newsletter #7
Heute bekommt ihr den Newsletter von der schönen Insel Teneriffa. Pool, PEP-Talks und Pillenpackungen treffen auf kluge Bücher und das Inselspiel.

Buenos días, queridos!
Heute bekommt ihr den Newsletter von der schönen Insel Teneriffa. Zum ersten Mal schreibe ich nicht an meinem iMac, sondern am iPad mit externer Bluetooth-Tastatur. Früher habe ich nur am Laptop gearbeitet, immer von unterwegs geschrieben, doch seit ich mir Anfang 2024 den iMac gegönnt habe, sind mir die Vorteile des großen Bildschirms bewusst geworden, gerade für grafische Arbeiten. Es hat mich aber auch ein bisschen unbeweglich gemacht. Ich möchte gern zurückkehren zu meinem schreiberischen Nomadendasein, zu den Momenten, an denen ich Texte auf Parkplätzen oder zwischen zwei Volleyballspielen in der Umkleidekabine fertiggestellt habe. Daher freue ich mich, euch jetzt mit Blick auf den Atlantischen Ozean diese Worte zu schicken.

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Beachvolleyball bis zur Niederkunft
Am Wochenende hatte die German-Beach-Tour Station in Berlin, so wie schon am Wochenende davor und mir sind zwei lustige Dinge aufgefallen: Vor einer Woche hatten viele Regenschirme dabei, weil es die einzige Möglichkeit war, auf der Tribüne Schatten zu generieren. Es war so unerträglich heiß, dass ich nach drei Sätzen aufgab und mich hinter der Tribüne in den Schatten stellte. Dort wartete ich auf meine hochschwangere Freundin, die wenige Tage vor der Niederkunft ihrer Tochter fröhlich noch ein Spiel anschaute. Das wird auf jeden Fall eine Beachvolleyballerin. Als ich hier aus Teneriffa die Bilder von dieser Woche auf Instagram gesehen habe, fiel mir auf, dass wieder alle Leute Regenschirme dabei hatten. Diesmal allerdings für die ursprünglich gedachte Nutzung, und teilweise auch, um sich vor Hagelkörnern zu schützen.
Aus dem Leben einer Eintagsfliege
Was mich außerdem am Sonntag früh laut auflachen ließ, war der Post von Eric Stadie-Seeber. Er berichtete darin von einem wilden Tag, in dem er und sein Partner den Einzug ins Halbfinale geschafft hatten. Darunter waren einige Kommentare und ich dachte, wie absurd lustig es wäre, wenn wir bei unseren A-Turnieren so einen Post machen würden. Der Beitrag wäre einfach schon veraltet, bevor jemand überhaupt ein Herzchen druntersetzen könnte. Letztes Wochenende haben wir uns genau fünf Minuten über unseren Einzug ins Halbfinale gefreut, eine knappe Stunde später spielten wir schon um Platz drei. Während die Pros auf der GBT ein bis maximal zwei Spiele am Tag haben, spielen wir sechs bis acht. Alles, was du erreichst, ist sofort wieder Vergangenheit. Man muss so einen Turniertag zelebrieren, als wäre man eine Eintagsfliege.
Die Bücher, die ich lese…

Im newsletter #6 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) habe ich von dem Buch „Während die Welt schlief“ von Susan Abulhawa erzählt, in dem die Folgen aus der Gründung des Staates Israel für die arabische Bevölkerung in Palästina beschrieben werden. Inzwischen habe ich das Buch zu Ende gelesen und kann es absolut empfehlen. Ich mag es immer gern, wenn historische und politische Ereignisse in Romanform beschrieben werden, weil es tiefer bei mir landen kann als in einem Sachbuch. Gleichzeitig schätze ich, wenn die Geschichten gut recherchiert sind – beides ist bei Susan Abulhawa der Fall. Es zeigt, wie Geschichte miteinander verwoben ist, und ich habe mich gefragt, wie Palästina wohl heute aussehen würde, wenn es den Holocaust nicht gegeben hätte. Gleichzeitig hatte ich direkt das Bedürfnis, die israelische Perspektive zu lesen, obwohl ich auch sagen muss, dass Susan Abulhawa diese in Teilen integriert hat, einfach schon dadurch, dass zwei arabische Brüder getrennt wurden und der eine als jüdischer Israeli aufwuchs. Der Identitätskonflikt, als er bemerkte, dass die Menschen aus Palästina, die er erzogen wurde zu hassen, eigentlich seine Ursprungsfamilie waren, fand ich sehr berührend. Dazu passt der Titel des Buches, das ich danach angefangen habe. Es heißt: „Den Schmerz der Anderen begreifen“. Charlotte Wiedemann beschreibt darin unterschiedliche Schmerzpunkte und Widersprüche unserer Welt, von der Kolonialisierung über den zweite Weltkrieg bis in die heutige Zeit. Das Buch habe ich aber zu Hause gelassen, weil ich hier im Urlaub ein bisschen Leichtigkeit brauchte.

