Welche Chancen hat ein Foodcampus in Massen?
Hintergrund / Wissenschaft in Elbe-Elster
August 2025
Elbe-Elster hat bislang noch kein großes Strukturprojekt. Nun will der Landrat einen Campus für nachhaltige Ernährung bauen. Doch noch fehlen wichtige Zutaten.
Von Christine Keilholz

In Massen hat Landrat Christian Jaschinski (CDU) Großes vor. Die Gemeinde im Amt Kleine Elster hat knapp 2.000 Einwohner, ist eher beschaulich als dynamisch. Aber es gibt einen Industrie- und Gewerbepark (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Hier will Jaschinski einen Campus für Nachhaltige Lebensmittelerzeugung bauen. Schon 2028 soll die Einrichtung stehen und 50 Menschen beschäftigen.
„Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Weichen für eine resiliente und zukunftsorientierte Ernährungswirtschaft in der Lausitz zu stellen“, ist Jaschinski überzeugt. Das hat er so auch dem Landtagsabgeordneten Michael Schierack (CDU) gesagt, der vorige Woche die Kreisverwaltung in Herzberg besuchte. Das Projekt braucht politische Unterstützung. Die ist bisher außerhalb von Elbe-Elster nicht auffällig groß.
Elbe-Elster liegt eher in der Peripherie des Strukturwandels. Große Projekte für Industrie und Forschung sind im Kreis noch nicht angekommen. Dennoch ist in der Kreisverwaltung die Hoffnung groß, dass die Strukturmilliarden auch im ländlichen Raum etwas bewirken. „Das Cluster für die großen Investitionen befindet sich in Cottbus und Umgebung“, sagte Jaschinski im November im Interview mit Neue Lausitz. „Man muss sich Verbündete suchen, um immer wieder klarzumachen, dass der ländliche Raum genauso seine Investitionen braucht und ein Recht darauf hat, dass hier etwas getan wird.“
Geld und renommiertes Personal gesucht
Das will er mit dem Lebensmittel-Campus erreichen. Ein Zentrum für Forschung und Anwendung sowie Aus- und Weiterbildung schwebt dem Landrat vor. Die Gegend um Massen ist landwirtschaftlich geprägt. Die Betriebe brauchen Nachwuchs und der Kreis ein vorzeigbares Großprojekt mit Wissenschaftsanbindung. Dennoch ist das Vorbild ein urbanes: In Berlin befindet sich ein ähnlicher Foodcampus (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) im Aufbau. Naheliegend ist daher eine Kooperation, die dazu beitragen könnte, junge Großstädter für den Kreis zu gewinnen.
Mögliche Partner sind auch vorhanden. Das Deutsche Institut für Lebensmitteltechnik (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) in Quakenbrück und das Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) in Finsterwalde unterstützen das Projekt. Ebenso das Institut für Lebensmittel- und Umweltforschung (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) in Bad Belzig. Die drei sind allerdings Vereine ohne feste Anbindung an eine Universität oder Forschungsgemeinschaft. Für den Foodcampus ist das ein Problem.
Es bedeutet: Ein finanzieller Beitrag ist aus dieser Richtung kaum zu erwarten. Doch ein Campus mit Strahlkraft, der Fachkräfte ausbilden und Gründer unterstützen soll, wird teuer und braucht renommiertes Personal. Woher das kommen soll, beantwortet allerdings die Machbarkeitsstudie nicht, die der Kreis hat anfertigen lassen. Im Frühjahr lag die Studie vor. Landrat Jaschinski zieht daraus den Schluss: „Das Vorhaben ist umsetzbar.“
Machbar, aber nicht investiv
Beim Land Brandenburg ist man skeptisch. Die langeseigene Wirtschaftsregion Lausitz (WRL) hatte für die Studie zwar 48.000 Euro aus Stark-Mitteln beigesteuert, ist aber vom Ergebnis wenig begeistert. Es fehle eine Grundfinanzierung ebenso wie die Aussicht darauf, dass das Projekt sich langfristig wirtschaftlich tragen kann. Die Machbarkeitsstudie habe erwiesen, dass das „in der angedachten Form nicht gegeben“ sei. Solange diese Finanzierungslücke bestehe, sei „kein investives Projekt für den Campus über Strukturstärkungsmittel angedacht“, teilte die WRL auf Anfrage von Neue Lausitz mit.
Abgehakt ist der Foodcampus damit noch nicht. Jaschinksi konnte Anfang April den Kreistag dafür gewinnen, das Projekt weiter zu verfolgen. Der Landrat soll demnach eine Trägerstruktur für den Campus erarbeiten. Wo genau das Projekt steht, wollte das Landratsamt auf Anfrage nicht mitteilen. Der Landtagsabgeordnete Schierack zeigte sich jedenfalls offen für das Vorhaben. Er hat versprochen, die Projektunterlagen eingehend zu prüfen.