Liebe Pfefferhasis und Newsletter-Mäuse,
mir gehen die Worte aus, um mein Entsetzen über den Genozid auszudrücken, exekutiert vor unser aller Augen, toleriert von der Weltöffentlichkeit und unterstützt unter anderem von der deutschen Bundesregierung. Fassungslos macht mich aber auch der deutsche Diskurs darüber. „seit monaten empören begrifflichkeiten mehr als das sterben von menschen. wie kann ein wort wie genozid mehr widerstand auslösen als das bewusste aushungern von kindern? wer bei sprache laut wird, aber bei kriegsverbrechen schweigt, sollte sich fragen, was mit seiner menschlichkeit passiert ist“, schrieb Asha Hedayati am Donnerstag auf Bluesky (Opens in a new window). Deutschland gewinnt gerade den internationalen Wettbewerb im Realität-Verdrehen. In einem Kommentar für die Tagesschau (Opens in a new window) schreibt Georg Schwarte aus dem ARD-Hauptstadtstudio, die „Die Hamas-Schlächter“ seien „Ausgangspunkt und Ursache für all das, was die Welt seither in Gaza erleben muss“. Moment, was? Nicht nur wird hier verschwiegen, dass es Israel ist, das tagtäglich Kriegsverbrechen und Verstöße gegen das Völkerrecht begeht, es wird auch komplett unsichtbar gemacht, wer das Opfer ist. Nicht „die Welt“ muss das „in Gaza erleben“ – die Palästinenser*innen sind es, die getötet, verletzt, vertrieben – vernichtet – werden. Eine derartige Verdrehungskunst ist selbst im Cirque du Soleil nicht zu erwarten. Auch der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck wird es den Palästinenser*innen nie verzeihen, was Israel ihnen antut. Mit tränenerstickter Stimme bekundet er bei Markus Lanz (Opens in a new window), dass er sich die „Kritik an der israelischen Politik“ „rauspressen“ müsse. Das völkerrechtswidrige Vorgehen des Landes, dem er „sich so verbunden fühlt“, verharmlost er, wenn er es nicht etwa als planvolles Handeln bezeichnet, sondern schlicht behauptet, Israel sei „auf Abwege“ geraten. Es sei eine „tiefe Traurigkeit“ in ihm – nicht etwa um die Opfer, sondern um das illusorische Israel-Bild, dass er sich über Jahrzehnte zurechtgelegt hat. Der selbsternannte „Philosemit“ stellt klar „Es ist für mich kein Genozid“. Nunja, Genozidforscher*innen sehen das anders (Opens in a new window).
Mit jeder neuen Stufe, die die Grausamkeit des Völkermords erklimmt, dreht sich die Wahnspirale der Staatsräson-Ultras eine Umdrehung weiter. Mir gehen – wie gesagt – die Worte aus.
Im Wochenrückblick geht es u.a. um den Ausschluss von trans Athletinnen von den Olympischen Spielen, um die Störung des AfD-, äh, ARD-Sommerinterviews und Israels Angriffe auf die humanitäre Nothilfe in Gaza.
Das wars für heute. Danke euch – wie immer – fürs Lesen,
habt es gut und passt auf euch und einander auf
Ulla