Damit kommen wir zu einem Buch über Beachvolleyball, das der US-amerikanische Journalist und Spieler Travis Mewhirter herausgebracht hat, ich glaube sogar im Self-Publishing. Es heißt „We were Kings - a deep dive inside the lives of professional beach volleyball players“. Es ist für alle, die schonmal versucht haben, auf die deutsche Tour zu kommen, sei es in echt oder in Gedanken, die aktuell dort spielen oder sich einfach gern mit unserem Sport beschäftigen: Dieses Buch über die AVP-Tour, die höchste Beachvolleyball Tour in Amerika, öffnet neue Perspektiven. Travis erzählt die Geschichten unterschiedlicher Spieler, beschreibt die Rollercoaster von der gewonnenen Quali über die fette Klatsche im Main Draw, die immer wieder gegenwärtige Fragen: „Was mache ich hier? Lohnt sich das überhaupt?“, und den Zauber, den unser Sport in sich trägt. Ich finde es gerade richtig schön, dieses Buch im Sommerurlaub zu lesen, es lässt mich darüber nachdenken, so ein ähnliches Buch auch für unsere deutsche Community zu schreiben und es hat mich an die Geschichte von Tommi Schmidt (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) erinnert.

Was will ich - und warum?
In der Reihe beachvolleyball.stories (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) schreibe ich über Menschen aus unserer Beach Bubble. Die Geschichte von Tommi beschreibt, wie ein Junge, der einfach nur glücklich war, wenn er Ball spielen konnte, bei dem Versuch seinen Traum, die Deutsche Beachvolleyball Meisterschaft zu spielen, weit über die Grenzen seines Körpers ging und beinahe seine Spielfreude verlor. Ich glaube, wir kennen alle dieses Gefühl, etwas unbedingt zu wollen und uns zwischendurch zu fragen, ob wir zu wenig oder zu viel für unseren Traum geben und ob unser Traum noch unser Traum ist - egal, ob es um Beachvolleyball oder andere Themen geht. Um der Frage nach dem Warum nachzugehen und zu checken, ob ich auf dem richtigen Weg bin, spiele ich gern das Inselspiel, das ich während meiner Ausbildung zur NLP-Trainerin kennengelernt habe. Es hat mir schon in vielen wichtigen Lebensentscheidungen einen guten Dienst erwiesen, deshalb hab ich es für euch aufgeschrieben (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).

Geniale Fragen und Gäsehaut-Pep-Talk
Bei einem Beachvolleyball-Turnier habe ich neulich genau diesen einen Aspekt gefühlt, der mir beim Spielen so wichtig ist und das ist mir auch deshalb so deutlich aufgefallen, weil ich gerade erst das Inselspiel gespielt hatte: Ich liebe es, mich auf dem Feld kraftvoll zu fühlen. Ich fühle mich kraftvoll, wenn ich aus einer Abwehr heraus den Punkt mache und wenn ich Ballsicherheit fühle. Neulich hat mich eine Partnerin, mit der ich noch nie vorher gespielt hatte gefragt, was für mich eher ok wäre: Wenn sie aus einer Abwehr heraus den Ball zu weit weg oder zu dicht ans Netz stellt. Die Frage fand ich genial, denn Pässe auf der Netzkante oder auf die andere Feldseite sind für mich Bälle, die mir am ehesten die Energie rauben. Mir fällt es viel leichter aus einer Situation weiter weg vom Netz noch einen druckvollen Ball zu spielen, als hinter dem Ball her springen oder der gegnerischen Blockspielerin dabei zusehen zu müssen, wie sie den Ball ins Feld wirft. Das kann für eine andere Person ganz anders sein, daher ist es gut, das zu wissen, für mich und für meine Partnerin.
Mich kraftvoll zu fühlen ist übrigens auch das erste Gefühl, das ich verliere, zum Beispiel, wenn ich im Side out angespielt werde und meinen Ball nicht auf den Boden bekomme. Auch da hatte dieselbe Partnerin eine gute Herangehensweise. In einer Situation, als ich gerade sehr gut im Spiel war, mich also kraftvoll gefühlt habe, hat sie gefragt, was ich brauche, sollte es bei mir mal nicht laufen. Ich erzählte ihr, dass ich keine Tipps brauche, wo ich hinspielen soll oder so ein aggressives Antreiben, sondern eine Erinnerung an meine Stärke, weil ich unter Druck einfach nicht mehr darauf zugreifen kann, dass ich gut bin. Im nächsten Spiel kamen wir genau in diese Situation und vor dem Tie-Break gab sie mir so einen süßen und motivierenden Pep-Talk, der mich die beiden unnötigen Fehler am Ende des zweiten Satzes vergessen ließ und mich mit ganz viel neuer Energie aufs Feld schickte, so dass wir den dritten Satz für uns entschieden und im Halbfinale standen. Wie schnell die Freude darüber wieder vorbei war, habt ihr ja oben schon gelesen. :)
„Guck mal, was ich kann“
Richtig vorbei war es mit der Freude in der folgenden Nacht. Warum Schmerzen nachts immer schlimmer sind als am Tag, warum ich am letzten Tage vor dem Urlaub in zwei Arztpraxen war und wie unangenehm es ist, nicht sprechen zu können, habe ich in einem kleinen lustigen Text zusammengefasst: Kehlkopf, Keuchhusten und andere Kuriositäten (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).
So jetzt springe ich wieder in den Pool. Ich wünsche euch eine zauberhafte Woche, den nächsten Newsletter gibt es am 8. September. Darin findet ihr dann die August-Reflexion, Reiseerlebnisse aus Teneriffa und all das, von dem ich jetzt noch nicht weiß, dass es passieren wird.

Sonnige Grüße aus ninjaswelt, dieses Mal aus El Sauzal.