiten Herzinfarkts oder Schlaganfalls deutlich reduzieren.
Die Idee hinter der „Polypille“
Die sogenannte Polypille kombiniert mehrere Wirkstoffe in einem einzigen Medikament. Typischerweise enthält sie:
einen Blutdrucksenker
einen Cholesterinsenker (z. B. Statin)
Acetylsalicylsäure (ASS) zur Blutverdünnung
Diese Kombination zielt auf die drei wichtigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen: hohen Blutdruck, hohe Blutfette und Blutgerinnsel. Anstatt mehrere Tabletten einzeln einzunehmen, erhalten Patient:innen eine Komplettlösung – einfacher, günstiger und wirksam.
Studien zeigen klare Vorteile
Mehrere internationale Studien, u. a. aus Spanien, Indien und Lateinamerika, haben den Nutzen der Polypille bei Menschen untersucht, die bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben.
Ergebnisse:
Reduktion des Risikos für einen weiteren Herzinfarkt um bis zu 30 %
bessere Medikamententreue (höhere Therapietreue durch einfache Einnahme)
geringere Kosten pro Patient
gute Verträglichkeit und Sicherheit der Kombination
Vor allem in Ländern mit eingeschränktem Zugang zu ärztlicher Versorgung oder bei älteren Patient:innen mit vielen Medikamenten kann die Polypille eine wichtige Rolle spielen.
Warum ist die Kombination so wirkungsvoll?
Das Konzept basiert nicht auf neuen Wirkstoffen, sondern auf dem gezielten Zusammenspiel bewährter Medikamente. Diese wirken gemeinsam:
Blutdrucksenker: Entlasten das Herz und verringern den Druck auf die Gefäße
Statine: Senken den Cholesterinspiegel und wirken entzündungshemmend
ASS: Verhindert die Bildung von Blutgerinnseln, die zu Infarkten führen können
Dadurch wird das Risiko für eine erneute Gefäßverengung oder ein Gerinnsel deutlich verringert – ein zentraler Punkt in der Sekundärprävention.
Vorteile der Polypille im Überblick
Kostengünstig – besonders wichtig für das Gesundheitssystem und Patient:innen mit geringem Einkommen
Einfache Anwendung – nur eine Tablette täglich
Bessere Therapietreue – weniger Vergesslichkeit durch reduzierte Pillenzahl
Wissenschaftlich gut untersucht – basierend auf bewährten Wirkstoffen
Für wen ist die Polypille geeignet?
Die Medikamentenkombination eignet sich vor allem für:
Menschen mit bereits erlittenem Herzinfarkt oder Schlaganfall
Patient:innen mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko
Menschen mit mehreren Risikofaktoren (z. B. Diabetes, Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte)
Wichtig: Die Einnahme sollte nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen. Nicht alle Patient:innen sprechen gleich auf die Kombination an, und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten müssen ausgeschlossen werden.
Fazit
Die Polypille ist ein vielversprechender Ansatz in der Sekundärprävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Durch die Kombination mehrerer kostengünstiger Wirkstoffe kann sie das Risiko eines zweiten Herzinfarkts oder Schlaganfalls signifikant senken – und das mit vergleichsweise geringem Aufwand. Für viele Patient:innen könnte diese einfache Lösung den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.